Noch ein Kuss
anderen Seite stimmte er ihr aus vollem Herzen zu.
»Ich habe die ganze Hochzeit geplant, und nichts ist so geworden, wie ich es wollte … Niemand hat auch nur einen Gedanken daran verschwendet, wie ich mich dabei fühle, aber das hier … « Carly hob den Spitzensaum des Kleides ein wenig an. »Das war allein meine Entscheidung.« Sie stöhnte laut. »Oder sollte es sein.«
»Carly«, fing Mike vorsichtig an, »denk mal darüber nach, was du gerade gesagt hast.«
»So viel zu der perfekten Hochzeit.«
Sie hörte ihm gar nicht zu. So als wäre es seine letzte Chance, zu ihr durchzudringen, packte Mike sie an beiden Armen. »Die Hochzeit ändert nichts an der Tatsache, dass die beiden Menschen, um die es geht, weit davon entfernt sind, das Paar zu sein. Alle Planungen der Welt können das nicht ändern.«
Der betroffene Ausdruck auf Carlys Gesicht brach ihm fast das Herz.
»Wie kannst du es wagen?«
Mike fluchte stumm. »Ich wage es, weil du es nicht tust. Du hast es doch selbst gesagt. Nichts an dieser Hochzeit ist so gelaufen, wie du es gewollt hast. Niemand, nicht einmal mein Bruder, den ich liebe, der aber auch ein Ekel sein kann, hat sich um deine Wünsche gekümmert.«
Carly versuchte, sich loszureißen, doch Mike hielt sie eisern fest. »Und was sagt dir das?«, fragte er.
»Das geht dich nichts an.« Carly entwand sich seinem Griff.
»Da hast du recht, aber ich kann nicht herumsitzen und dieser Farce noch länger zusehen. Wenn ich dich nicht mit dem konfrontiere, was du nicht sehen willst, was für ein Freund bin ich dann?« Erregt fuhr Mike sich mit den Fingern durchs Haar.
Nachdenklich legte Carly den Kopf schief. Obwohl ihre Augen nach wie vor tränenfeucht schimmerten und ihr Schmerz beinahe greifbar war, spürte Mike, dass sie ihm nun zuhörte. Endlich.
»Also, Schätzchen, ihr seid zwei verschiedene Menschen mit völlig unterschiedlichen Persönlichkeiten. Das macht keinen von euch zu einem falschen oder schlechten Partner. Es ist einfach so, und es wird Zeit, dass du dich dieser Tatsache stellst.«
»Was gibt dir eigentlich das Recht, über uns zu urteilen?«, fragte Carly.
»Nichts, verdammt nochmal. Aber ich liebe meinen Bruder, und dich … hab ich sehr gern. Eine Ehe ist etwas Endgültiges. Versprich mir, dass du darüber nachdenken wirst.«
»Was soll ich deiner Meinung nach tun? Meine Verlobung eine Woche vor der Hochzeit wieder auflösen?« Vor lauter Anspannung versagte Carly die Stimme.
»Wenn es das ist, was sich für dich richtig anfühlt, ja.«
»Ich habe ein gegeben.« Carly ging in dem kleinen Flur auf und ab und blieb dann vor ihm stehen. »Weißt du überhaupt, was das bedeutet?«
»Carly … «, sagte Mike mit einem warnenden Unterton. »Lass uns nicht persönlich werden.«
»Aber es ist sehr persönlich! Wie kann ein bindungsunfähiger Mensch wie du mir so einen Ratschlag geben? Was weißt du denn schon von Verpflichtungen? Davon, für jemanden da zu sein, in guten und in schlechten Tagen?« Sie schnappte nach Luft. »Wenn es eng wird, setzt du dich doch in den nächsten Flieger, ist es nicht so?«
»Ich werde diese Beleidigung ignorieren. Wir reden hier über dich, schon vergessen? Noch geht es für dich nicht um gute oder schlechte Tage, meine Liebe. Und ich schlage vor, dass du schnellstens das Weite suchst, bevor es so weit kommt.« Unfähig zu glauben, dass er genau das gesagt hatte, was ihm seit dem ersten Tag auf der Zunge lag, stieß Mike den Atem aus.
Carly kniff die Augen zusammen. »Du hast kein Recht dazu.«
»Vielleicht nicht, aber falls du meinen Bruder heiratest, läufst du genauso vor etwas davon, wie ich es angeblich tue. Ich habe zwar noch nicht herausgefunden, warum, aber ich kenne die Anzeichen. Der einzige Unterschied zwischen dir und mir ist, dass du, wenn du eines Morgens krank an Herz und Seele wach werden wirst, an dein großartiges Versprechen gebunden bist.«
Auf eine Ohrfeige gefasst sah er Carly ins Gesicht. Doch stattdessen ließ sie sich auf einen Stuhl fallen und schlang die Arme um sich wie ein verlassenes Kind. Der Anblick versetzte Mike einen Stich. Obwohl er sie gern in den Arm genommen hätte, war davon auszugehen, dass sie ihn nicht an sich heranlassen würde.
Auch gut, sagte er sich. Nachdem er seine Bedenken losgeworden war, lag der Rest nun bei ihr. »Du musst einige Entscheidungen treffen, ehe es zu spät ist.« Er holte tief Luft. »Du sagst, du bist es leid, Kompromisse zu schließen? Dann beweis es.«
Carly hob den
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