Noch ein Kuss
die.«
Zu wenig und zu spät, dachte Carly.
»Warum hast du dich denn nicht eher beschwert?«
»Habe ich doch. Immer wieder.« Ohne dass es irgendetwas geändert hatte. Die Hochzeitsvorbereitungen hätten sie zusammenschweißen sollen, doch das Gegenteil war der Fall. Ihre Beziehung hatte sich verschlechtert, und keiner von ihnen hatte die Warnzeichen früh genug erkannt, um das Problem in den Griff zu bekommen. Wenn Peter sein Herz befragte, so wie sie es getan hatte, würde nicht auch er entdecken, dass es ihm in Wahrheit nicht wichtig genug gewesen war, um sich damit zu befassen? Jeder von ihnen hatte sich etwas von dieser Verbindung versprochen. Doch leider waren sie zwei Menschen, die zwar dieselben Ziele hatten, aber nicht dieselben Wünsche und Bedürfnisse.
Mit feuchten Augen sah Carly zu Peter auf. »Du hast einfach nicht hören wollen.«
»Alle Pärchen bekommen kurz vor der Hochzeit Bammel. Ich bin sicher, dass wir eine Lösung finden, uns in manchen Dingen einigen können und so weiter.«
In Carly begann etwas zu brodeln, das drohte, sich entweder in Tränen oder in hysterischem Gelächter zu entladen, genauer konnte sie es nicht sagen. Sie schüttelte den Kopf. »Schluss damit, Peter.« Sie war zu einer Entscheidung gelangt und hatte die Absicht, sie auch umzusetzen. Doch die Entschlossenheit in ihrer Stimme überraschte sie selbst.
Peter schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich wusste, dass ich meinem wohlmeinenden Bruder nicht trauen kann.« Er stand auf, kam um den Tisch herum und kniete vor Carly nieder. »Wenn es hier um Regina gehen sollte – das ist vorbei. Ich schwöre, dass sie nichts mit uns zu tun hat. Das hatte ganz andere Gründe. Von jetzt an … «
Carly versuchte, die Bedeutung seiner Worte zu erfassen, aber in ihrem Kopf ging alles durcheinander, und sie schaffte es nicht, klar zu denken. Die Botschaft der Gefühle, die sie überrollten, war dagegen viel klarer. Sie spürte Trauer, Schmerz und Wut. Und damit löste sich jeder Grund, aus dem sie Peter als Verlobten gewählt hatte, vor ihren Augen in Luft auf.
Und während seine Entschuldigungen flehentlich wurden, erhob sie sich offenbar zu schnell von ihrem Stuhl, denn der Raum begann sich um sie zu drehen, und sie lehnte sich haltsuchend an die Wand. Irgendwie konnte sie sich nicht dazu bringen, die Wahrheit zu akzeptieren. »Willst du mir damit sagen, dass du mich betrogen hast?« Sie musste hören, wie er es sagte.
»Wusstest du das nicht?«
»Nein.« . Und das, stellte Carly fest, kränkte sie am meisten.
Sie schluckte schwer. »Tja, ich bedaure nur, dass ich mir schlaflose Nächte bereitet habe, weil ich nicht wusste, wie ich es dir am schonendsten beibringen soll.« Sie raffte die Reste ihres lädierten Stolzes zusammen und hüllte sich darin ein, wie in einen warmen Mantel, doch nichts half gegen die Kälte, die sich in ihrem Herzen breitmachte.
»Bitte, Carly.« Peter stand auf und kam auf sie zu.
»Bitte, was?«, fragte Carly. »Tu das nicht?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe meinen ganzen Mut gebraucht, um das zu tun, was für uns beide richtig ist, während du nicht einen Gedanken an mich verschwendet hast.«
»Das ist nicht wahr.« Peter legte eine Hand auf ihren Arm.
Sie schüttelte ihn ab. »Fass mich nicht an.«
»Es tut mir leid.«
Ein kurzes Klopfen an der Tür erinnerte Carly schlagartig wieder an ihre Umgebung. Auch wenn sie nicht damit einverstanden war, wie ihre Mutter ihr Leben gelebt hatte, hatte Carly eine Lektion gut gelernt: Behalte deine Privatangelegenheiten für dich und trag dein Herz nicht auf der Zunge. Obwohl sie sich nie damit abgefunden hatte, dass ihre Mutter sich weigerte, über das schmerzhafte Erlebnis, das ihr Leben erschüttert hatte, zu reden, verstand Carly diesen Schutzmechanismus plötzlich ein wenig besser als früher. Ein Anwaltsbüro war kein Ort für Theatralik oder Streit, und ihre Gefühle gingen niemanden etwas an. Peter hatte es nicht verdient zu wissen, wie sehr er sie mit seiner Affäre verletzt hatte.
Die Tür flog weit auf, und Mike stand im Rahmen. In seiner üblichen Jeans, dem schwarzen T-Shirt und den Wanderschuhen wirkte er sehr sexy und maskulin. Wie ein Mann, der sich in seiner Haut wohlfühlte.
Carly schüttelte den Kopf. Ihr konservativer Exverlobter hatte nie eine Chance gehabt. Mit einem Mal wurde ihr klar, dass Mike ihre eigene wildere Seite ansprach. Den Teil, den sie ohne Erfolg zu unterdrücken und zu verstecken versucht hatte.
Um sich
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