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Noch einmal leben

Noch einmal leben

Titel: Noch einmal leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Sie jährlich Zwanzigtausend mehr auf Ihrem Konto haben, und das ein Leben lang. Diese Summe entspricht der Anlage von einer halben Million Dollar zu vier Prozent, und das ist ein nicht zu verachtendes Kapital. Mit diesem finanziellen Polster wären Sie in der Lage, sich in den Wiedergeburtskreislauf einzukaufen. Das Risiko wäre gering, die Belohnung dagegen unermeßlich. Was sagen Sie dazu, Donahy?“
    „Ich war immer ein Mann, der sich an die Gesetze gehalten hat, Mr. Kaufmann.“
    „Das weiß ich. Aber wollen Sie das ewige Leben zugunsten der Einhaltung von Bestimmungen aufgeben? Sehen Sie, Donahy, die Transplantationsbestimmungen sind doch keine ehernen, unverrückbaren Gebote. Sie repräsentieren keine grundsätzlichen natürlichen Gesetze. Wenn man jemand umbringt, so ist das ein verbrecherischer Akt, da stimme ich zu. Wenn man ein Kind quält und es lebenslänglich zu einem Krüppel macht, so ist das verwerflich. Wenn man ein anderes menschliches Wesen aus einer puren Laune heraus verstümmelt, so ist das teuflisch. Aber die Bestimmungen, nach denen das Scheffing-Institut arbeitet, sind nicht aus fundamentalen ethischen Grundsätzen erwachsen. Sie sind lediglich zur Regelung der Arbeit gemacht, um Konfusionen und mögliche Konflikte zu vermeiden. Ich will hier nicht einer leichtfertigen Mißachtung Tür und Tor öffnen, aber man darf diese Bestimmungen andererseits auch nicht als monolithisch ansehen. Wenn sich die Gelegenheit einer Wiedergeburt bietet, indem man bei den Bestimmungen kurz mal beide Augen zudrückt, dann wäre es doch Selbstmord, wenn man sich trotzdem sklavisch an die Buchstaben dieser Arbeitsrichtlinien halten würde.“
    Donahy schien von dieser Argumentationskette beeindruckt, aber offensichtlich war er noch nicht restlos überzeugt.
    „Wie kann ich sicher sein, daß das hier keine Falle ist?“ fragte er.
    „Eine Falle?“ Kaufmann explodierte. „Eine Falle! Sie wollen sagen ich hätte Sie hierher kommen lassen, bloß um Ihnen eine Falle zu stellen? Daß ich Ihnen so viel von meiner Zeit widme, nur um herauszufinden, ob Ihre Loyalität zu den Bestimmungen nicht zu erschüttern ist? Werden Sie nicht absurd, Mann!“
    „Ich kann diese Angelegenheit nur aus meinem Blickwinkel einschätzen. Was wissen Sie denn schon von mir, Mr. Kaufmann, außer, daß ich im Institut Ihre Aufzeichnung gemacht habe? Und ganz plötzlich lassen Sie mich kommen, um mir ein phantastisches Angebot zu machen, wenn ich etwas Illegales begehe. Das ist mir einfach zu hoch, Sir.“
    „Dann lassen Sie mich noch deutlicher werden. Der Empfänger dieser Transplantation werde ich selbst sein.“
    „Sie!“
    „Ja, ich. Ich bin fest entschlossen, John Roditis dadurch keine Vorteile mir gegenüber gewinnen zu lassen, daß er das Bewußtsein meines Onkels bekommt. Daher will ich eine etwas frühere Aufzeichnung haben, die im Wesentlichen komplett ist, andererseits aber völlig ausreicht, mit Roditis fertigzuwerden. Dadurch wird sich sein Vorteil, Onkel Paul zu bekommen, in Luft auflösen.“
    Donahy preßte sich fest in den Sessel, als habe die Panik vollständig von ihm Besitz ergriffen. Seine Augen traten fast aus den Höhlen. Ein Muskel in seiner Wange zuckte unkontrolliert. Offensichtlich hatte der Techniker kein Verlangen, bei diesen Auseinandersetzungen der Großen ins Vertrauen gezogen zu werden.
    „Jetzt begreifen Sie wohl, worum es geht“, sagte Kaufmann. „Wollen Sie mir helfen?“
    „Was wird denn aus mir, wenn ich mich weigere?“
    „Ich lasse alle Details dieser Unterhaltung aus Ihrem Gedächtnis löschen. Dann bringe ich Sie in Ihre Wohnung zurück, nehme mir einen anderen Scheffing-Techniker und mache ihm das gleiche Angebot.“
    „Ich verstehe.“
    „Und wie lautet Ihre Antwort, Donahy?“
    „Kann ich etwas Bedenkzeit haben, Sir?“
    „Klar doch.“ Kaufmann sah auf seine Armbanduhr. „Sagen wir sechzig Sekunden.“
    „Ich dachte eigentlich an ein paar Tage, Mr. Kaufmann.“
    „So viel können Sie nicht haben. Die Bedingungen des Angebots sind Ihnen bekannt. Ich schütze Sie vor allen Konsequenzen und gebe Ihnen ein jährliches Gehalt, das Sie zum reichen Mann macht. Also, wie lautet Ihre Antwort?“
    Der Techniker ließ fast eine ganze Minute verstreichen, bevor er antwortete.
    „Ja“, flüsterte er. „Ja, ich werde es tun! Aber Sie müssen mich schützen.“
    „Darauf können Sie sich verlassen“, sagte Kaufmann. Er stand auf. „Einer meiner Mitarbeiter bringt Sie nach Hause. Er

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