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Noch einmal leben

Noch einmal leben

Titel: Noch einmal leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Minuten später wieder an der Tür erschienen. Noyes sah jetzt noch verkrampfter aus als vorher und schien kurz vor einem Kollaps zu stehen. Elena machte ganz den Eindruck, über kurz oder lang in Hysterie auszubrechen. Ganz offensichtlich mußte sich in jenen zehn Minuten etwas Bedeutsames ereignet haben – wie zum Beispiel der Mord an Martin St. John. Die beiden unterhielten sich hitzig – wie der Auswurffilm zeigte –, doch Mark konnte nichts von ihren Lippen lesen. Leider verfügte der Türschirm über keinen Audiozusatz. Aber Mark konnte die Bilder von einem Computer analysieren lassen. Der würde schon herausfinden, was die beiden sich gesagt hatten. Mark sah, wie Noyes schnell davonging. Dann verschwand auch Elena von der Tür. Zwanzig Minuten später verließ sie das Grundstück; ihre Miene hatte sich merklich beruhigt. Das war alles, was in der Donnerstagnacht aufgenommen worden war. Ein anderer Datenauswurf zeigte, daß keine Anrufe nach draußen getätigt worden waren, bis auf einen am Freitagmorgen, wo ein Robot St. Johns Tod entdeckt und die Polizei verständigt hatte.
    „Das wär’s also“, sagte Mark. „Elena hat ihn hereingebracht, und er hat St. John ermordet.“
    - Dafür hast du keine Beweise. Da stecken zu viele Zufälle drin, Mark. Was ist mit der Tatwaffe? Gibt es irgendwo Zeugen? St. John ist vielleicht schon von einem anderen ermordet worden, bevor Noyes gekommen ist, und mehr zeigt dein Aufzeichner ja nicht. Jemand kann auch durch ein offenes Fenster ein Geschoß auf St. John abgefeuert haben.
    „Jedenfalls reicht es, um bei Noyes eine Geistesuntersuchung durchzubekommen. Die wird seine Schuld beweisen. Ich muß ihn untersuchen lassen, bevor irgend jemand auf die Idee kommt, das mit mir zu tun; oder sie finden dich.“
    - Du könntest ja vorher mit Elena sprechen, schlug Paul vor.
    Aber bei Elena hob keiner ab, als Mark in ihrem Apartment anrief. Seltsamerweise hatte sie auch keine Nachricht hinterlassen, wo sie zu erreichen war. Mark rief danach ihre Geheimnummer an und hoffte, daß sie wenigstens für enge Freunde zu sprechen war. Aber auch damit hatte er kein Glück. Wo konnte sie bloß sein? Elena ging nie weg, ohne ihm vorher Bescheid zu sagen. Und sie mußte doch wissen, daß er heute nach New York zurückkehrte.
    Als nächsten rief er Santoliquido an.
    Wie üblich war es ein langwieriger, nervtötender Prozeß, zu ihm durchzukommen. Als der Direktor endlich auf dem Bildschirm erschien, zeigte seine bestürzte Miene, daß er Bescheid wußte.
    „Wo hast du denn gesteckt, Mark?“
    „Ich mußte geschäftlich verreisen und war seit Mittwochabend weg. Und wie ich nach Hause komme, ist da – St. John …“
    „Ich weiß. Die Polizei hat mich schon verständigt.“
    „Was hat das alles zu bedeuten, Frank?“
    „Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Aber ich habe mir meine Gedanken gemacht.“
    „Dann schieß mal los.“
    „Ach nichts“, sagte Santoliquido. „Im Moment sind sie noch zu unausgegoren. Wichtig ist im Augenblick nur, daß dein Onkel wieder einmal in keinem Körper steckt und wir die ganze Chose wieder von vorn beginnen müssen.“
    Innerlich konnte Mark die Freude kaum darüber verbergen, daß sein Onkel in Wahrheit schon längst einen Träger gefunden hatte. Er hörte, wie der alte Mann in seinem Kopf kicherte.
    An Santoliquido gewandt sagte Mark: „Glaubst du, Roditis stellt einen neuen Antrag?“
    „Was sollte ihn daran hindern? Das Fremdbewußtsein steht ja wieder zur Verfügung.“
    „Und dir fallt nichts mehr ein, was ihn aufhalten könnte?“
    Santoliquido nickte. „Zumindest im Augenblick nicht.“
    „Paß mal auf, Frank, ich möchte dich um einen letzten Gefallen bitten. Halte ihn auf, auch wenn es nur für ein paar Tage ist. Ich kann es dir jetzt noch nicht erklären, aber ich habe Grund zu der Annahme, daß du allzu voreilig handeln würdest, wenn du Roditis Paul jetzt schon gibst. Warte bis der Polizeibericht vorliegt, ja?“
    „Das will ich tun“, stimmte der Direktor zu.
    „Gut.“ Mark hielt einen Moment inne. Dann fuhr er mit einer etwas beruhigteren Stimme fort. „Du hast Elena in der letzten Zeit nicht gesehen, oder?“
    Mit der gleichen Gelassenheit antwortete Santoliquido: „In letzter Zeit? Hm, mal sehen … also ich habe gestern mit ihr zu Mittag gegessen. Ist dir das ‚letzte Zeit’ genug?“
    „Ich dachte mehr an heute.“
    „Nein. Zuletzt habe ich sie gestern nachmittag gesehen. Hast du sie denn nicht in ihrem Apartment

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