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Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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Patient seine Gesundheit wiedererlangte, dünkte er mich von einem Schrot und Korn, um hundert Jahre alt zu werden.
    Er wollte mich für die Behandlung bezahlen. Ich wies es zurück mit der Begründung, daß ich im Dienst des Königs stünde und ihn auf Geheiß Seiner Majestät kuriert hätte. Dem Herzog entging nicht, daß sich hinter dieser Ablehnung ein gewisser Stolz verbarg, und lächelnd sagte er – denn er konnte äußerst charmant sein, wenn er wollte –, der Chevalier de Siorac sei jetzt sein Freund und werde wohl kaum einen hübschen Diamanten und ein schönes Pferd aus seinem Marstall ausschlagen. Nun willigte ich ein, sah ich mich endlich doch als Edelmann anerkannt, wenn auch nicht als Freund, wie er mir schmeichelte. Freundschaft, vermute ich, war ihm ein unbekanntes Gefühl.
    Weil ich an meinen Pferden genug hatte, verkaufte ich das Pferd, das mir fünfhundert Ecus einbrachte, den Diamanten ließ ich von einem Juwelier, der den Stein auf gute tausend Ecus schätzte, in einen Ring fassen und schenkte ihn Angelina. Einen Arzt, der ihm seine gute Geburt nicht so fein unter die Nase gerieben hätte, glaube ich, hätte der Herzog höchstens mit der Hälfte entlohnt.
    Epernon war der Ansicht, daß die Truppen, über die der König gebot – etwa fünfundzwanzigtausend gute Soldaten –, keineswegs denjenigen unterlegen wären, die Guise dank dem Gold Philipps II. im Osten des Reiches gesammelt hatte, und daß man mit dem rebellischen Herzog schleunigst aufräumen solle. Dies hörte ich ihn hundertmal sagen, wenn Seine Majestät ihn in Saint-Germain-en-Laye besuchte, um sich nach seinem Ergehen zu erkundigen. Der König aber, der die Situation tiefer durchdachte, entgegnete ihm, er könne den Herzog von Guise nicht bekriegen, solange dieser seine Unternehmungen mit der Religion bemäntele, weil dieser Mantel ihm starken |272| Rückhalt bei der Geistlichkeit und beim Volk verschaffe, er müsse ihm diesen erst herunterreißen. Deshalb schloß der König, auf Einwirken der guisardischen Königinmutter, jenen scheinbar so katastrophalen und unwürdigen Vertrag von Nemours, kraft dessen der König von Frankreich die gegen ihn gerichtete Rebellion quasi als legitim anerkannte und dem Herzog die Hoheit über die ihm entrissenen Städte sicherte.
    »Das schlimmste daran ist«, sagte mir Pierre de l’Etoile an jenem Morgen, als er mir die Nachricht überbrachte (er war immer bestens über alles informiert), »daß die Liga jetzt hoch zu Roß sitzt und der König zu Fuß geht.«
    »Nein«, sagte ich, »das schlimmste daran ist, daß er zum Widerruf aller Befriedungsedikte gezwungen wurde und zur Aufforderung an die Hugenotten, das Land binnen einem halben Jahr zu verlassen, andernfalls werde ihr Besitz beschlagnahmt. Das ist die Lunte zu einem Pulverfaß!«
    »Fürchtet Ihr«, sagte Pierre de l’Etoile ernst, »daß diese Konfiskation auch Euren Herrn Vater treffen könnte?«
    »Nein. Mespech wird von meinem älteren Bruder verwaltet, der die Jacke gewendet hat und frommer Katholik geworden ist. Aber, wem springt nicht in die Augen, daß Seine Majestät dem Bürgerkrieg mit Guise nur ausgewichen ist, um in einen Bürgerkrieg mit den Hugenotten zu geraten. Das ist Scylla nach Charybdis!«
    »Immerhin kann man sich aber vorstellen«, sagte Pierre de l’Etoile, ein Lächeln um den bitteren Mund, »daß Seine Majestät diesen Krieg gegen die Hugenotten ohne jeden Eifer führen wird!«
    »Das will ich schon glauben!« sagte ich. »Aber, treibt man den Machiavellismus nicht zu weit, wenn man sich zum Schein mit seinem Todfeind verbündet, um seinen natürlichen Verbündeten zum Schein zu bekriegen?«

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    |273| ACHTES KAPITEL
    Am selben Tag fand ich zu Hause einen Brief, den ein Bote überbracht hatte und der mich in einen Strudel von Überraschung und bösen Befürchtungen riß:
     
    Mein Herr Vetter,
    zu meiner Betrübnis seid Ihr meiner Einladung ins Hôtel de Montpensier noch immer nicht nachgekommen, wo ich Euch doch sehr gerne meiner Frau Cousine vorstellen würde, die Euch kennenzulernen wünscht, weil sie so unterschiedliche Meinungen über Euch kennt, daß sie sich ein eigenes Bild von Euch machen möchte. Da ich glaube, mein Herr Cousin, daß Ihr die Wünsche dieser hohen Dame nicht, wie leider die meinigen, vernachlässigen werdet, bitte ich Gott, Euch in seinem heiligen Schutz zu bewahren, wenigstens solange, wie meine Cousine mir gebietet, Eure ergebene Dienerin zu sein.
    Jeanne de La

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