Noch immer schwelt die Glut
einmal ins Netz gehen.«
Angelina machte große Augen, denn was Samarcas trieb, hatte ich ihr nie gesagt, auch nicht, daß Mundane ein Agent Walsinghams gewesen war und der Jesuit ihn deshalb hatte aus dem Weg räumen wollen. So erstaunt sie mich indes anblickte, verlangte sie doch nicht mehr zu wissen.
»Aber wenn Samarcas in England eingesperrt wird«, sagte sie besorgt, »kann Larissa dann nicht auch in Gefahr geraten, weil man sie der Mitwisserschaft seiner Umtriebe verdächtigt?«
»Wenn das geschehen sollte, meine Liebe, werde ich es erfahren«, sagte ich. »Und ich hoffe, sie dann herausholen und hierherbringen zu können.«
So schwach diese Hoffnung auch war, mußte Angelina sich doch damit zufriedengeben, ebenso der arme Giacomi, denn es verging kein Tag, an dem wir nicht darüber sprachen.
Ende Mai gebot mir der König, den Herzog von Epernon aufzusuchen, dem es immer schlechter ging. Weil er einerseits den natürlichen Tod fürchtete, der ihm von allen Seiten prophezeit wurde, dermaßen verfiel er zusehends an Gesicht und Leib, und andererseits seine Ermordung durch die Ligisten, die ihm als der einzigen festen Stütze des Throns erbittert nach dem Leben trachteten, hatte er sich mit vierhundert Arkebusieren nach der Feste Saint-Germain-en-Laye zurückgezogen, um entweder zu genesen oder wenigstens in Frieden zu sterben.
Ich fand den Herzog in der Tat sehr abgemagert und geschwächt, denn zwei Esel von Ärzten behandelten sein eitriges Halsleiden nun über zwei Monate durch Aderlaß, Diät, Purgation und häusliche Ruhe. Noch am selben Abend sagte ich dem König, wenn man so fortführe, wäre der Herzog binnen kurzem ein Skelett.
|270| »Wenn Ihr mir vertraut«, setzte ich hinzu, »so denke ich dem Herzog mit anderen Mitteln wieder zu Kraft und Gesundheit zu verhelfen, unter der Bedingung freilich, daß diese eingeschworenen Pedanten sofort entlassen werden.«
Was der Herzog auf den Rat des Königs hin tat, und er tat gut daran. Als erstes stellte ich die Purgationen ein, weil sie die leeren Därme unnütz quälten, schließlich war der Patient auf Diät gesetzt. Doch auch diese verbot ich und ließ den Herzog statt dessen mit allen flüssigen Speisen ernähren, die er schlucken konnte. Ebenso beendete ich den schon von meinem Vater verabscheuten Aderlaß, den ein Scharlatan aus Italien nach Frankreich eingeführt hatte mit der Maßgabe, daß ein Brunnen um so klarer werde, je mehr trübes Wasser man ihm entziehe. Und völlig entgegen der vorigen Behandlung, riet ich dem Herzog, aus seinem Lehnstuhl aufzustehen, sich zu bewegen und seinen Körper zu ertüchtigen. Und weil ihm mit der Nahrung, die ich verordnete, die Kräfte wiederkehrten, tat er dies um so lieber, als seine überaus lebhafte und kräftige Natur die aufgezwungene Ruhe nur schwer ertragen hatte. Was seinen Rachen anging, so hieß ich ihn, wie schon auf der Reise nach der Guyenne, wieder morgens, mittags und abends nach jeder Mahlzeit mit abgekochtem Salzwasser zu gurgeln. Als ich nun sah, daß dieses Mittel dem Herzog zwar wohltat, ihn aber nicht heilte, während er andererseits von Tag zu Tag munterer wurde, griff ich zum glühenden Eisen und brannte ihm die Geschwüre im Rachen damit aus. Ich ging es sehr behutsam an, doch mehrmals wiederholt, und ich denke, mit deutlichem Erfolg, denn mit diesem Tag begann der Herzog zu genesen, und Anfang Juli war er ganz geheilt.
In diesen zwei Monaten sah ich den Herzog nahezu täglich, doch so beharrlich ich meine Kur auch betrieb, um meinem Patienten das Leben zu retten, ein Leben, das dem König so kostbar war, kam ich seiner Person nicht näher, denn er war von einer Arroganz, die mich abstieß, obwohl ich einsah, daß diese sich mit einer unbedingt bewundernswerten Seelenstärke paarte, die in seinem Wesen tief verankert war, so daß Epernon selbst seinem König und Gebieter die unbeugsame Stirn bot.
Wie Quéribus mir erzählte, war Epernon in der ersten Zeit seiner Gunst einmal mit halb zugeknöpftem Wams vor Heinrich erschienen, worauf der König, der sehr auf Etikette hielt, |271| ihn heftig tadelte. Epernon verbeugte sich wortlos, machte auf den Absätzen kehrt und packte, heimgekehrt, seine Sachen, um den Hof noch am selben Tag zu verlassen. Als der König dies hörte, ließ er ihn umgehend holen und bat ihn, sich mit ihm auszusöhnen.
Was seine körperliche Hülle betraf, so schien sie mir ungewöhnlich stark und widerständig, und nach der Geschwindigkeit, mit der mein
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