Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
Vom Netzwerk:
Mögen den guten Worten die Taten entsprechen und ich immer die einzige in Eurem Herzen wie auf Eurem Lager sein!«
    »Aber, meine Frau Gemahlin«, sagte Quéribus, leicht errötend, wie mir schien, »daran werdet Ihr doch nicht zweifeln, nicht wahr? Doch ich fahre fort. Als Heinrich zum König von Polen gekrönt wurde, was brauchgemäß zu Krakau in der Sankt-Stanislaus-Kathedrale statthatte, und er nach endlosen Riten und Zeremonien in seinen schweren Prunkgewändern auf einem Thron wartete, gesalbt zu werden und Zepter und Reichsapfel zu empfangen, stellten seine großmächtigen Vasallen reiche Goldgefäße vor ihm nieder, die bis zum Rand mit Ecu-Münzen gefüllt waren, welche sein Bildnis trugen – eine Huldigung des polnischen Volkes an seinen aus Frankreich stammenden König. Ohne auch nur ein Wort dessen zu verstehen, was um ihn gesprochen wurde, verspürte Heinrich, wie er uns nachher sagte, während er auf diese Gefäße schaute, ein unbändiges Verlangen und bald geradezu den Zwang, aufzuspringen, in diese Münzen hineinzugreifen und sie aus vollen Händen unter die riesige Menge der Edlen und Würdenträger zu werfen. Er widerstand diesem Trieb, weil er fürchtete, seine Untertanen könnten dies für eine tödliche Beleidigung ansehen und als Skandal und Irrwitz erachten, hatte aber große Mühe, ihn zu unterdrücken und unbeweglich sitzen zu bleiben, wie es von ihm erwartet wurde.«
    »Ach, wie schön!« sagte Catherine. »Freigebigkeit ziert einen König, und wer freigebig ist«, setzte sie mit einem Blick auf Quéribus hinzu, »ist gewissermaßen ein König in seinem kleinen Reich und erhält sich die Liebe seiner Untertanen.«
    Was ich nun ein wenig übertrieben fand, zu spitz und auch ungerecht, ließ Quéribus es doch nie daran fehlen, seine Gemahlin zu beschenken und zu schmücken. Aber leider scheute meine kleine Schwester Catherine sich nicht, gelegentlich Klauen und Zähne zu gebrauchen, und vielleicht hatte sie seit kurzem dazu Grund.
     
    Mein guter L’Etoile, der in seinem Tagebuch ja alles festhielt, sogar, wer in Paris im hohen Alter gestorben und wer gehängt worden war, behauptet, ohne es beweisen zu können, ich hätte mich in den Daten geirrt, trotzdem glaube ich, daß es Mitte |304| November 1586 war, als mich auf dem Pont Saint-Michel die Gesellschafterin Lady Staffords ansprach und zu deren Kutsche geleitete, in welcher ich, hinter geschlossenem Vorhang, die Gräfin im Halbdunkel zuerst kaum erkannte.
    »Monsieur le Chevalier«, sagte sie in ihrem melodiösen Englisch, »Ihr habt Eurem König und meiner Königin in der Affäre um Navarras Brief so gut und trefflich gedient, daß ich Euch, wenn ich kann, ein wenig in Euren Privatangelegenheiten helfen möchte. Habt Ihr von Babington gehört?«
    »Wenig und unzureichend.«
    »Dieser Babington, ein junger Tor, verschwor sich mit sechs anderen ebenso törichten jungen Edelleuten, Königin Elisabeth umzubringen und Maria Stuart aus ihrem Kerker zu befreien. Die Flucht sollte zum selben Zeitpunkt stattfinden, da Guise oder der Spanier in England einfallen würden. Babington, seine Freunde und drei Jesuiten, welche die Fäden zogen, wurden gefaßt, abgeurteilt und am 20. September hingerichtet. Einer der Jesuiten hieß Samarcas.«
    »Und Larissa?« Ich hätte es fast geschrien.
    »Sie wurde in ein Kloster gesperrt und erwartet ihr Urteil, weil sie laut Walsingham um die Umtriebe von Samarcas wußte.«
    »Niemals glaube ich das!« sagte ich. »Sie hat ihren Kopf nicht beisammen, und Samarcas war viel zu klug, um sich ihrer zu bedienen.«
    »Außer als eines blinden Werkzeugs«, sagte Lady Stafford, »doch ob blind oder nicht, das ist für Walsingham eins. Walsingham gleicht einer Bulldogge. Wenn er sich an einem Verschwörer festgebissen hat, kann nur die Königin ihm die Beute entreißen.«
    »Ach, Mylady!« sagte ich, »könnt Ihr nicht der Königin Elisabeth schreiben, wie es mit ihr steht?«
    »Gewiß könnte ich das«, sagte Lady Stafford, indem sie mir sanft ihre Hand auf den Arm legte, »aber all meine Briefe empfängt Walsingham, und er ist seiner Herrin so fanatisch ergeben, daß er es fertigbrächte, ihr einen, in dem ich für Mademoiselle de Montcalm einträte, gar nicht erst zu zeigen, wenn er deren Rolle in der Affäre Babington gegenteilig beurteilt.«
    Ich schwieg, die Schläfen pochten mir, und Schweiß rann mir über den Rücken vor Sorge und Ohnmacht.
    |305| »Und«, sagte ich, einen Kloß im Halse, »wenn nun ich nach

Weitere Kostenlose Bücher