Noch immer schwelt die Glut
kontrollierten und die Stadt, ohne sie regelrecht zu belagern, hart bedrängten. Denn der König beschützte den Herzog von Bouillon, wenn er auch Hugenotte war, und wollte nicht, daß sein kleiner Staat Guise in die Hände falle, der bereits Toul und Verdun genommen hatte, um die Grenze abzuriegeln, über welche die deutschen Fürsten entweder den Hugenotten oder dem König von Frankreich Hilfe leisten konnten.
Daß ich sehr gesunde, schnelle und kräftige Pferde wollte, war wohlbedacht, denn würden wir vor Sedan auf Guisarden stoßen, konnte uns allein Schnelligkeit retten, was sich auch bewahrheitete, nicht nur einmal, und beim zweitenmal blieb uns gerade noch Zeit, unsere Pistolen abzufeuern, bevor wir kehrtmachten und die guten Beine unserer Pferde uns in einem Lidschlag außer Reichweite brachten.
Der junge Herzog von Bouillon, Fürst von Sedan, war knappe zwanzig Jahre alt und wäre ganz Lilienzauber gewesen, |359| hätten die Lilien nicht so bleich und schwindsüchtig geblüht. Was mir Anlaß bot zu sagen – denn er hatte frömmlerische Gesichter um sich, die mir nicht gefielen –, ich hieße Dubosc, sei Arzt des Königs und von diesem entsandt, um zu sehen, ob ich sein Leiden nicht kurieren könne. Und während ich ihn, vor lauschenden Ohren geschützt, untersuchte, teilte ich ihm meine geheime Botschaft mit, nämlich daß jenes große ausländische Heer der Deutschreiter, das er gemeinsam mit dem Preußen Fabian von Dohna befehligen werde, in Lothringen haltmachen und dieses verheeren solle, ohne weiter ins Reich vorzustoßen, um die Armee des Herzogs von Guise auf sich zu ziehen und sie aufzureiben. Im Falle des Scheiterns jedoch solle es fliehen und in sein grenznahes deutsches Lager zurückweichen.
»Ha!« sagte der junge Herzog, dem es offenbar nicht an Geist gebrach, »ein kluger Plan! Klar und einleuchtend! Im übrigen wäre ich dazu auch bereit, um den König von Frankreich zu verpflichten, der mich vor der gewaltsamen Unterdrückung des Herzogs von Guise beschützt. Nur bezweifle ich, daß er gelingt, denn Fabian von Dohna will nur einen französischen Prinzen von Geblüt zum Oberbefehlshaber, aber weder Navarra noch Condé können hierherkommen. Er wird sich mir nicht unterstellen noch meine Ansicht hören wollen, weil er fast doppelt so alt ist wie ich und mich für einen in Kriegsdingen unerfahrenen Grünschnabel hält, was ja stimmt, und ohne Grips, was nicht stimmt. Der geringere Grips dürfte in seinem Kopf sein.«
»Aber, Monseigneur«, sagte ich, »Ihr könnt ihm dies zumindest als den Wunsch und Willen des Königs von Frankreich übermitteln, der den Deutschreitern, sollten sie geschlagen werden, freien Rückzug und die Heimkehr in ihr Land zusichert. Mein Gebieter, müßt Ihr wissen, hat seine Kräfte derweise verteilt, daß er Herr der Lage bleibt. Einerseits hat er Guise eine ziemlich starke Armee anvertrauen müssen, verstärkt noch durch die Kräfte der Liga. Es ist ebendie Armee, mit der Dohna und Ihr, Monseigneur, es in Lothringen zu tun bekommt, sofern die Einsicht siegt und Ihr wirklich dort bleibt. Andererseits führt Joyeuse, der nach seinem Übertritt zur Liga seine frühere Gunst eingebüßt hat, eine Armee, die der König für zu schwach hält, um Navarra zu schlagen, aber für stark genug, ihn in |360| Schach zu halten. Er selbst steht mit dem Gros seiner Truppen an der Loire, um zu verhindern, daß Navarra sich mit den Deutschreitern zusammenschließt, und um letztendlich den Frieden zu diktieren, wenn Guise, wie er hofft, in Lothringen geschlagen ist und Navarra aufgehalten in der Gironde.«
»Das ist ein machiavellistischer Plan«, sagte der Herzog von Bouillon mit feinem Lächeln, »und er macht der Subtilität des Königs von Frankreich Ehre, seine Gegner wie Freunde zu behandeln und seine eigenen Generäle wie Gegner.«
»Was sie sicherlich sind, Monseigneur. Wer wüßte nicht, daß der König von Frankreich diesen Krieg nur mit äußerstem Widerstreben führt, den er mindestens ebenso zu gewinnen wie zu verlieren fürchtet, denn ein Sieg Guises in Lothringen und Joyeuses in der Gironde würde seinen Thron erschüttern.«
Zwei Tage später verließ ich den jungen Herzog von Bouillon, der so schön, so liebenswert und so sterbenskrank war, daß ich mich beim Abschied fragte, ob er die künftigen Monate überleben und die Zeit des Feldzugs im Sattel ausharren würde. Doch erst recht fragte ich mich, ob er Fabian von Dohna überzeugen könnte, in Lothringen zu
Weitere Kostenlose Bücher