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Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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bleiben, war doch die gute und reiche Stadt Paris ein starker Magnet für die Beutegier der Deutschreiter.
    Wie mit Seiner Majestät vereinbart, kehrte ich nicht gleich ins Champ Fleuri zurück, sondern in das Haus von Quéribus zu Saint-Cloud, und zwar bei Nacht, damit mich niemand zu Pferde sah. Und als ich Quéribus dort beim Absitzen fragte, wie es Angelina und meinen Kindern gehe, antwortete er, daß er sie auf Geheiß des Königs am vergangenen Montag auf mein Gut Chêne Rogneux gebracht habe, denn mein Stadthaus sei in meiner Abwesenheit zur Nachtzeit von einem guten Dutzend Strolche überfallen worden, die das Tor mit Beilen und Rammbäumen angriffen und versucht hätten, mit Sprengsätzen Feuer dran zu legen, welches mein Miroul aber gelöscht habe, indem er durch die Schießscharten Wasser hinabgoß. Mérigot sei ihm vom Fenster der Nadlerei mit zwei Arkebusen beigesprungen (sein Weib lud die eine, während er mit der anderen schoß), und Giacomi habe von seinem Haus aus sämtlichen Pistolen gefeuert, so daß die Halunken unter Zurücklassung ihrer Toten entflohen, nur die Verwundeten schleppten sie mit, außer einem, den sie für tot hielten, der aber noch solange lebte, um |361| Nicolas Poussin zu gestehen, daß seine Truppe von dem Majordomus eines großen Hauses gedingt und bezahlt worden war. Wonach Mosca, oder Leo, vermutete, daß die Hände der Guises diesen Überfall auf mein Haus gelenkt hätten.
    Als Quéribus dem König anderntags hiervon berichtete, habe er um mich gezittert, hatte er am selben Tag doch gehört, daß der wackere Herr von Grillon, den er an Stelle von Monsieur de Bernay zum Gouverneur von Boulogne ernannt hatte, nur wie durch Wunder dem Mordanschag eines vom Herzog von Aumale gedungenen Soldaten entronnen war. Woraus Heinrich zum einen schloß, daß die Liga auf die Fabel von meiner Erkrankung nicht angebissen hatte und mich in seinem Dienst unterwegs glaubte, und daß zum anderen die lothringischen Fürsten ihren teuflischen Plan nicht aufgaben, seine treuen Diener oder Offiziere einen nach dem anderen zu ermorden, um die Überlebenden in Angst und Schrecken zu versetzen und Leere um ihn zu schaffen.
    »Der König«, sagte Quéribus, »will, daß Ihr Euch in Eurem Gut Chêne Rogneux verschanzt und den Fuß nicht in das gefährliche Paris setzt, solange der Krieg währt.«
    »Ach!« sagte ich bekümmert und enttäuscht, »meint er denn, ich wäre sogar in seinem Feldlager und umgeben von seinen Truppen nicht sicher?«
    »Er glaubt es.«
    »Und meine Botschaft?«
    »Er bittet Euch, das Ergebnis mir mitzuteilen. Ich werde Euer Mund sein.«
    »Das Ergebnis ist mager. Bouillon will, was der König will, kann es aber nicht vollenden. Die Stärke des ausländischen Heeres liegt in seiner großen Anzahl. Seine Schwäche ist, daß es aus französischen Hugenotten, deutschen Reitern und Schweizern besteht, die einander schwer einig werden, und daß es von zwei Chefs befehligt wird, die sich gegenseitig verachten: Dohna hält Bouillon für einen unerfahrenen Grünschnabel, und Bouillon hält Dohna für einen Dummkopf. Außerdem wird der arme Bouillon Tag um Tag mehr von seinem Leiden ausgezehrt.«
    »In der Tat, das ist mager«, sagte Quéribus, »wenn man bedenkt, wieviel Geld dieses große Heer drei Könige gekostet hat!«
    |362| »Drei? Wieso drei?« fragte ich.
    »Navarra, Elisabeth …«
    »Und der dritte?«
    »Heinrich.«
    »Was?« sagte ich, völlig baff, »auch Heinrich?«
    »Ja, unterderhand, durch den Herzog von Bouillon. Wenigstens wird das am Hof gemunkelt.«
    »Bei den Ligisten?«
    »Nein, nein. Bei den treuesten Offizieren des Königs. Ach, mein Bruder! Wenn das wahr ist, geht es über meinen Verstand: bezahlen, damit man überfallen wird!«
    »Nein, nein, mein Streiter!« sagte ich lächelnd, »damit Lothringen überfallen und Guise besiegt wird.«
    »Oh!« sagte Quéribus und nahm seinen Kopf in beide Hände, »Machiavelli! Machiavelli! Wißt Ihr, daß auch Navarra Bouillon aufgefordert hat, in Lothringen zu bleiben? Er will den Eingriff der Deutschreiter, aber keine Vereinigung mit ihnen, weil er seinen Sieg weder einem fremden Heer verdanken noch gezwungen sein will, den König anzugreifen, der in seinem Feldlager tagtäglich verkündet: Ich benutze meine Feinde, um mich an meinen Feinden zu rächen.«
    Nicht ohne Schwermut sah ich ihn am nächsten Morgen scheiden und mit seiner Eskorte zum Feldlager von Gien-sur-Loire aufbrechen.
     
    Den ganzen Herbst zernagte ich mir

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