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Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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demzufolge auch in mich, deren Übermittler, setzte. Und ohne mich über den grüne Klee loben zu wollen, darf ich hier sagen, daß ich es war, der dem König empfahl, die Scholaren entwaffnen zu lassen, welche die verstockten Pedanten der Sorbonne zu höchst aufsässigen und gefährlichen Ligisten gemacht hatten, die bei Gelegenheit eines Volksaufstands, sollte es dazu kommen, deren Avantgarde bilden könnten. Der König fand die Idee überzeugend und schickte seinen Prokurator vom Châtelet samt Kommissaren und Sergeanten zur Universität, um dort nach Waffen zu fahnden und sie einzusammeln, Stich- wie Feuerwaffen. Der Ertrag war jedoch sehr mager, worauf der König vermutete, daß die Universität von ligistisch eingestellten Kommissaren und Sergeanten gewarnt worden |404| war und besagte Waffen in den Klöstern des Viertels versteckt hatte, die, wie Mosca behauptete, von Arkebusen, Pistolen und Piken nur so starrten.
    Außer um den König aufzusuchen, und das immer nur am frühen Morgen, verließ ich Alizons Wohnung wenig, weil ich nicht von ligistischen Spionen erkannt werden wollte, so unwahrscheinlich dies in meiner Verkleidung auch sein mochte, zumal ich mir den Bart ins Gesicht hatte wachsen lassen, so daß Quéribus, der die Verbindung zwischen dem König und mir hielt, wie ich die zwischen dem König und Mosca, mich bei Alizon aufsuchen mußte unter dem Vorwand, meine Schwester Catherine zu begleiten, die, wie man sich erinnern wird, bei meiner kleinen Feuerfliege ihre Kleider arbeiten ließ. Und gut entsinne ich mich des letzten Besuchs, den mein schöner Höfling und Schwager mir Ende März abstattete, weil er mir da über die Umtriebe des Herzogs von Aumale in der Picardie berichtete, die der Herzog nun fast gänzlich in der Hand hatte, außer Calais und Boulogne, trotz seiner wiederholten Anschläge auf die Hafenstadt.
    »Ha, mein Pierre!« sagte Quéribus, »vergebt mir, aber ich bin außerstande, Euch so, wie Ihr ausseht, zu umarmen! Potzblitz, ich kann mich an Eure Verwandlung einfach nicht gewöhnen, so abscheulich mutet sie mich an! Pfui, ein Händler! Und mit solchem Bart! Solchen Kleidern! Solch glatten Haaren! Ach, Pierre, lieber sterbe ich in Verteidigung meines Königs mit dem Schwert in der Hand, als soviel Unwürdiges zu schlucken!«
    »Auch ich verteidige meinen König!« sagte ich, ein wenig pikiert über seine Reden, »und verteidige ihn, wo ein blankes Schwert nichts ausrichten würde.«
    »Gewiß, gewiß«, sagte Quéribus, »und Ihr beweist mit dieser Maskerade eine Selbstverleugnung, zu der ich, das bekenne ich, nicht imstande wäre. Trotzdem, mein Herr Bruder, wenn ich Euch so ausstaffiert sehe, weiß ich nicht, soll ich weinen oder lachen.«
    »Es würde mich verletzen«, sagte ich ziemlich spröde, »wenn mein Kleid mir Eure Verachtung eintrüge, habe ich doch andere Rechte auf Eure Zuneigung, scheint mir.«
    »Ich bin ein Schafskopf!« sagte Quéribus errötend. »Letzten Endes taugt Ihr unendlich mehr als ich, der höfische Geck, dessen |405| einziges Verdienst seine Königstreue ist. Bitte, verzeih mir, Pierre. Deine Hand!«
    Ich gab sie ihm und sah seinen Augen an, daß er sehr enttäuscht war, daran nicht einmal die gewohnten Ringe zu entdecken, doch scheute er sich, es zu sagen, so beschämt war er, mich gekränkt zu haben.
    »Pierre«, sagte er, »der König will, daß Ihr Euch wieder mit diesem Mosca ins Benehmen setzt. Mosca – welch sonderbarer Name! Die Wendung der Dinge in der Picardie beunruhigt ihn sehr. Da Prinz Condé, der dortige Gouverneur, jüngst gestorben ist, hat der König an seiner Statt den Herzog von Nevers ernannt.«
    »Nevers? Hörte ich nicht, er turtele mit der Liga?«
    »Eine gescheiterte Liebelei«, sagte Quéribus lächelnd, »Ne vers ist zum König zurückgekehrt, der ihn, wie gesagt, zum Gouverneur der Picardie ernannte. Aber Aumale, der die Picardie für seinen Vetter Guise besetzt hat, weigert sich, die Provinz aufzugeben.«
    »Was?« rief ich, »er weigert sich? Er weigert sich gegen einen vom König ernannten Gouverneur? Das ist offene Rebellion!«
    »Es gibt Schlimmeres: Aumale hat mit tausendzweihundert Arkebusieren in Guises Namen die Stadt Abbéville eingenommen und dem königlichen Gesandten, der ihn dafür zur Rechenschaft forderte, mit äußerster Dreistigkeit geantwortet, die picardischen Edelleute wollten in ihrer Provinz keine königliche Garnison und keinen gascognischen Gouverneur. Wie Ihr Euch denken könnt, hat der König diese

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