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Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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König?«
    »Mylady, Ihr dürft versichert sein: Ich singe allzeit
ad maximam gloriam Henrici et Elisabethae reginae.
« 1
    »Nun denn: Aumale und Guise nehmen in der Picardie eine Stadt nach der anderen, verjagen die Garnisonen des Königs, verachten seine Befehle, verweigern sich seinem Gouverneur.«
    »Das wissen wir, schöne Morgenröte.«
    »Aber, wißt Ihr auch, warum? Erstens: Spanische Gelder |408| und Truppen lassen sich vom nahen Flandern leicht in die Picardie verschieben, um Guise in seiner Rebellion zu unterstützen. Zweitens: Wer nimmt, muß geben. Guise versucht alles, um entweder Calais oder Boulogne oder Dieppe zu erobern, damit er Philipp II. eine der drei Städte als Hafen, Stützpunkt und Zuflucht für seine Unbesiegliche Armada anbieten kann.«
    »Calais«, sagte ich, »ist ein zu großer Brocken für Guises Schlund. Und vor Boulogne ist Aumale gescheitert.«
    »Bleibt noch Dieppe«, sagte Lady Markby sprühenden Auges. »Und wenn Guise Dieppe einnimmt und den Spaniern überläßt, gerät meine Herrin in Not.«
    »Dieppe?« sagte ich. »An Dieppe hatte ich nicht gedacht!«
    »Guise aber! Hätte Aumale sonst Abbéville genommen? Von Abbéville nach Dieppe ist es ein Katzensprung.«
    »Ha!« sagte ich, »vielen Dank, Aurora! Nun wird mir alles klar, und ich verstehe die Besorgnisse meines Königs!«
    »Es würde genügen«, sagte Lady Markby, die ihre Worte eins nach dem anderen fallenließ, als schösse sie Pfeile auf eine Zielscheibe, »wenn der König von Frankreich einige Truppen nach Rouen verlegen würde, um die Normandie abzuriegeln und die guisardische Garnison von Abbéville daran zu hindern, daß sie sich auf Dieppe stürzen.«
    »Der König«, sagte ich, nachdem ich dies bedacht hatte, »wird Paris nicht entblößen wollen, um Kräfte nach Rouen zu verlegen, dafür ist seine Hauptstadt selbst zu bedroht.«
    »Dafür aber«, sagte Lady Markby, »wird Guise es sich dreimal überlegen, ob er die Picardie entblößt, um nach Paris zu marschieren, wenn königliche Truppen in Rouen ihn von seinem Hinterland abschneiden.«
    »Ein guter Gedanke«, sagte ich. »Aber das zu erwägen bleibt feineren königlichen Waagen vorbehalten, als ich sie besitze.«
    »Aber Ihr richtet es Eurem Herrn aus?«
    »Von Herzen gern.«
    »Wir haben Gründe anzunehmen«, fuhr Lady Markby ernst fort, »daß Philipp II. an demselben Tag Guise gegen Paris schicken wird, an dem er seine Unbesiegliche Armada gegen England wirft. Dieser Tag ist nahe. Und Gott schütze den König von Frankreich, wenn Elisabeth den Schlägen dieser gewaltigen Flotte erliegt!«
    |409| »Amen«, sagte ich, Tränen in den Augen, so entsetzte mich die Vorstellung, daß spanische Söldner unser beider Länder mit ihrer grausamen Verwüstung überziehen könnten, der jener unendlich viel grausamere Schrecken folgen würde: die Inquisition. Ach, nun begriff ich: Weit mehr als Frankreich war in Gefahr. Das Schicksal der Welt stand auf dem Spiel, wenn die Armada an den Wind ging: Denn wenn sie nicht an der englischen Bastion zerschellte, wären alle Reiche der Christenheit früher oder später dem fanatischen Eifer der Mönche ausgeliefert, die mit zäher, kleinlicher und methodischer Grausamkeit die neuen, zarten Wurzeln der Glaubensfreiheit überall ausrotten würden.
    »Ihr meint«, sagte ich, als ich meiner Bewegung wieder Herr wurde, »daß dieser Tag so nahe ist?«
    »Wir fürchten, ja«, sagte Lady Markby, indem sie meine beiden Hände faßte und heftig drückte. »Meine Lerche, hört, was wir in dieser Voraussicht zusammengescharrt haben: Ich liefere es Euch aus, damit Euer Herr sich seinerseits danach wappne.«
    »Ich höre.«
    »Wir wissen, daß Philipp II. in den ersten Apriltagen den Aragonier Moreo zu Guise nach Soissons geschickt hat, welcher Guise heftig drängte, in den ersten Maitagen nach Paris zu marschieren, indem er ihm dreihunderttausend Ecus, sechstausend Landsknechte und zwölfhundert Lanzenreiter versprach.«
    »Guise kennt den Spanier und weiß, was solche Versprechen wert sind.«
    »Sie werden gehalten werden, wenn Philipp II., wie wir annehmen, in ebenjenen Tagen seine Flotte gegen uns wirft. Meine Lerche, die Zeit vergeht, und ich muß fort. Eurer kleinen Furie hinter der Tür wird von unserem Englisch der Kopf schwirren. Wenn nötig, besuche ich Euch wieder.«
    »Mylady«, sagte ich, indem ich ihr die Hände küßte, »ich bin Euch, auch im Namen meines Königs, überaus verbunden für dieses Gespräch und kann mich nur

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