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Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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vermelden. Mendoza, der Eiferer, der krumme, arrogante Mendoza, der vorher Gesandter in England war, dort aber so viele niederträchtige Komplotte gegen Elisabeth anzettelte, daß England ihn aus dem Lande warf wie ein Schock Läuse.«
    »Ein gutes Bild, Quéribus!« sagte ich lachend.
    »Es fiel mir gerade so ein«, sagte Quéribus. »Mendoza also kommt nach Chartres, und schon springt er aus seiner Kutsche, um zur Kathedrale zu laufen und als erstes der Gebenedeiten Jungfrau für diesen Sieg zu danken, die, wäre sie nicht von Stein, sich geschüttelt hätte, von diesem bösen Wicht angebetet zu werden.«
    »Dies Wort wäre eines Hugenotten würdig!« sagte Miroul leise.
    »Von der Kathedrale stürzt er zum Bischofspalast, wo der König wohnt, schwenkt einen Brief, den er aus Dieppe erhalten hatte, und schreit mit spanischer Emphase: ›Sieg! Sieg!‹ Endlich empfängt ihn der König, ruhig, milde und gütig.
    ›Leider, Monsieur, leider!‹ sagt er mit erlesener Höflichkeit, ›ich fürchte, mein geliebter Cousin der König von Spanien wird überaus enttäuscht und betrübt sein zu vernehmen, was mir soeben durch einen Kurier aus Dieppe gemeldet wurde: daß Drake ihm zwölf Großschiffe versenkt und fünftausend Mann getötet hat.‹
    ›Sire, das kann nicht sein!‹ sagte Mendoza erbleichend.
    ›Leider doch, Monsieur!‹ sagte der König honigsüß, ›so ist es! Ich habe hier dreihundert türkische Sträflinge von einem in Calais gestrandeten kastilischen Schiff im Hof. Wollt Ihr sie sehen?‹
    ›Diese Türken‹, sagte Mendoza zornig, ›sind Sklaven meines königlichen Herrn, und ich fordere sie zurück.‹
    ›Monsieur, darüber wird mein Rat entscheiden‹, sagte der |462| König ungerührt, indem er ihm die Hand reichte, die Mendoza in seiner Wut am liebsten gebissen hätte. Da er es aber nicht wagte, suchte er Guise auf, der ihn seiner Unterstützung versicherte und im Rat zu Gunsten der spanischen Forderung sprach.
    ›Frankreich‹, sagte der König sanft, ›erkennt den Sklavenstand nicht an. Jedweder, der französischen Boden berührt, wird dadurch frei. Ich meine also, wir sollten dem Sultan, unserem Verbündeten, die armen Türken wiedergeben.‹
    Diese Ansicht, die so gerecht wie edelmütig war, setzte sich durch im Rat, trotz scharfer, widerstreitender Debatten, ob guisardisch, ligistisch oder für Mendoza eingenommen.
    Hierauf, sagte Quéribus, stellte der König Überlegungen hinsichtlich seiner Minister an, die sich stärker für Spanien einsetzten als für Frankreich, und sann auf Mittel, ihrer Parteilichkeit aufzuhelfen.«
     
    Meine Angelina begrüßte Quéribus nicht eben mit der freudigsten Miene, ahnte sie doch, daß er mich auf Geheiß des Königs ihr wiederum entführen würde. Und kaum hörte sie, daß ihre Vermutung sie nicht getrogen hatte, warf sie sich weinend in meine Arme, und mir oblag die süße Pflicht, sie zu trösten, war ich doch selber tief bewegt von ihrer Traurigkeit und von unser beider Liebe, die sich mit den Jahren nicht verflüchtigt hatte. Mir schien im Gegenteil sogar, daß sie mit der Zeit immer stärker wurde und unsere Herzen nach so vielen Prüfungen mehr erfüllte, als da wir einer des anderen noch wenig sicher gewesen waren und ein Mißverständnis uns leicht hätte entzweien können.
    Obwohl Angelina mir sechs Kinder geboren hatte, war ihre Schönheit doch nicht verdorben. Sie war nicht mehr so jung, gewiß, aber noch ebenso schön, wenn auch in anderer Weise, nicht mehr so schlank, aber ohne leibliche Schwere, der Busen füllig und das Gesicht trotz einiger Fältchen lieblicher und weicher als in jungen Jahren, mit immer noch so glänzenden großen Augen, nur inniger, hingegebener und immer wieder voll eines Verlangens, das stets aufs neue meine ganze Zärtlichkeit für sie weckte. Mit einem Wort, sie rührte mich unendlich mehr, als da ich sie kennenlernte und meine jugendlichen Sinne dem Herzen weit voraus galoppiert waren.
    |463| »Müßt Ihr denn wirklich zum König nach Blois, mein Gemahl«, sagte sie seufzend. »Was gehen Euch die Generalstände an, zu denen Ihr nicht gewählt seid? Habt Ihr nicht genug getan? Und haben wir nicht teuer genug dafür bezahlt mit der Plünderung unseres Hauses in Paris, aus dem man, wie Giacomi schrieb, alle Möbel, alle Tapisserien fortgeschleppt hat? Müßt Ihr abermals Kinder, Frau, Herrschaft, Vermögen und Leben aufs Spiel setzen in diesem gefahrvollen Dienst? Kommt man denn nicht ohne Euch aus?«
    »Kann ein

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