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Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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streng bewacht, denen sich Quéribus durch seine königliche Marke zu erkennen gab. Trotz der späten Stunde herrschte in den Straßen von Blois, im Licht von Laternen und Fackeln, ein großes Hin und Her von Pferden, Sänften, Kutschen und Karren, denn es waren nicht nur die fünfhundert Vertreter der Generalstände dort zusammengeströmt, sondern auch viele hohe Herren, Kardinäle und Bischöfe mit ihrem Geleit, ihren Bediensteten und Eskorten, und ich verlor angesichts dieses Gedränges die Hoffnung, ein Quartier zu finden. Doch Quéribus beruhigte mich, der König habe vorgesorgt und rechne darauf, daß ich mit Miroul im Gasthof »Zu den zwei Tauben« nächtige, wo er einen ganzen Flügel für jenes Dutzend Edelleute seiner Leibgarde, der »Fünf undvierzig «, hatte reservieren lassen, die nicht im Schloß wohnen konnten.
    Ich mußte mit zweien von ihnen das Zimmer teilen. So bürgten sie für meine nächtliche Sicherheit und wußten auch einen Barbier, der mir Haupt- und Barthaare schwarz färben und die gleichen Kleider wie ihre liefern konnte, damit ich unter ihnen nicht auffiel, waren die »Fünfundvierzig« doch sämtlich Gascogner und durch die Bank dunkel an Haut und Haaren.
    Abgesehen von Laugnac, der mich, wie man sich erinnern wird, im Vorzimmer des Königs festgehalten und durchsucht hatte, als ich von der Guyenne wiederkehrte, hatte ich vorher keinen der »Fünfundvierzig« gekannt, denn sie hatten strenge Order vom König, keinen Umgang mit den Stadtbewohnern oder mit Personen des Hofes zu unterhalten, sondern ganz unter sich zu bleiben, damit man sie weder bestechen noch vergiften, noch ihnen die Würmer aus der Nase ziehen könne. Aus |466| diesem Grunde und um zu verhindern, daß man sie in den Netzen einer Bettintrige fing oder daß sie aus purer Notdurft vergewaltigten, wurden sie vom Herzog von Epernon oder von seinem Intendanten Revol mit käuflichen Dirnen versorgt, und in der ganzen Zeit, die ich im Gasthof »Zu den zwei Tauben« wohnte, traf jeden Montag ein Trupp in unserem Gebäudeflügel ein, Dorfmädchen von der Loire, infolge einer Schwängerung vom Gemeindepfarrer verjagt und in städtische Unzucht gefallen. Und eine, die mich zu jenen Edelleuten gehörig glaubte, bot auch mir ihre Dienste an, die ich jedoch ablehnte, stand mir doch nach feiler, derber Liebe nie der Sinn.
    Die beiden Gascogner, die mich in ihr Zimmer aufnahmen, waren die Herren de La Bastide und de Montseris, beide sehr adlig und sehr arm, nachgeborene Söhne aus karger Provinz. Und wie mir gleich beim Eintritt klar wurde, hätten sie mir schmale Kost und noch schlechteren Empfang geboten, wäre ich nicht auch Okzitanier gewesen und hätte sie in einer der ihren sehr ähnlichen Sprache begrüßen können, was sie höchlich ergötzte und mit mir und Miroul schnell auf einen vertraulichen Fuß stellte, verachteten sie doch alle guten Leute nördlich der Loire im gleiche Maße, wie sie von jenen verachtet wurden.
    Und das wurden sie weidlich, gehaßt sogar und von der Liga und Guise zur Hölle gewünscht, weil der Wall, mit dem die »Fünfundvierzig« den König umgaben, deren Zielen allzusehr im Wege war. Die Hinkefuß und ihre Pfaffen verbreiteten weiß ich welche Lügen über die Gascogner, nannten sie »Kniekeh lenschneider « und »Gascogner Teufel«, behaupteten, sie schlichen bei Nacht wie blutdürstige Tiger durch Paris, erwürgten Passanten und würfen sie in die Seine.
    Ob La Bastide und Montseris Dämonisches an sich hatten, weiß ich nicht, ich jedenfalls fand sie recht gute Teufel, und dem König überaus dankbar, erhielten sie doch tausendzweihundert Ecus Gage im Jahr, dazu freie Kost und neben anderen Vergünstigungen, wie gesagt, Dirnen zur Genüge, ein Leben, das in keinem Vergleich stand zu ihrer gascognischen Armut auf irgendeiner verfallenen Burg.
    Im übrigen waren sie, zumindest besagte La Bastide und Montseris, brave Leute, aber schlicht, denen der Heimatboden noch an den Hacken klebte. Sie stanken fürchterlich nach |467| Schweiß und Knoblauch, konnten kaum lesen, verstanden zwar Französisch, aber sprachen es miserabel. Sie befaßten sich, wie man sich denken kann, hauptsächlich mit athletischen Übungen, Pistolenschießen und Fechten, letzteres quasi von morgens bis abends in unserem Zimmer, wobei sie lauthals schrien, als wollten sie sich gegenseitig abschlachten, und liebten einander doch wie Brüder. Ihr ewiger Radau störte mich empfindlich in meiner Ruhe, mehr aber noch ihr zwiefaches

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