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Noch immer schwelt die Glut

Noch immer schwelt die Glut

Titel: Noch immer schwelt die Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Robert
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die drei hinaus, ihren eifersüchtigen Weibern zuliebe. Und die unbeweibten unserer Männer verstanden es auch so, sie lachten sich ins Fäustchen, weil der Befehl ihre herkulischen Gefährten um einen Anblick brachte, an dem sie sich gehörig zu weiden |61| hofften. Sie stießen sich zwinkernd an und sperrten schon im voraus die Augen auf, worüber sie (was mein Vater vielleicht bedacht hatte) die Mannesangst vergaßen, die einem vor jedem Kampf in die Därme zwickt. Eine Erregung, die Sauveterre völlig fremd war oder die er, falls nicht, allein durchs Gebet besiegte, nicht aber durch diese unerträgliche Entkleidung, der er ebenso wie dem Feuer stracks den Rücken kehrte, vor dem die arme Jacotte an allen Gliedern schlotterte.
    Doch für zwei Augen, die sich abwandten, sprangen andere, wie gesagt, fast aus den Höhlen, und die Zungen schnatterten auf okzitanisch angesichts des unerhörten Schauspiels, wie die Curotte vom Pfarrer sich vor allen nackend auszog, was sie selbst in ihren kühnsten Träumen niemals für möglich gehalten hatten und was ein so großes Ereignis für sie war, daß es sogar den Überfall auf Marcuays in den Schatten stellte und jeder es kaum aushielt, bis er es anderntags denen erzählen könnte, die nicht dabei gewesen waren. Doch der Erschütterung, dem Gescharre und Geschnatter der Kerle folgte eine Stille, daß man eine Flaumfeder hätte fallen hören, als die Jacotte, nachdem sie mit klammen Fingern die letzte ihrer nassen Hüllen abgenestelt hatte, nun in ihrer kraftvollen Leiblichkeit dastand, auf breiten Füßen, kurzen, strammen Beinen, mit drallem Apfelhintern und ihren unglaublich fülligen, aber festen, runden Brüsten.
    Die Gelegenheit, daß Sauveterre der Szene den Rücken kehrte, hatte Miroul unverfroren genutzt, ein ganzes Scheit nachzulegen, das sich in der Glut langsam entzündet hatte und nun plötzlich hoch und hell loderte, wodurch dieses Bildwerk aus Fleisch und Blut in all seiner kräftigen Weiblichkeit beleuchtet wurde, zumal die arme Jacotte (aber soll ich sie arm nennen, da der Himmel sie offensichtlich so reich gesegnet hatte?) ihre Gliedmaßen bald so, bald so herum zur Flammenhitze streckte, um aufzutauen, so daß keiner Augen genug hatte, sie anzuschauen, außer, wie gesagt, Sauveterre und mein großer Bruder François, der dem prächtigen Schauspiel zwar nicht die kalte Schulter zeigte, doch mit scheinheiliger Miene nur durch halbgeschlossene Lider linste. Das sah mein Vater und machte einen Scherz auf okzitanisch.
    »Ach, ob Herzogin oder Magd, nackend sind alle gleich.«
    »Eine Herzogin hab ich mein Lebtag noch keine gesehen«, sagte Barberine, die ihre Gewänder aus der Truhe geholt hatte |62| und erst einmal jedes mit beiden Händen vorm Feuer ausbreitete, um sich seiner makellosen Reinlichkeit zu vergewissern, »aber solche Brüste wie die hier gibt’s in der ganzen Gegend nicht noch mal. Beim himmlischen Hafen, sogar meine, wie ich die kleinen Moussus von Mespech gesäugt hab, waren nicht so groß und so schön.«
    »Beim Ochsenhorn!« knurrte Sauveterre auf französisch, was unsere Leute nicht verstanden, »bekakeln sie jetzt sämtliche Zitzen in der Runde, während Marcuays geplündert wird?«
    »Geduldet Euch, Herr Bruder«, sagte der Baron von Mespech, »es braucht seine Zeit, sich zu rüsten: Man kann nicht im Wams in den Kampf ziehen.«
    Unterdessen kehrten Cabusse, Coulondre und Jonas zurück, die starken Arme mit Harnischen, Waffen und Helmen beladen, und so behutsam sie diese auch auf den Tisch packten, gab es doch ein Scheppern und Rumpeln, daß wir auffuhren wie Pferde beim Trompetenschall. Schweigend wappneten wir uns, indem einer dem anderen den Harnisch schnallte, das innere Auge auf Wunden und Tod gerichtet, das äußere aber auf die Jacotte, die im Stehen, mit zurückgebogenem Kopf, die heiße Milch schlürfte, welche die Maligou ihr gebracht hatte. Und dieser Anblick setzte uns das Herz wieder an den rechten Fleck und gab uns Tapferkeit ein, wußten wir doch nur zu gut, was den schönen Weibern unserer Dörfer von dem Raubgesindel blühte, wenn wir es nicht schnellstens zum Teufel jagten.
    »Alsdann, Jacotte«, sagte mein Vater, »die Zeit drängt. Was weißt du von den Strolchen, wie viele sind es, wie sind sie bewaffnet, haben sie Pistolen, Arkebusen oder andere Feuerstöcke?«
    »Um Vergebung, Moussu lou Baron, wie viele genau, das weiß ich nicht, ich hatt ja die Nase kaum zum Fenster rausgesteckt, da bin ich schon

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