Noch mehr Krimikatzen
Aber darum ging es gar nicht.
Worum es ging, wurde uns erst später klar, direkt nachdem wir in einer Barkasse des Sheriffs auf die Insel gebracht worden waren.
Mrs. Rushton kam uns sofort entgegen, als wir durch die Tür gingen. »Gott sei Dank, daß Sie hier sind«, empfing sie uns. »Benutzen Sie das Telefon in der Diele, und rufen Sie sofort in New York an. Sagen Sie die Drehaufnahmen ab.«
Die Fernsehproduzentin in Mona gewann schließlich die Oberhand über ihre Diplomatie. Sie schaute Mrs. Rushton an und fragte: »Sind Sie wahnsinnig?«
Von Monas Standpunkt aus war das wohl richtig – das Filmteam kommt an – mehr Gewalt – großartiges Fernsehen! Die Leute vom Fernsehen vergessen manchmal, daß normale Menschen auch Gefühle haben. Fernsehleute vergessen oftmals einfach, daß es eine Realität gibt.
Natürlich war eine solche Antwort prädestiniert dafür, jemanden wie Mrs. Rushton in den Wahnsinn zu treiben. Und ich überlegte, was zu tun sei, als Earl Rushton die Haupttreppe herunterkam und die Situation rettete.
»Lew ist bei Bewußtsein, Liebes. Er verlangt nach dir.« Seine Frau ließ alles fallen und lief die Treppe hinauf.
»Wie geht es ihm?« fragte ich.
»Gott sei Dank. Der Arzt sagte, er wird wieder völlig gesund. Der eigentliche Schlag war nicht so stark, aber er schlug auf einen Stein auf, als er stürzte.« Rushton schauderte sichtlich vor Erleichterung.
Als er stehenblieb, sagte er: »Aber Mrs. Tarren, auch wenn meine Frau vielleicht ein bißchen hysterisch ist, hat sie doch vollkommen recht. Ihnen jetzt bei dieser Fernsehsendung zu helfen, kommt nicht in Frage.« Er schauderte erneut.
»Vielleicht setzen wir uns besser«, sagte ich.
»Bitte, aber ich werde wieder hoch zu Lew gehen.«
»Können wir nicht kurz darüber sprechen? Ich kann Ihre Besorgnis verstehen, aber wir waren doch diejenigen, die gewarnt wurden.«
»Ich werte es als eine Warnung an uns alle. Es war mein Enkel, der angegriffen wurde. Unser Kater wurde zerstückelt. Der arme Phluphy. Niemals hat er jemandem etwas zuleide getan.«
»Wie haben Sie von alldem erfahren?«
»Der Sheriff erzählte es uns. Sein Sohn benachrichtigte uns über Funk.«
»Das stimmt.«
Rushton ließ uns zurück und ging nach oben. Statt seiner erschien kurze Zeit später der Sheriff in Uniform, ein Abbild seines Sohnes, wenn man von den vereinzelten grauen Haaren unter dem Haarwachs und dem größeren Bierbauch absah. Höflich, aber bestimmt ging er mit uns den Tag durch und wollte wissen, ob wir Zeugen für das hätten, was nach der Rückkehr zum Motel geschehen war. Ich antwortete, daß sich die Kellnerin im Restaurant sicherlich daran erinnern würde, uns zu einer Zeit beim Abendessen gesehen zu haben, zu der man keine weitere Hin- und Rückfahrt zur Insel gemacht und den Schaden verursacht haben konnte, der dem Anschein nach angerichtet worden war.
Der Sheriff nickte. »Tatsächlich bezeugt sie das. Die Männer von der Spurensicherung haben in Ihrem Wagen auch keine Katzenhaare finden können. Ich denke, damit sind Sie aus dem Schneider.«
Dann nahm er seinen Hut ab und fragte: »Darf ich?« und zwängte sich zwischen Mona und mich auf das Sofa.
»Sehen Sie, Cobb«, fuhr er fort, »ich habe am Telefon mit New York über Sie gesprochen. Warum bleiben Sie nicht einfach hier sitzen und denken ein wenig nach, während ich meinen Job mache. Wir werden ja sehen, ob Ihnen irgend etwas einfällt.«
»Aber so funktioniert das nicht«, wandte ich ein.
Beim Aufstehen sagte er: »Schauen Sie, das einzige Druckmittel, das ich habe, ist, daß das Polizeiboot die Insel nicht verlassen wird, bis ich nicht selbst fahren will. Und bis dahin wird es noch einige Stunden dauern. Liebe Frau, ich weiß, daß das hier kein großer Mordfall wie in Ihrer Sendung ist, – übrigens verfolge ich sie, so oft ich kann –, aber Rushton bezahlt etwa die Hälfte der Steuern in dieser Gemeinde, und ich würde jede Hilfe begrüßen, die ich bekommen kann. Denken Sie mal darüber nach, einverstanden?«
»In Ordnung«, sagte ich.
»Gut«, strahlte der Sheriff, »Hilfssheriff Packson befindet sich vor der Tür, wenn Sie was brauchen.«
»Auch, um uns davon abzuhalten, uns aus dem Staub zu machen, richtig?«
Der Sheriff lachte leise und ging. Ich setzte mich, um nachzudenken.
»Weißt du, was ich glaube?« fragte Mona.
»Was?«
»Ich hätte auf meine Mutter hören und Sekretärin werden sollen.«
»Quatsch«, sagte ich. »Wenn das alles hier vorbei ist,
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