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Noch mehr Krimikatzen

Noch mehr Krimikatzen

Titel: Noch mehr Krimikatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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einzudrücken. Dann endlich tauchte eine Nonne mit einem Menschen im Schlepptau auf, der, wie sich herausstellte, der Hausmeister war. Er stank nach verrottetem Hundefell und modrigem Geräteschuppen. Seine Hände zitterten, als er einen großen Eisenring voller Schlüssel von seinem Gürtel löste. Eine halbe Ewigkeit verstrich, in der er einen Schlüssel nach dem andern im Schloß probierte, doch dann hörten wir plötzlich ein Klicken. Die Tür schwang auf.
    Das Mondlicht erhellte einen antiken Schrein. Von einem Altar aus starrte uns Jack Hills Kopf an. Der dazugehörige Körper lag direkt auf dem Boden davor.
    Ich gebe es nicht gerne zu, aber mein erster Gedanke war, daß Scott jetzt wohl zugeben mußte, daß es eine ausgesprochen blöde Idee gewesen war, nach Tierra del Fuego zu kommen.
    »Also, nächstes Jahr verbringen wir unsere Ferien aber woanders«, war mein einziger Kommentar.
    Ein wildes Gemurmel, teils Spanisch, teils Englisch, erhob sich, durchmischt von den würgenden Geräuschen der drei Leute, die sich über die Balkonbrüstung erbrachen.
    Es folgten stundenlanges Warten, Übersetzen und vergebliche Versuche, Ordnung in die Geschehnisse zu bringen. Ich fand heraus, daß John etwas früher in der Nacht hinunter in die Empfangshalle geschlichen war, um dem Klo einen späten Besuch abzustatten. Er war Ed Blackwell begegnet, der Scott eingeladen hatte, zusammen mit ihm und seiner Frau eine Tasse Tee in der Küche der Burg zu trinken.
    Irgendwann legten sie die Leiche endlich auf eine Bahre, deckten sie zu und trugen sie weg. Ich kehrte in mein Zimmer zurück, und da an Schlaf nicht mehr zu denken war, setzte ich mich grübelnd auf das Bett. Als mein Blick auf die Kommode neben der Verandatür fiel, sah ich etwas darunter liegen. Zwei gelbe Punkte blinkten mich an. Sie kamen näher, und wenige Augenblicke später schälte sich ein grauer Körper unter dem Möbelstück hervor: Die ›Empfangskatze‹. Ich öffnete die Flügelfenster, um das Tier hinauszulassen. Dann sah ich unter die Kommode. Es lag noch etwas darunter. Ich tippte es mit der Spitze meines Schuhs an. Keine Reaktion. Konnte also kein blutrünstiges Monster sein. Ich kniete mich hin, um das Ding näher in Augenschein zu nehmen. In diesem Moment schwangen die Flügelfenster auf. Ich sprang auf die Beine und wirbelte herum. Es war Scott.
    Er grinste mich an. »Komm, schau dir den Sonnenaufgang an«, sagte er.
    Ich bat ihn, einen Moment auf mich zu warten, bückte mich wieder und tastete mit der Hand unter der Kommode herum.
    Schließlich bekam ich den Gegenstand zu fassen und zog ihn aus seinem Versteck heraus. Ich hielt eine bis zum Bersten gefüllte Brieftasche hoch. Scott ignorierte das vollkommen und bedeutete mir, ihm nach draußen zu folgen. Ich schleppte mich müde hinter ihm her.
    Dennoch war es einer der schönsten Sonnenaufgänge, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Atemberaubendes Rosa, tiefstes Rot und das strahlendste Orange, durchsetzt mit dem zarten Grau der lautlos vorüberziehenden Wolken.
    Ich stand da und beobachtete ehrfurchtsvoll das Naturschauspiel, bis mich ein Klingeln ablenkte. Es kam von unten. Ich sah in den Garten der Burg hinunter und entdeckte ganze Reihen von Bohnen- und Tomatenpflanzen, die man an hölzerne Stangen gebunden hatte. In östlicher Richtung, ganz am Ende des Gartens, stand ein kleines Kornfeld. Die Ähren fingen das goldene Licht des Morgens ein. Alles sah grün und üppig aus. Die Mauern der Burg schützten den Garten vor den schneidenden Winden, und noch war es ein paar Wochen hin, bis der erste tödliche Frost eintreten würde. Die ganze Szenerie war atemberaubender als jeder Garten, den das Werbefernsehen zu bieten hatte.
    Im Schatten einer der Burgmauern waren mindestens zwanzig kleine Schüsseln aufgestellt, aus denen Dutzende von Katzen aßen und tranken. Eine Nonne, die eine große graue Schürze über ihrer Ordenskleidung trug, schüttelte eben Milch in die letzten Schalen.
    »Vielleicht düngen die Nonnen den Garten mit toten Menschen«, sagte ich – und bereute es in der gleichen Sekunde. Scott sah mich böse an.
    Ich vermied seinen vorwurfsvollen Blick, indem ich die Brieftasche einer genaueren Betrachtung unterzog. Ich fand Jack Hills Reisepaß und seinen Führerschein, außerdem noch drei andere Ausweise, alle mit verschiedenen Namen, aber demselben unverwechselbaren Foto der Person, die ich als Jack Hill kennengelernt hatte. Wer war dieser Bursche denn nun wirklich?
    Ich zeigte

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