Noch mehr Krimikatzen
der Sache herauskommen«, erklärte Margarete. »Wir können Sie nicht auch noch beschützen. Sie müssen schon auf sich selbst aufpassen.«
Fünfzehn Minuten später verließen wir das Zimmer wieder – verblüfft, bestürzt und immer noch ein wenig ungläubig.
»Ich bin hungrig«, meinte Scott.
»Du könntest in einer Situation wie dieser etwas essen?« fragte ich.
Er zuckte mit den Schultern. »Wenn ich nervös bin, werde ich immer hungrig. Komm, laß uns die Küche suchen. Vielleicht finden wir dort etwas Eßbares.«
In einem sonnendurchfluteten Speisesaal saßen ganze Reihen von Nonnen an Tischen mit gestärkten Leinentischtüchern. Eine von ihnen stand hinter einem Pult und verlas einen, wie ich annahm, religiösen Text. Wir fanden die Küche ein Stück weiter den Korridor hinunter. Sie war kaum beleuchtet, und ihre Wände waren in einem schlichten Grau gestrichen. Eine Nonne verwies uns in eine übelriechende kleine Nische, die weit entfernt von einem großen wärmespendenden Kochherd lag. Wir setzten uns an einen Tisch, der wackelte, weil eines seiner Beine kürzer war als die anderen drei. Hinter mir gähnte ein schwarzes Loch, das nur halb von einer verzogenen Holztür, die nur noch in einer Angel hing, verdeckt wurde und in die Tiefen der Burg hineinführte, die ich lieber nicht erkunden wollte. Man brachte uns getoastetes Brot und halbrohe, glibberige Eier.
»Nonnen als internationale Terroristen, das kauf ich denen einfach nicht ab«, meinte Scott. »Und sich in Tierra del Fuego verstecken…?«
»Ich bin ganz deiner Meinung«, sagte ich. »Und genausowenig kann ich mir vorstellen, daß diese Gruppe von Versagern in Jack Hills Zimmer die Spitzenagenten einer geheimen Polizeitruppe sind.«
»Ihre Waffen waren allerdings sehr überzeugend«, fügte Scott hinzu. »Glaubst du wirklich, sie hätten uns gehen lassen, wenn sie keine Bullen wären?«
»Keine Ahnung«, gestand ich.
Die grauhaarige Katze mit den gelben Augen sprang plötzlich auf den Tisch. Scott kraulte sie hinter den Ohren. Die Katze schloß ihre Augen und fing an zu schnurren.
»Also ehrlich, Scott«, sagte ich. »Katzen auf dem Tisch, wenn ich gerade esse, das muß ja nun wirklich nicht sein.«
Scott nahm das Tier in den Arm. Er murmelte ihm Kosenamen ins Ohr, während ich meine halbrohen Eier auf dem Teller hin und her schob. Die Katze rieb ihren Kopf unter Scotts Kinn.
»Ich will weg von hier«, sagte ich. »Es muß doch eine Möglichkeit geben, ein Boot zu chartern oder zu mieten oder so was. Ich denke, ich würde es sogar mit Schwimmen versuchen, wenn es denn wirklich sein müßte.«
Die Katze sprang Scott aus dem Arm und verschwand wie ein geölter Blitz durch die Tür hinter mir. Dreißig Sekunden Stille verstrichen, dann hörten wir ein lautes Gepolter, gefolgt vom wütenden Jaulen einer Katze.
Scott sprang auf die Füße und zwängte sich durch die Tür. Die letzte verbliebene Türangel knackte und brach, und die Tür krachte auf den Boden. Scott schenkte all dem keinerlei Beachtung und verschwand die Treppenstufen hinunter.
Ich folgte ihm vorsichtig. Nach ungefähr zwanzig Stufen bog die Treppe nach links ab. Ich sah über die Schulter zurück nach oben. Zwei Nonnen, eine davon die Mutter Oberin, standen im Türrahmen.
»Komm, Miez, Miez«, hörte ich Scott rufen.
Ich versuchte, mich nach seiner Stimme zu orientieren, während er weiterhin die Katze lockte. Über meinem Kopf kreuzten sich uralte Balken aus Eichenholz. Wasser tröpfelte aus unsichtbaren Abflüssen. Alle zwanzig Schritte hing eine nackte Glühbirne von der Decke, und dem kümmerlichen Licht nach zu schließen, daß sich aus ihnen herausquälte, dürfte keine von ihnen stärker als fünf Watt gewesen sein. Es reichte auf keinen Fall aus, die Dunkelheit auch nur in annähernd ausreichendem Maße zu durchdringen. Der Gang drehte und wand sich. Ich konnte Scott noch immer nirgendwo entdecken, also folgte ich weiterhin seinem unermüdlichen »Komm, Miez, Miez.« Ab und zu zweigten ein paar Türen links und rechts ab, aber ich verspürte keinerlei Bedürfnis danach, zu erkunden, was sich hinter ihnen verbarg. Es kam mir so vor, als wären Stunden verstrichen und als hätte ich Meilen zurückgelegt, bis ich Scott endlich einholte. Er stand vor einem mit Wasser gefüllten Schacht, der ihm den Weg versperrte.
»Na großartig«, sagte ich. »Und wo ist die Katze?«
»Ich kann ihre Augen sehen«, meinte Scott. »Denen werden wir einfach folgen. Es wir schon
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