Noch mehr Krimikatzen
gutgehn.«
Zwei stecknadelgroße Lichtpunkte hüpften in einiger Entfernung auf und ab.
»Ich erwähne das ja nicht gerne, aber ich habe die Hosen gestrichen voll«, sagte ich. »Warum ziehen wir uns nicht einfach zurück?«
»Nur noch ein Stückchen«, meinte Scott.
»Sag mal, bist du von allen guten Geistern verlassen?« fragte ich ihn. »Hast du Jack Hill schon vergessen. Zur Erinnerung: Das ist der Mann, dem man den Kopf vom Rumpf abgetrennt hat. Hier läuft ein irrer Mörder frei herum.«
Ich hörte das Murmeln von Stimmen und streckte meine Hand nach Scott aus. Er schrie erschrocken auf, als ich ihn berührte.
»So was solltest du nicht tun«, sagten wir beide gleichzeitig.
Wir hörten ein Stampfen und Poltern. Plötzlich sprang eine Tür zu unserer Linken auf. Tageslicht durchflutete den Gang. Ich sah Edith Blackwell mit einem Brecheisen in der Hand und einem Lächeln auf den Lippen. Hinter ihr drängten sich unsere anderen Mitreisenden.
Das Licht des frühen Morgens glitzerte auf dem Wasser in dem Schacht vor uns. Ich blickte hinein in seine scheinbar unergründlichen Tiefen. Ein Gesicht starrte mir entgegen, ein schrecklich entstelltes Gesicht mit toten Augen, die sich in meine zu bohren schienen.
Ich zeigte mit dem Finger darauf und sagte: »Also, nächstes Jahr verbringen wir unsere Ferien aber woanders.«
Die örtliche Polizei traf ein: noch mehr Stunden des Wartens, des Erklärens und des Übersetzens.
Wie sich herausstellte, lag in dem Schacht mehr als nur eine Leiche. Zwei Tage später, als wir Tierra del Fuego verließen, informierte uns Edith Blackwell über die ganze Geschichte. Auf dem Boot, das uns von Porvenir zurück nach Rio Grande brachte, erzählte sie uns, daß die international gesuchte Terroristin sich tatsächlich in der Burg versteckt hatte. Und sie war es auch gewesen, die Jack Hill ermordet hatte. Sie war allerdings von den Nonnen bei der Tat ertappt worden. Sie hatten sie überwältigt und getötet. Die Nonnen hatten das der Polizei nicht gemeldet, weil – die anderen Leichen in dem unter Wasser stehenden Schacht im Burgkeller bewiesen es – sie es gewesen waren, die die Einheimischen entführt und ermordet hatten. Der Orden stand kurz vor dem Bankrott. Nichts war den Barmherzigen Schwestern geblieben, außer der muffigen alten Burg mit ihren wenigen Besuchern und dem Garten, von dem sie lebten. Die Nonne, die diesen Garten pflegte, war eine Wahnsinnige. Sie streute Unmengen von Katzendünger auf die Pflanzen, deshalb waren sie so schön grün und gediehen so prächtig. Sie fand allerdings auch heraus, was Katzen wunderbar gedeihen ließ: Nichts regte ihren Stoffwechsel besser an als Menschenfleisch, das sie großzügig an sie verfütterte. Nur die Mutter Oberin und Schwester Constance waren in ihr schreckliches Geheimnis eingeweiht gewesen. Tja, die Terroristin hatte Pech gehabt. Die Nonnen hatten so unschuldig gewirkt. Und sie hatte ihnen Vertrauen geschenkt. Dabei wäre nichts vernünftiger gewesen, als die Beine in die Hand zu nehmen und so schnell wie möglich abzuhauen.
Originaltitel: Next Year, Kankakee
Ins Deutsche übertragen von Stefan Bauer
Wo ist Mittens?
Matthew J. Costello
Ich war’s nicht.
Aber vermutlich hören Sie das oft. Klar, ich verstehe Ihre angemessene Skepsis. Obwohl es in meinem Fall zufällig die ungeschminkte Wahrheit ist. Ich war es tatsächlich nicht, und ich kann Ihnen auch eine Alternative bieten – ich weiß, wer es getan hat.
Halt. Hören Sie – sicher haben Sie gerade diesen Jammerlaut gehört, dieses spöttische Miauen? Da! – Nein, jetzt ist es verschwunden.
Verstehen Sie, es gibt da einige Beweise, die Sie übersehen haben. Sie haben nicht einmal meine Geschichte angehört. Ich werde sie Ihnen erzählen, ich werde Ihnen alles erzählen. Dann werden sie verstehen…
Schon wieder dieses Geräusch! Direkt draußen vor dem Fenster. In jener Nacht muß sie dieses Geräusch auch gemacht haben, das sich fast so wie eine Sirene anhört…
Aber ich greife mir schon vor. Eigentlich brauchen wir uns doch gar nicht zu beeilen, oder? Hören Sie die ganze Story, wie clever alles arrangiert war, und wie naiv ich in die Falle getappt bin…
Es hatte alles begonnen, als sie an einem verregneten Nachmittag im April in mein Büro in Scarsdale kam. Ich kann mich gut an den Regen erinnern, einen typisch New Yorker Dauerregen, die grauen Wolken spuckten einen wahren Wasserfall aus, so daß meine Bürofenster aussahen, als ob sie aus Milchglas
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