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Noch mehr Krimikatzen

Noch mehr Krimikatzen

Titel: Noch mehr Krimikatzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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Ort etwas Gespenstisches an sich hatte.
    Der Kapitän kam zurück. Er trug einen weißen Rollkragenpullover, Jeans und ein Barett. Er paffte eine dicke Zigarre, einen echten Stumpen. Sofort schwebte Schwester Constance zu ihm hinüber und informierte ihn darüber, daß im ganzen Haus Rauchverbot herrschte. Er übergab ihr die Zigarre ohne ein Wort des Protestes. Dann gesellten sich Edith und Edward wieder zu uns. Sie hatten sich richtig in Schale geworfen, er in einen blauen Blazer und graue Hosen, sie in eine Pelzjacke mit einem schwarzen Kleid darunter. Um den Hals trug sie eine Perlenkette.
    Wir spazierten zurück in die Stadt. Oben auf dem kleinen Hügel konnten wir unser Schiff sehen, wie es friedlich im Hafen vor Anker dümpelte. Sternenlicht funkelte auf der See. Direkt vor uns begannen die häßlichen Gebäude der halbverfallenen Stadt.
    Scott wollte uns mit Hilfe des Reiseführers an unseren Bestimmungsort bringen, doch der Kapitän lachte nur und verriet ihm, daß er einen Ort kenne, an dem wir viel besser essen könnten. Ich erinnerte mich an ein paar Geschichten von unvorsichtigen Reisenden, die von bösen Einheimischen in eine noch bösere Falle gelockt worden waren, aber Edith, Edward und Scott folgten alle gutgelaunt der glimmenden Spur, die der Kapitän mit seinem neu entzündeten Stumpen zog und die uns bis dicht ans Wasser heran führte. Wir wanderten durch verlassene Straßen, immer an der Kaimauer entlang, und das etwa eine halbe Stunde lang, bis wir fast am anderen Ende der Stadt angekommen waren, wo er uns in einen Hauseingang führte, der in völliger Dunkelheit lag.
    Drinnen loderte ein Feuer in einem Kamin direkt neben der Tür. Eine Reihe von Flaschen, die man vor einer Wand gestapelt hatte, machten aus dem Raum eine Bar. Der Geruch von Zwiebeln legte dem unerfahrenen Gast die Vermutung nahe, daß es hier wohl etwas zu essen gab.
    In einer Ecke thronte ein unglaublich fetter Mann in einem weißen Anzug, an dem mehr als nur ein falscher Klunker prangte. Das kurzgeschorene graue Haar und seine schlaffe Haut ließen mich ihn auf über Siebzig schätzen. Er hob zur Begrüßung sein Weinglas und schleppte sich schwerfällig zu uns herüber.
    Noch bevor er uns erreicht hatte, stürzte eine Frau durch eine Schwingtür. Ich erhaschte noch einen Blick auf einen Ofen und ein Spülbecken, dann schloß sich die Tür wieder. Die Frau schenkte uns ein angedeutetes Lächeln. Der Kapitän sagte etwas auf spanisch. Sie nickte, wies auf eine Schiefertafel neben der Registrierkasse und stürzte wieder davon.
    »Mein Name is’ Harry Jackson«, stellte sich der fette Mann vor. Er hatte einen breiten Südstaatendialekt. »Das da is’ die Speisekarte.« Er wies auf dieselbe Tafel, auf die auch die Frau gedeutet hatte. »Das Essen wird Sie schon nich’ umbringen. Is’ ’n bißchen scharf. Na ja, in den Straßen hier gibt’s ’ne Menge Katzen.« Er brach in schallendes Gelächter aus, als er unsere entsetzten Gesichter sah. »He, Leute, war nur ’n Scherz.«
    Er setzte sich einfach unaufgefordert zu uns. Harry und der Kapitän übersetzten für uns, als wir die Bestellung aufgaben. Harry erzählte, er sei ein reicher amerikanischer Herumstreuner, ein Ex-Surfer, Ex-Schlagzeuger einer Rockgruppe und Ex-Muscheltaucher.
    Nach dem Essen nahmen wir so etwas Ähnliches wie Kaffee zu uns, und ich fragte Harry: »Wo sind denn all die Menschen hin verschwunden?«
    »Aberglaube«, sagte er.
    Unsere Kellnerin kam herein und räumte die Teller ab.
    Harry erzählte weiter: »Die Einheimischen glauben, daß jedes Jahr in dieser Nacht böse Geister erscheinen und einen von ihnen mit sich nehmen. Bevorzugt ’ne männliche Jungfrau über einundzwanzig. Dämlicher Aberglaube. Wahrscheinlich ’ne Erfindung der hiesigen Caballeros , die vor ein paar allzu anhänglichen Verehrerinnen fliehen wollten.«
    Die Kellnerin gab ein mürrisches Brummen von sich. Wir starrten sie alle an. Sie sprach mit einem schweren Akzent. »Ist kein Aberglaube. Ist wahr. Einer wird sterben heut’ nacht. Ist schon in vielen Jahren zuvor passiert. Nicht nur die Jungen. Kann jeden treffen. Besser nicht auf die Straße gehen.«
    Ich warf Scott einen bösen Blick zu. »Also, nächstes Jahr verbringen wir unsere Ferien aber woanders.«
    Trotz Harrys derber Fröhlichkeit sank die Stimmung, die sowieso nicht gerade überschwenglich gewesen war, für den Rest des Abends auf den absoluten Nullpunkt. Edith, Edward, Scott und ich blieben auf dem Weg zurück

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