Noch mehr Krimikatzen
antwortete sie. Sie beugte sich neugierig zu ihm hinüber. »Wie war denn die Queen so?«
»Nicht der Buckingham Palace «, lachte er und begann wieder zu keuchen. »Das Palace Theater in New York. Vaudeville. Sie sind wirklich reizend, meine Liebe… Sie sind nicht zufällig eine Schauspielerin ?«
Sie lehnte sich in ihren Stuhl zurück. »Ich wünschte, ich wäre es!« sagte sie atemlos.
»Nun, wünschen Sie es sich lieber nicht«, entgegnete er schroff. »Das ist ein trauriger, bedauernswerter Menschenschlag.« Er musterte sie eine ganze Weile. »Ich fürchte, meine Liebe, Sie gehören eher in den Arm eines reichen Mannes oder auf einen Liegestuhl neben einen luxuriösen Swimmingpool.«
»Ganz meine Meinung!« sagte sie strahlend, doch dann verfinsterte sich ihr Blick. »Aber ich habe keinen.«
»Keinen was, mein Kind? Keinen Mann oder keinen Pool?«
»Beides!«
Er lächelte, wenn auch nur andeutungsweise. Er beugte sich ganz tief hinunter, hob die Katze auf und setzte sich das Tier auf den Schoß. »Sie dürfen meinen Pool, so oft Sie wollen, benutzen, meine Liebe«, sagte er.
»Meinen Sie das im Ernst?«
»Aber sicher doch.« Er drehte den Kopf seiner Katze so, daß er ihr in die Augen blicken konnte. »Wir würden uns über die Gesellschaft freuen, nicht wahr?« fragte er sie.
»Miau.« Ihr Schwanz schlug hin und her.
»Wie alt ist denn ihre Katze?« fragte Kelli.
Mr. Winston kraulte das Ohr des Tieres. »Älter als Sie, meine Liebe«, sagte er.
»Sicher haben Sie sie sehr lieb.«
»Wie mein eigenes Kind«, flüsterte er und drückte der Katze einen Kuß auf den Kopf. »Aber natürlich ist sie kein echter Ersatz.«
»Sie hatten nie Kinder?«
»Hab’ nie geheiratet, meine Liebe. Das Showbusineß ist eine gnadenlose und grausame Geliebte.«
»Wie war noch das Wort, das Sie benutzt haben? Klang wie ’ne Stadt…«
»Ich kann Ihnen nicht ganz folgen, mein Kind.«
»Dingsbums-ville.«
Er lächelte; seine Zähne waren weiß und groß und falsch.
»Vaudeville! Das war eine bestimmte Art von Theater, meine Liebe. So etwas wie die ›Ed Sullivan‹.«
»Was für ’ne Show?«
Er lächelte und schüttelte seinen Kopf. »Sie sind wirklich noch ein Kind. Der Palace, nach dem sie mich gefragt haben, war nur eines der zahllosen Theater in jenen Tagen… das Colonial, das Hippodrom… aber der Palace war das größte Vaudeville-Theater in ganz Amerika, wenn nicht in der ganzen Welt!«
Es gab wohl nichts, was Kelli weniger interessiert hätte, aber sie war entschlossen, Interesse zu heucheln. »Wie war denn das Vaudeville, Mr. Winston?«
»Wie eine einzige, lange, aufregende Fahrt in einer Achterbahn… zumindest solange es noch existierte. Sehen Sie, das Vaudeville starb in den späten dreißiger Jahren. Eine Show begann normalerweise mit einer weniger bedeutenden Nummer, mit Akrobaten oder Jongleuren zum Beispiel, weil noch nicht alle im Publikum auf ihrem Platz waren, Sie verstehen. So habe ich auch angefangen, als eine Eröffnungsnummer… aber nicht für lange Zeit…«
Er verlor sich in einem selbstgefälligen Lächeln.
»Sie waren sicher ein großer Hit, oder, Mr. Winston?«
»Brachte das Publikum zum Toben, wenn Sie mir diese kleine Unbescheidenheit erlauben. Es dauerte nicht lange, und mein Name stand in ganz großen Buchstaben auf den Plakaten.«
So spannend wie eingeschlafene Füße, dachte sie. »Das ist ja wirklich interessant. Was haben Sie denn alles so in Ihrer Nummer gemacht, Mr. Winston?«
Er lachte und schüttelte seinen Kopf. »Fragen Sie lieber, was ich nicht gemacht habe!« sagte er.
Der alte Bock war ganz schön eingebildet.
»Und so wurden Sie reich und berühmt, was?«
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich; er schien traurig zu sein – und noch etwas anderes. Verbittert?
»Ich fürchte, man erinnert sich nicht so sehr an mich wie an einige meiner… weniger bedeutenden Zeitgenossen.« Sein Blick wurde starr. »Ein Mensch, der alles gut kann, nun ja, von dem bleibt einem manchmal gar nichts im Gedächtnis.«
»Oh, so was sollten Sie nicht sagen, Mr. Winston. Alle erinnern sich an Sie!«
Damit brachte sie das Herz des alten Knaben ganz zum Schmelzen. Er beugte sich nach vorne und tätschelte ihre Hand; sein runzeliges, schwabbelndes Fleisch ekelte sie an, aber sie grinste nur freundlich.
»Wenn ich nur eine Tochter wie Sie gehabt hätte.« Er streichelte die Katze, die zufrieden schnurrte. »Um wieviel reicher mein Leben dann doch gewesen wäre.«
»Auch ich bin
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