Noch mehr Krimikatzen
will, daß er bereit wäre, jemanden dafür zu töten.«
Damit hatte sie mich festgenagelt. Ich liebe Katzen auch, aber Mord?
Ich versuchte es aus einem anderen Blickwinkel: »Nun gut, aber wo ist Rooneys Katze? Was, wenn sie nicht wieder auftaucht? Wirst du dann auch sagen, daß das nur Zufall ist, einfach nur eine weitere vermißte Katze?«
»Sie wird wieder auftauchen«, versicherte meine Geliebte. Als sie annahm, daß ich nicht hinschaute, goß sie ihren Kaffee in das Katzenklo in der Ecke.
Die Katze tauchte nicht wieder auf, nicht mit Haut und auch nicht mit einem einzigen langen Haar.
Abby kam am Samstag morgen nach der immer noch ungelösten Fahrerflucht zu mir hinausgefahren.
»Wach auf, Zeke!« Sie nahm eine Katze von meinem Bauch, schob eine zweite zur Seite und setzte sich neben meinen schlafenden Körper auf die gepolsterte Couch, die ich zur Bequemlichkeit meiner menschlichen und tierischen Besucher bereithalte. »Ich glaube dir!« sagte sie wie eine frischbekehrte Christin. »Rooneys verschwundene Katze ist ein Zufall zuviel, darin stimme ich mit dir überein. Laß uns darüber reden.« Sie kitzelte mein Ohr mit einer Strähne ihres langen, seidigen blonden Haares. Ich liebte das Haar, haßte aber, was sie damit anstellte. Wie ein mürrischer alter Hund knurrte ich sie an. »Verdammt, Abigail, tu das nicht! Mußt du einen schlafenden Mann unbedingt aus seiner Traumwelt entführen?«
Ihre sanften grauen Augen weiteten sich. Ihr zartes Kinn fiel herunter. Sie sah aus wie eine Frau, die die Wahrheit erblickt hatte. Ich geriet in Panik, setzte mich auf, packte sie und drückte sie an mich. »Abby! Tut mir leid! Morgens bin ich ein Rüpel…«
»Entführung!« hauchte sie in mein linkes Ohr und löste damit kleine elektrische Schläge in meiner Seite aus, und für einen Augenblick verstand ich nicht, daß sie mir keine verliebten Dummheiten ins Ohr flüsterte. »Das ist es, Zeke! Entführung – so müssen wir über die Sache denken. Es ist wie eine Entführung.«
Da ich mich damit abgelenkt hatte, ihren Hals zu küssen, fragte ich: »Was?«
Sie schob mich weg. »Was wäre, wenn hier nicht Katzen vermißt würden?« formulierte sie mit einer Schärfe, die gerade noch nicht beleidigend war. »Was wäre, wenn es sich um Menschen handelte?«
Ich neigte mich zu ihr hin. »Bitte?«
»Nun, wie würde die Polizei ihr Verschwinden aufzuklären versuchen? Wir sollten uns an ihre Vorgehensweise halten!«
»Was würden sie denn unternehmen?«
»Also wirklich, Zeke! Laß uns einmal darüber nachdenken. Ich meine, würden sie nicht herausfinden wollen, warum gerade diese Leute entführt worden sind?«
»Ja.« Endlich erregte mich noch etwas anderes außer ihrer Nähe. »Was haben diese Leute – äh, Katzen – gemeinsam, das einen Entführer anziehen würde?«
»Gut, Zeke!« Sie war nicht länger herablassend. Unglücklicherweise war sie auch nicht mehr länger in greifbarer Nähe, denn sie war aufgestanden und hatte damit begonnen, herumzugehen. »Vielleicht würden sie Zeit und Tag der Entführungen vergleichen.«
»Und die Orte, um zu sehen, ob das eine Rolle spielt.«
»Und die Methode der Entführung.«
»Und das Motiv.« Ich hob einen Kater auf und nahm ihn unter den Arm. »Sehen wir uns mal die Liste der vermißten Katzen an, Abs.«
Wir sahen sie uns an.
»Also, was haben sie nun gemeinsam?« fragte Abby. »Ich kenne die Katzen nicht, im Unterschied zu dir.«
Ich blinzelte auf die Liste, bis mir schlagartig etwas einfiel.
»Lieber Himmel, Abby, es sind alles Langhaarkatzen.«
»Wirklich?« Sie war ebenfalls ganz aufgeregt. »Was bedeutet das?«
»Keine Ahnung«, gestand ich.
Wir starrten uns frustriert an.
»Ich brauche einen anderen Hinweis«, forderte sie.
Ich gab mir alle Mühe, doch das brauchte seine Zeit. Erst dachten wir an das Alter der Katzen, aber das brachte nichts, denn das lag zwischen einigen Monaten und siebzehn Jahren. Das Geschlecht spielte auch keine Rolle, um es mal so zu sagen, denn da gab es Weibchen, Männchen und ›andere‹. Auch konnten wir keine Gemeinsamkeiten bei ihren Besitzern finden, außer daß sie alle in Mt. Floresta lebten und sehr betrübt über meinen Mangel an Tüchtigkeit waren. Dann brachte Abby den Stammbaum ins Spiel. Wie es sich herausstellte, waren fast alle bis auf zwei Katzen reinrassig – Angora, Tibeter, Perser und andere Klassekatzen. Aber es gab da zwei Mischlinge, und das verwirrte uns, bis Abby mich fragte, ob sie reinrassig
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