Noch mehr Krimikatzen
mich die Schlagzeile. Der Artikel berichtete, daß Rooney Bowers, außerordentlicher Professor für Ölförderung an der Universität, in den frostigen Morgenstunden vor seinem Haus überfahren worden war. Was immer ihn auch erfaßt hatte, hatte ihn fünfzehn Meter weit über die Stechpalmenhecke von Mabel Langdon und mitten in ihren Vorgarten geworfen. Mabel fand ihn ein paar Stunden später, als sie hinausging, um die Zeitung zu holen.
»Es war schrecklich«, ließ sie sich zitieren. »Da lag er, tot wie ein Schmelzofen, und dabei war er doch so ein netter, ruhiger Nachbar.« Mabel hat manchmal eine sehr anschauliche Art, die Dinge zu schildern.
Ich rief sofort Polizeichef Jamison Grant an.
»Hier ist Zeke«, meldete ich mich und kam gleich zur Sache. »Wo ist die Katze von Rooney Bowers?«
»Also wirklich, Ezekiel, du bist der starrköpfigste Kerl, den ich kenne.« Jamison klang erschöpft. »Der Mann wird getötet, und du kannst nur an seine verdammte Katze denken. Ich weiß nicht, wo sie ist. Vielleicht haben die Nachbarn sie, vielleicht…«
»Es ist eine langhaarige, silbergraue Tigerkatze. Sie war nicht im Haus, als ihr hinkamt?«
»Nein, sie war weder im Haus noch in der Nähe des Hauses. Ich wußte nicht einmal, daß Rooney eine Katze hatte. Und würdest du jetzt bitte damit aufhören, mich wegen der Katzen zu belästigen? Wir werden dir die Katze bringen. Das weißt du doch. Niemand läßt es zu, daß das verdammte Vieh verhungert. Aber ich habe in einem Fall von Fahrerflucht zu ermitteln. Die Katze muß warten.«
»Warte, Jamison, hör mir zu. Ich kenne Rooney ziemlich gut, ich meine, ich kannte ihn. Wir haben uns hin und wieder auf ein Bier getroffen, er, der Bürgermeister und ich, und dabei haben wir uns über den Ölschiefer gestritten.«
»Zeke, bitte…«
»Aber beim letzten Mal haben wir nicht über Öl gesprochen, Jamison. Wir haben über Katzen gesprochen. Ich habe den beiden von den verschwundenen Katzen erzählt und daß ich der Meinung bin, daß jemand sie gestohlen hat.«
»Ja und?«
»Und Rooney steht – stand – immer früh auf, um seine Forschungen zu beginnen. So gegen vier Uhr morgens. Da ließ er immer seine Katze hinaus, Jamison. Er machte Witze darüber. Sagte, sein Tom wäre der einzige, den er kenne, der es am Morgen lieber habe als in der Nacht. Wie ein paar Frauen, die er kenne, hat er gesagt.«
»Ich wiederhole: Ja und?«
»Und…« Auf einmal wurde mir klar, wie dumm das alles klingen mußte. »Vielleicht hat es etwas mit seinem Tod zu tun, das ist alles. Ich meine, vielleicht sind die vermißten Katzen eine Spur oder so etwas.«
Es ist mir schon mehrfach bestätigt worden, daß mein Sprachvermögen nachläßt, je weniger ich weiß.
»Herzlichen Dank auch, Zeke«, sagte Jamison schwerfällig. »Ich werde bestimmt darüber nachdenken.«
Ich legte hastig auf, solange wir noch Freunde waren.
Abby hielt mich ebenfalls für verrückt.
»Und was wäre, wenn jemand Rooneys Katze stehlen wollte und Rooney ihn dabei erwischt hat?« sagte ich und versuchte so, meine Theorie in all ihrer Dürftigkeit zu erklären.
»Nun, ich bezweifle ernsthaft, daß ihn jemand deswegen töten würde«, sagte sie. Wir saßen in meinem Büro und versuchten, uns über den Lärm, der aus den Gehegen drang, hinweg zu unterhalten. Ich hatte gerade einen neuen Hund aufgenommen, der nun lautstark von den anderen begrüßt wurde. »Findest du nicht auch, daß du ein bißchen melodramatisch bist? Ich bin ebenso besorgt wie du wegen der Katzen, aber trotzdem – Mord?«
Sie nahm einen vorsichtigen Schluck von dem Kaffee, den ich mit meiner brandneuen Maschine gebraut hatte. »Weißt du, wenn man eine Menge Zucker hineingibt, gelingt es einem vielleicht sogar, den Geschmack nach Plastik zu überdecken.«
»Zucker frißt Zähne auf«, sagte ich rechthaberisch.
»Diese vermißten Katzen fressen dein Gehirn auf. Zeke, ich habe schon Katzen auf Ausstellungen gezeigt. Ich weiß, daß der Wettbewerb bei Katzenausstellungen mörderisch ist, und es gibt da ein paar Katzenbesitzer, die ich ohne weiteres hätte umbringen können, wenn ihre räudigen Tiere einen besseren Platz als meine Fantasia belegten. Aber das ist alles übertrieben. Wir würden einander nicht wirklich umbringen. Wir lieben unsere Katzen, aber so sehr nun auch wieder nicht.«
»Ja und?« fragte ich in bewährter Polizistenart.
»Und ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß irgend jemand diese Katzen so unbedingt haben
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