Noch mehr Krimikatzen
an. Erinnert dich das an etwas?«
Sandy schielte zu der Wand hinüber, dann atmete sie tief ein. Was Bill gemeint hatte, war eine Markierung, ein auf den Kopf gestelltes J wie das Zeichen auf Timmons’ Stirn. Aber jetzt, in dieser Entfernung und in dieser Größe, sah es wirklich genau so aus wie ein Galgen.
Timmons zwängte sich durch den Spalt, machte halt auf einem wackligen Steinblock und sprang auf den schmutzigen Boden. Dann rannte er die Treppenstufen hinauf und zog dabei eine Wasserspur hinter sich her.
Bill ging zu der Mauer hinüber. Sandy umklammerte ihn fester. Er faßte den locker gewordenen Steinblock an beiden Seiten und stellte ihn auf den Boden. Der feuchte Geruch nach Fäulnis durchdrang den ganzen Raum. Da war das leise Geräusch eines tropfenden Wasserhahnes. Bill stellte sich auf den Steinblock und leuchtete mit der Taschenlampe durch die Öffnung. Er stellte die Taschenlampe so hin, daß das Licht auf den Boden hinter der Öffnung fiel. Er fror.
»O Gott«, brachte er schließlich hervor.
»Was ist los?« fragte Sandy mit zitternder Stimme. Sie griff nach einer alten Holzkiste, die in der Nähe lag, schleifte sie zu der Wand und stieg darauf, direkt neben Bill. Sie keuchte.
Fünfzig, nein ungefähr hundert Katzenskelette bedeckten den Fußboden des Raumes, der etwa vier mal sechs Meter maß. Ganz oben auf dem Haufen der Kadaver lag ein menschliches Skelett, bekleidet mit einem verfilzten Flanellhemd und Arbeitshosen. Bill ließ die Taschenlampe durch den Raum kreisen. Ein dünnes Rohr ragte aus der Wand heraus. Das langsam daraus herabtropfende Wasser sammelte sich in einem Abflußrohr. Bill verspürte plötzlich den Drang zu pinkeln.
»Wir dachten uns schon, daß Sie das über die Coles früher oder später selbst herausfinden würden.« Jim Griswold nahm seine Sherlock-Holmes-Mütze vom Kopf, kratzte sich an seiner Glatze und setzte die Mütze wieder auf, während er den Arbeitern dabei zusah, wie sie den Mörtel aus der Mauer kratzten und die Steinblöcke Stück für Stück beiseite schafften. Rita stand neben ihm.
Die hellen Lampen, die er mitgebracht hatte, um den Raum zu erleuchten, warfen unheimliche Schatten auf das Mauerwerk. Der Strom war immer noch nicht angeschlossen, so daß Jim lauter als gewöhnlich sprechen mußte, um bei dem Krach, den der Generator draußen neben dem Kellerfenster machte, überhaupt gehört zu werden.
»Wie dem auch sei, Harry – der Typ hinter der Mauer – war Mrs. Coles Ehemann. Sie erbten beide Häuser; sie vermieteten ihr Haus, manchmal den Sommer hindurch, manchmal auch für ein Jahr lang an Neuankömmlinge. Aber die Leute blieben nie länger als ein Jahr. Sie beklagten sich darüber, daß das Haus knarrte und es darin spukte.«
»Harry war immer eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit, die Lily ihren Katzen schenkte. Er kam für gewöhnlich stockbetrunken in den Laden und fluchte über die verdammten Katzen. ›Ich werd’ sie kriegen‹, sagte er dann, ›ich kriege sie mit all ihren neun verfluchten Katzenleben‹.«
»Wir haben ihn nie sonderlich beachtet – schließlich gibt es eine Menge Leute im Dorf, die sich im Laden ihre Sorgen von der Seele reden. Aber eines Tages, vor ungefähr fünfzehn Jahren, hatte Harry genug von den Katzen und tötete eine davon direkt vor ihrer Nase. Sie warf ihn hinaus, und er zog um in das Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Zum Glück war es zu diesem Zeitpunkt gerade frei. Sie dachte, sie hätten die beiden Häuser gemeinsam geerbt, doch Harry drehte das Ganze von Anfang an so, daß sie in Wirklichkeit nur auf seinen Namen liefen. Als er dann auszog, änderte er sein Testament und vermachte alles seinem Neffen Aldus LaCroix – demselben, von dem Sie das Haus kauften.«
»Ja, genau«, fügte Rita hinzu. »Und unmittelbar nachdem Harry ausgezogen war, begannen die restlichen Katzen von Lily nach und nach zu verschwinden. Sie hatte so viele Katzen, daß sie sich zunächst nichts daraus machte, wenn eine oder zwei davon fehlten. Sie dachte sich, daß einer ihrer Kater vielleicht für ein paar Tage in den Wäldern verschwunden war. Zum Schluß kam es dazu, daß er die Katzen zu seinem Haus herüberlockte und anschließend tötete. Wir haben uns immer gefragt, was er mit den ganzen Katzenkadavern machte. Man kann den Garten von der Straße aus sehen, doch ich habe nie gesehen, daß ihn jemand umgegraben hätte. Und Rankin, der Polizeichef, hatte den alten Murphy damit beauftragt, Harry’s Müll
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