Noch mehr Krimikatzen
Perlen, die aus dem Fluß stammen.« Er grinste und zuckte mit den Schultern: »Wie Sie sehen, haben wir noch einen langen Weg vor uns.«
»Das ist eine irgendwie… sonderbare Farbe«, sagte Mona.
»Die Farbe ist nicht wichtig. Die können wir durch das Futter und die chemische Zusammensetzung des Wassers beeinflussen. Das Problem ist die Form. Unglücklicherweise ist sie den Austern vollkommen egal. Wir setzen einen Fremdkörper ein, und sie umhüllen ihn mit etwas Weichem, Glatten, das wir Perlmutt nennen. Und sobald sie sich nicht mehr gestört fühlen, hören sie auf. Es gäbe überhaupt keine Perlen, wenn Austern einfach nur spucken könnten.«
Wir lachten höflich.
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, wird sich meine Frau gleich zu uns setzen. Sie bringt uns etwas Tee.«
Donnerwetter, dachte ich bei mir, er hat den Kater wirklich selbst gefüttert. Es war mir jedoch unverständlich, wie man einer Kreatur, die sich während einer Bootsfahrt so verrückt aufführt, nachgeben konnte und deshalb an Land zurückfuhr. Aber was soll’s.
Kurze Zeit später brachte Mrs. Rushton den Tee und gesellte sich zu uns. Auch sie paßte zu dem formalen Stil des Hauses. Sie trug ein Kleid im Stile von Barbara Billingsley als June Cleaver, das durch eine Perlenkette vervollständigt wurde. Natürlich waren es keine braunen Klumpen. Sie war eine kräftige, große Frau mit einem schönen Gesicht. Hätte Mutter Natur sie nicht mit zwei perfekten grauen Strähnen in ihrem dunklen kastanienbraunen Haar bedacht, hätte ihr ein Freund bestimmt den Namen eines berühmten Friseurs genannt. Ich konnte sehen, wie Mona leicht nickte, als sie sich auch für Sheila Rushton Kameraeinstellungen überlegte.
Ich wartete auf eine Gelegenheit, sie daran zu erinnern, daß wir noch nicht einmal das Thema der Fernsehsendung angeschnitten hatten, aber das war auch nicht wirklich notwendig. Alles lief glänzend. Rushton und ich sprachen kurz von dem guten alten Whitten. Dann legte Mona mit ihrer Geschichte zu ›Auf der Suche nach Gerechtigkeit‹ los. Daß die Sendung dazu beigetragen hätte, Dutzende von Verbrechern zu ergreifen, aber daß das schlimmste Verbrechen der vergangenen Jahrzehnte – das Inferno bei Earl Rushton Ltl. – immer noch unaufgeklärt sei. Sie könne nichts versprechen, aber die Sendung böte immerhin die Möglichkeit zur Aufklärung. Und sie bat darum, es auf einen Versuch ankommen zu lassen.
Und ich konnte mir gerade noch verkneifen zu ergänzen, daß das rein zufällig die Zuschauerzahlen emporschnellen und uns vor der Arbeitslosigkeit bewahren würde. Rushton runzelte die Stirn, biß sich auf die Unterlippe und sagte schließlich: »Warum nicht? Einverstanden. Wann wäre es Ihnen recht?«
Mona hatte sich gut unter Kontrolle. Ohne eine Pause eintreten zu lassen, antwortete sie: »Sobald es Ihnen paßt. Wenn Sie möchten, kann morgen ein Filmteam hier sein.«
Rushtons Grinsen war voller Traurigkeit. »Ich finde, das ist etwas zu kurzfristig, Mrs. Tarren. Wie wäre es in einer Woche?« Er wandte sich an seine Frau: »Paßt dir das, Liebes? Bist du mit der ganzen Sache einverstanden?«
»Ich finde es wunderbar«, erwiderte Sheila Rushton. An uns gerichtet fügte sie hinzu: »Wissen Sie, es nagt an einem, wenn so etwas passiert. Für den armen Earl war es schlimmer als für mich.«
»Was wollen Sie damit sagen?« hakte Mona voller Teilnahme und leichter Sympathie nach. Sie war bereits in Interview-Stimmung.
Rushton beantwortete ihre Frage. »Meine Person wurde nicht mehr gebraucht, Mrs. Tarren. Das ist es, was mir zu schaffen machte. Die Diamanten waren versichert, und auch wenn sie es nicht gewesen wären, hätte ich die Verluste tragen und immer noch ein ruhiges, sicheres Leben führen können. Aber all diese Menschen! Mehr als zwei Dutzend Menschenleben, meine ganzen Angestellten, Stammkunden und Freunde…«
»Und die Verlobte ihres Sohnes«, fügte ich hinzu.
Rushton nickte. Anscheinend bedauerte er ihren Tod nicht mehr und nicht weniger als den der anderen. Ich konnte es sehen.
»Alle«, sagte er. »Und der Mörder hatte allen Grund zu der Annahme, daß auch ich sterben würde. Er stellte den Gasbehälter genau dort auf, wo das Gas in die Klimaanlage gesaugt und im ganzen Gebäude verteilt werden würde.«
»Aber der Kater rettete Ihnen das Leben«, sagte Mona.
Rushton lächelte statt seiner. »Das stimmt. Obwohl ich in dieser Situation glaubte, das seine zu retten. Von meinem Büro aus gab es eine Tür nach
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