Noch nicht mal alleinerziehend
gerade verraten, dass sie liebestechnisch einen Super-Lauf hatte, ihre Nerven mehr Ruhe bräuchten, vielleicht durch Meditation, und ihr Körper dringend nach einer ausgewogeneren Ernährung verlangte, als es an der Tür klingelte. Nora zuckte überrascht zusammen. Sie erwartete keinen Besuch.
»Hallo?!«, sagte sie fragend durch die Gegensprechanlage.
»Nora, ich bin’s, Luna. Lass mich rein, du Hippe!«
Nora drückte den Türöffner und schaute an sich herunter. Sie öffnete die Wohnungstür einen Spalt und sprintete ins Schlafzimmer, um ihren Schlafanzug wenigstens gegen einen Jogginganzug zu tauschen.
»Nora? Wo bist du?«, rief Luna, als sie die Wohnung betrat.
»Im Schlafzimmer, bin gleich bei dir. Was machst du denn überhaupt hier?«, antwortete Nora leicht gestresst. Sie war keine große Freundin von solchen Überraschungen.
»Linus und ich haben uns in der Nähe eine Wohnung angeschaut. Ich hab dir doch auf den AB gesprochen, dass ich danach vorbeikomme. Du musst das Ding halt ab und zu auch abhören!«
»Sorry«, sagte sie, als sie zu Luna in die Küche kam. Diese stand an der Balkontür und schüttelte den Kopf. »Respekt, Nora, das ist wirklich einer der ausgefallensten Balkone, die ich kenne. Und all die Pflanzen. Hier schreit ja alles nach Frühling.«
»Diese ganze Bepflanzerei, kaum dass die ersten Sonnenstrahlen rauskommen, ist doch völlig überbewertet. Das lohnt sich doch noch gar nicht, da kommen doch noch diese Eisheiligen, oder?!«, rechtfertigte Nora den Pflanzenfriedhof vor der Tür.
»Klar!«, sagte Luna ironisch, die bestimmt auch nicht wusste, wann und ob die Eisheiligen kommen würden und wer die überhaupt waren.
»Wie war die Wohnung?«, fragte Nora. Luna und Linus waren seit drei Monaten auf der Suche nach einem größeren, gemeinsamen Heim. »Altbau, Stuck, Parkett, drei Zimmer mindestens und einen Balkon, zentral und bezahlbar«, lautete Lunas Wunschliste. In Köln war das vergleichbar mit der Suche nach dem Heiligen Gral.
»Ach, das war ein einziger Reinfall. Was die Leute immer ankündigen, und dann stehst du in so nem Drecksloch. Ich bin derartig genervt, das glaubst du gar nicht. Das gestaltet sich einfach superschwierig.« Luna machte eine Pause und legte frischen Lipgloss auf. »Und warum ist es so schwierig, dich zu erreichen? Dein Handy ist auch aus. Hat dich das Liebesparadies verschluckt, oder was?! Ist er etwa hier?!«
Jetzt schüttelte Nora den Kopf. Sie wäre nicht überrascht gewesen, wenn Luna an ihr vorbeigestürmt wäre, um ihre Wohnung zu durchsuchen.
»Nein. Er ist weder hier, noch hat mich etwas verschluckt. Ich habe einfach nur lange geschlafen. Ich war gestern bei Kim und Marie – zusammen mit Frauke und Sven und Daggi und Schorsch!«
»Und, was gibt’s Neues? Das Ministerium für Staatssicherheit hatte doch bestimmt einiges zu berichten, oder?« Luna kicherte. Sie sprach von Daggi.
Nora lachte jetzt auch, als sie sagte: »Oh, bitte. Lass uns nicht davon anfangen. Ich bin noch mitten in der Verarbeitung. Einfach unglaublich …« Nora machte ihr Handy an. Sie sah eine SMS von Luna, die ihren Besuch ankündigte. Zwei von Daggi, die in der ersten versicherte, dass alles, was sie gestern gesagt hatte, nicht persönlich oder gegen Nora gerichtet war. Nora solle bitte nicht sauer sein. In der zweiten Nachricht bat sie Nora, sie zurückzurufen. Daggi hatte bestimmt dieselbe Nachricht auf dem AB hinterlassen. »Nicht heute«, sagte Nora mehr zu sich selbst.
»Wie, nicht heute?! War er das? Willst du ihn nicht mehr sehen? Was läuft denn da jetzt überhaupt? Kann ich mal ein Update haben?« Luna überschlug sich.
»Hoooo, Schwarzer. Ganz ruhig«, versuchte Nora ihre Freundin amüsiert zu beruhigen. »Das war nur eine Nachricht von Daggi, und auf die habe ich gerade wirklich keinen Bock. Ganz anders sieht das bei Mariano aus. Den möchte ich schon gerne wiedersehen. Sonst noch Fragen?«
»Na, entschuldige mal, die letzte Info, die ich habe, ist, dass ihr am Freitag verabredet wart …«
»Mmmh.«
»Ja, und? Was habt ihr gemacht? Habt ihr’s gemacht?«
»Luna! Reiß dich zusammen!« Nora versuchte cool zu bleiben, aber sie konnte nicht verhindern, dass ihr – bei so viel Direktheit – die Röte ins Gesicht schoss.
»Ahhhh!«, schrie Luna. »Ihr habt es gemacht! Wie war’s?!«
Nora zögerte. Sexgespräche dieser Art gingen ihr nicht so leicht über die Lippen. »Es ist auf jeden Fall wiederholungswürdig!«
»Oh, die Madame«, stichelte
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