Noch nicht mal alleinerziehend
wirkt. Sieh doch!«
Alle Tränen waren augenblicklich versiegt, die Kinder hingen über ihren Tellern und aßen fleißig – auch Kira. Wenig später saß die Bande vor dem Fernseher und imitierte mit heftigen »Waaaaaooooor«-Geräuschen und Gefauche Scar und Simba oder die Hyänen – das ließ sich schwer differenzieren.
»Ein bisschen abgekämpft siehst du aus, Nora. Alles klar bei dir?«, richtete Schorsch sich nun gewohnt freundschaftlich an sie.
»Mir geht’s gut. Danke!« Nora lächelte ihm kurz zu und bemerkte gleich den prüfenden Seitenblick von Daggi.
»Erzähl mal«, setzte Schorsch erneut an. »Was läuft gerade bei dir, Nora?«
»Nicht viel«, antwortete sie. »Ich möchte einfach noch ein bisschen meine freie Zeit genießen!«
»Na, das finden deine Eltern ja bestimmt super«, bemerkte Kim lachend.
»Ach du, ich glaube, die haben jetzt erst mal ein anderes Opfer, das sie mit ihrer Aufmerksamkeit quälen können. Sophie ist wieder schwanger. Ich dürfte also recht sicher sein in den nächsten sieben Monaten. Zum Glück!«
»Nora, das ist ja wunderbar«, sagte Marie und erhob ihren Weinkelch. »Auf Sophie«, rief sie in die Runde.
»Viva la Mama. Und darauf, dass Nora auch noch irgendwann auf den Geschmack kommt«, ergänzte Schorsch.
Um Himmels willen!, dachte Nora, als sie ihr Glas erhob. »Auf das Leben und – die Freiheit!«, sagte sie deshalb schnell und weil sie kurz an letzte Nacht denken musste.
»Oh Gott, das habe ich euch ja noch gar nicht erzählt«, rief Daggi aufgeregt, während sich alle noch zuprosteten. »Ratet mal, wer noch schwanger ist.«
»Außer mir?«, fragte Nora trocken. In den letzten fünf Jahren hatten wirklich alle ihre Freunde Kinder bekommen. Das erste oder das zweite.
»Da kommt ihr nie drauf. Ich schwöre«, sagte Daggi, und die Vorfreude auf die in den nächsten Sekunden anstehende Verkündung dieser unglaublichen Neuigkeit sprang ihr förmlich aus dem Gesicht. »Steffi!«, rief sie und nickte vielsagend mit dem Kopf. »Ja, ihr hört richtig! Sie ist in der zwölften Woche!«
»Waaaaaas?«, entfuhr es Marie, die sonst nie ganz vorne in der Klatsch-und-Tratsch-Front zu finden war.
»Ist die denn überhaupt noch mit diesem Otto zusammen?«, fragte Kim.
»Der hieß Hermann«, stellte Schorsch richtig.
»Nein!«, antwortete Daggi und nahm einen großen Schluck Wein, um den Spannungsbogen noch weiter aufzubauen. »Kaum hatte sie ihm erzählt, sie sei guter Hoffnung, hat er sie verlassen. Eine Abtreibung kam für sie aber nie in Frage. Sie bekommt das Kind jetzt alleine.«
»Scheiße, die Arme«, entfuhr es Nora voller Mitgefühl.
»Na ja, irgendwie ist das ja auch keine große Überraschung, oder?« Daggi schaute mit hochgezogenen Augenbrauen in die Runde. »Ich meine, Steffi hat das schon ziemlich zugesetzt, dass sie als Einzige ohne Kind unterwegs ist.«
»Wie kommst du denn darauf?«, fragte Nora, die diese Beobachtung nicht gemacht hatte – vielleicht weil sie Steffi nicht wirklich gut kannte. Sie hatte sich nie sonderlich mit ihr auseinandergesetzt. Sie fand Steffi ein wenig langweilig.
»Na, ich bitte dich«, entgegnete Daggi nun fast vorwurfsvoll. »Das war ja wohl kaum zu übersehen. Erst hat sie sich vor vier Jahren das Fett an den Oberschenkeln absaugen lassen, dann diese Nasenkorrektur, weil sie angeblich gegen die Tür gerannt ist.«
Schorsch stocherte verlegen in seinem Essen. Marie stupste Kim mit dem Ellbogen in die Seite. Er lächelte amüsiert. Nora allerdings wurde ein bisschen ungeduldig. »Also, ich finde das völlig in Ordnung. Wenn sie sich jetzt besser fühlt, ist das doch super. Und es sieht ja auch toll aus. Ich denke nicht, dass sie das gemacht hat, um sich über die nicht stattfindende Familienplanung hinwegzutrösten!«
»Ach, und warum hat sie sich dann immer mehr zurückgezogen und überhaupt keinen Kontakt mehr mit uns gehabt?«
»Da hat Daggi Recht«, stimmte Schorsch seiner Frau zu. »Früher war sie fast jeden Tag bei uns. Aber seit Axel auf der Welt ist, haben wir sie immer weniger gesehen.«
Nora entglitt ein: »Nachvollziehbar.« Axel war nun wirklich kein Sonnenschein oder ein Liebe-auf-den-ersten-Blick-Kind. Eher eine Art Terrormaschine. Nora mochte Kinder. Es gab wirklich kein Kind in ihrem Umfeld, das sie nicht wenigstens nett fand. Bis auf Axel. Den fand Nora einfach nur scheiße.
Daggi warf ihr einen scharfen Blick zu, bevor sie fortfuhr: »Also, ich persönlich denke, Steffi konnte das ganze
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