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Noch nicht mal alleinerziehend

Noch nicht mal alleinerziehend

Titel: Noch nicht mal alleinerziehend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dunja M Pechner
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sollte reichen, um rechtzeitig alle Besorgungen am Freitag machen zu können. Für Donnerstag vereinbarte sie einen Termin mit Professor La Tranja, dem Schönheitschirurg, der ihre Stirn lähmen würde. Dann konnte sie sich vor der Party noch ausreichend erholen, falls sie von irgendwelchen Nebenwirkungen heimgesucht werden würde. Sie würde Frauke einfach bitten, mit ihr einkaufen zu gehen, während Kira im Kindergarten war. Ja, so würde es definitiv viel schneller gehen. Samstagmorgen würde sie dann in aller Ruhe anfangen zu kochen.
    Ihre Einladungsmail war höchstens zehn Minuten raus, da klingelte Noras Telefon. Sie erkannte gleich Daggis Nummer. Richtig, die wartete ja noch auf ihren Anruf. Na, was soll’s, dachte Nora und nahm ab.
    »Nora?! Endlich!«, begann Daggi das Gespräch. »Ich dachte schon, du wärst richtig sauer, weil du mich nicht zurückgerufen hast.«
    Gott, es ist gerade mal Montag, dachte Nora. Das Essen bei Kim war zwei Tage her und Daggis Nachrichten 36 und 24 Stunden alt. »Quatsch«, sagte sie stattdessen. »Alles halb so wild. Ich hab’s einfach verpeilt. Du kennst mich ja. Allerdings fand ich dieses ganze Gespräch über Steffi schon ziemlich absurd. Und zum Ende ist es dann halt etwas unsachlich geworden. Aber ich bin nicht sauer. Schließlich kenne ich dich ja auch, und nicht erst seit gestern.«
    Bäng! Das saß! Daggi atmete am anderen Ende der Leitung tief durch, sagte aber nichts. Einerseits, weil sie getroffen war, andererseits, weil sie es in dieser Situation, entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit, vorzog, nicht weiter in diesem Thema herumzustochern. Aber Nora hatte das nicht gesagt, um Daggi zu verletzen. Es war schlicht und ergreifend ihre Meinung über das, was sich an diesem Abend bei Kim und Marie abgespielt hatte. Und Nora war direkt. Sie redete nicht gerne um den heißen Brei. Sie nannte die Dinge beim Namen. Immer. Wer sie kannte, wusste das.
    Nach einer kurzen Pause sagte Daggi: »Da bin ich aber froh. Ich habe mir echt Vorwürfe gemacht.«
    »Alles gut. Ehrlich!«
    »Schön, dann komme ich natürlich auch supergerne zu deinem Geburtstag. Ich freue mich!«
    »Ich auch Daggi. Wir sehen uns Samstag.«
    Erleichtert legte Nora auf. Das wäre geklärt. »Mama und Papa für Samstag absagen!!!!!«, schrieb sie geistesgegenwärtig auf ihren Zettel. Soweit stand also alles.
    Als Nora am Donnerstag um kurz nach vier wieder auf die Mittelstraße trat, war ihr ein bisschen schummrig, und sie sah aus, als wäre sie mit der Stirn in ein Nagelbett gefallen. Zehnmal hatte La Tranja die Spritze – vom Nasenrücken ausgehend bis zum Haaransatz – angesetzt, bevor er schnurrte: »Frau Leinenmacher, wenn Sie mich fragen, würde ich gerne noch zwei Spritzen rechts und links an der Schläfe setzen. Das hebt die Augenbrauen ein wenig und somit auch ihre Schlupflieder. Dann müssen Sie diese in nächster Zeit erst mal keinem operativen Eingriff unterziehen.« Nora war entsetzt. Ihre Zornesfalte war nicht zu übersehen, so viel war klar. Aber Schlupflieder? Der Dottore deutete ihren Gesichtsausdruck richtig und hielt ihr sofort einen Spiegel vor die Nase. »Sehen Sie? Hier und hier.« Er zeigte mit einem Stift auf die unperfekten Augenlider. »Berechne ich Ihnen auch nicht extra. Und wirkt wirklich wahre Wunder. Das verspreche ich.«
    Phhh, dachte Nora. Auf zwei Piekse mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht an. »Wenn’s schön macht …«, willigte sie ein.
    Um 450 Euro leichter und mit dem Hinweis, dass Botox nicht sofort wirke und die Schwellungen um die Einstichstellen bis zu drei Tage sichtbar bleiben könnten, stand Nora jetzt mit dem vorher prophezeiten Schwindel auf der Straße. »Und am besten nicht Auto fahren. Das Gesicht ist eine sensible Zone, vielleicht sehen Sie auch ein bisschen verschwommen«, hatte Doktor La Tranja ihr beim Verlassen der Praxis noch hinterhergerufen. Na, diese Infos hätte ich ein bisschen früher gebraucht, ärgerte sie sich. Sie konnte ja wohl schlecht ihr Auto mitten in der Innenstadt stehen lassen. Und sollte sie etwa mit verquollener Quasimodo-Stirn in ihren Geburtstag feiern?! Eis! Sie brauchte Eis – sofort! Für die Getränke und ihr Gesicht. Auf dem Heimweg – sie fuhr durchschnittlich höchstens 30, wie all die anderen Rentner, die Nora immer von der Straße wünschte und am liebsten alle sechs Monate zum Eignungstest schicken würde, hielt sie schnell am Supermarkt und nahm schon mal zwei große Tüten Eiswürfel mit. Als sie endlich zu

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