Noch nicht mal alleinerziehend
Luna. »Heißt das jetzt ›Geht so‹, ›Mittelmäßig‹ oder ›Hammer‹?!«
»Eher letzteres.« Noras Handy zeigte Erbarmen, indem es das Verhör mit einem lauten Klingeln unterbrach. »Oh, das ist ER !«, flüsterte Nora, als stünde Mariano im Zimmer nebenan.
»Dann geh schon ran!«
»Hallo?!«
»¡Hola Nora, mi chica!«
Soweit Nora verstand hatte er sie gerade »mein Mädchen« genannt. Sie wusste nicht, ob sie das mochte.
»Was machst du?«
»Meine Freundin Luna ist gerade hier. Wir quatschen.«
»Über mich?!«
»Vielleicht …«
»¡Ah ya! Vielleicht möchtest du mich heute sehen?«
»Vielleicht!«
Luna war neben Nora getreten und drückte jetzt ungeduldig ihren Kopf von der anderen Seite an den Hörer.
»Also, ich würde so, so gerne heute mit dir zusammen sein. Wir könnten ein spätes Frühstück machen. Bei mir. Und dann vielleicht …«
»Was?« Nora schmunzelte. Das mochte sie.
»Nora, ¡quieta!« Er lachte. Sie verabredeten sich für halb eins. Bei ihm.
Nachdem Luna die wichtigsten Infos aus der Akte Mariano erhalten hatte, zeigte sie sich kooperativ und räumte das Feld. Um eins fuhr Nora zu ihm. Ja, sie aßen auch und schauten eine DVD . Aber Nora konnte sich nicht merken, welche, denn letztlich machten sie nichts anderes, als das fortzusetzen, womit sie in der Nacht zum Samstag aufgehört hatten. Bis tief in die Nacht …
37. Als Nora am nächsten Morgen neben Mariano wach wurde, schwirrte ihr diese Zahl im Kopf herum. Nächsten Sonntag hatte sie Geburtstag. Für Nora grenzte diese Zahl an Blasphemie, fühlte sie sich doch genauso alt wie der Mann neben ihr – höchstens aber wie 26. Auf keinen Fall älter. Nora machte sich jedes Jahr selbst ein Geschenk zum Geburtstag. Der Sekretär, ihr Platinring, den sie jahrelang angeschmachtet hatte, ein Besuch bei Freunden in L. A., Klamotten. Aber dieses Jahr hatte sie nicht mal den Anflug eines Wunsches, den sie sich erfüllen wollte. Bei dieser Zahl gab es nun auch wirklich nichts zu feiern. Zerstreut fuhr sie sich mit der Hand über die Stirn. »Mann, diese scheiß Falte«, dachte sie. Das war’s: Sie würde sich das dämliche Ding tatsächlich unterspritzen oder mit einer Portion Botox lahmlegen lassen. Das machte doch heute jeder. Cindy Crawford behauptete sogar, dass sie ihr tolles Aussehen mit über 40 nur Fruchtsäurepeelings und Botox-Injektionen verdanke, die sie ihrem Gesicht seit Mitte 25 verschrieb. Und Cindy war wirklich der Hammer und sah null wie eine dieser Botox-Fratzen aus. Gut, Nora war seit langem nicht mehr 25, aber zu spät war es bestimmt noch nicht. Denn bis auf die Zornesfalte war ihr Gesicht ziemlich gut in Schuss. Und wenn sie sich schon in den Armen eines Jünglings zu ihrem ersten plastischen Eingriff entschieden hatte, dann sollte sie das vielleicht auch feiern. Mit den Mädels. Ja! Sie würde, wie Frauke vorgeschlagen hatte, von Samstag auf Sonntag in ihren Geburtstag reinfeiern!
Montagfrüh, nachdem sie heimgekommen war, den passenden Schönheitsdoktor in den gelben Seiten gefunden und sich im Bad von Marianos Geruch auf ihrer Haut verabschiedet hatte, begann sie mit der Planung. Sie saß an ihrem Küchentisch, ein Blatt Papier vor sich. Darauf stand: Luna, Frauke, Marie, Kiki, Senta, Nina und, der Form halber, Daggi. Hinter Kiki und Nina hatte Nora das Kürzel ST , für Stillen, gesetzt. Das bedeutete auf jeden Fall eine Ladung alkoholfreies Paulaner – das hatte sich in den letzten Jahren während diverser Schwangerschaften als DIE Alkohol-Alternative erwiesen. Alle anderen konnten Gas geben. Unter »Getränke« hatte Nora 3 Flaschen Wodka, 10 Flaschen Prosecco, 5 Flaschen Rotwein, 5 Flaschen Weißwein, einen Kasten Stilles Wasser, einen Kasten Sprudelwasser, 1 Flasche Averna, 3 Flaschen Apfelsaft, 2 Flaschen Cranberry, 5 Dosen Red Bull für Luna, 1 Kasten Cola und Eis (viel) notiert. Und unter dem Stichwort »Essen«: eine asiatische Hühnersuppe, Curryhuhn in Mango mit Gemüse, in Honig gebratene Bananen mit Vanilleeis. Darunter standen fein säuberlich alle Zutaten, die sie dafür noch benötigte. Tja, wenn Nora wollte, dann konnte sie auch! Organisationstalent und Können am Kochtopf zählten zu ihren bestgehüteten Geheimnissen. Jetzt musste sie nur noch den Mädels Bescheid geben. Sie schickte eine Rundmail an alle mit dem Betreff: »Nun gut – ich hab Geburtstag. Lasst uns feiern!« Nora lud für Samstag, den 24. April, ab 19:30 Uhr zu sich ein. Sie bat um Rückmeldung bis Donnerstag, das
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