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Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Titel: Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Halpern
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meine Nummer aufgerufen.
    Am Schalter nahm mich ein braungebrannter Koreaner in Empfang. Er war Ende vierzig und trug einen weißen Laborkittel.
    »Halpern, Justin?«, las er von seiner Liste ab.
    »Ich ziehe Justin Halpern vor«, scherzte ich.
    Er sah mich ein paar Sekunden schweigend an. »Hier entlang«, sagte er und ging durch eine Flügeltür auf den Parkplatz hinaus.
    Als wir in den Wagen stiegen, kroch mir die Angst ins Genick. Bis jetzt war ich kein bisschen nervös gewesen, doch als ich so hinter dem Steuer des Oldsmobile meines Vaters saß, ohne dass er dabei war, kam mir zum ersten Mal der Gedanke, wie aufregend es wäre, allein irgendwo hinzufahren. Ich würde ins Kino fahren können, zur Schule, ja sogar zu einem Date … und wenn ich Glück hatte, holte mir das Mädchen vielleicht sogar einen runter. Ungeahnte Möglichkeiten taten sich auf, und ich konnte mich nur schwer auf die nasale Stimme des Prüfers konzentrieren, der mir immer neue Anweisungen zubellte. Ich hielt das Lenkrad so fest umklammert, dass sich meine Finger verkrampften, und wiederholte jede seiner Anweisungen, als würden wir einen Abbott-und-Costello-Sketch nachspielen.
    »Hier links«, sagte er.
    »Hier links?«
    »Ja. Hier links.«
    »Hier links.«
    »Lassen Sie das«, schnauzte er.
    Der Tiefpunkt der Prüfung war gekommen, als ich versuchte, mich von der Freeway-Auffahrt in den fließenden Verkehr einzufädeln. In meiner Panik lenkte ich den Wagen mit fünfundzwanzig Meilen pro Stunde auf den Standstreifen. » GAS GEBEN UND EINORDNEN !«, schrie der Prüfer. » HERRGOTT NOCH MAL, GAS GEBEN UND EINORDNEN !« Ich konnte mich des Verdachts nicht erwehren, dass ich die Prüfung nicht bestanden hatte – ein Verdacht, der sich bestätigte, als ich auf den Parkplatz des Kfz-Amtes einbog und der Prüfer nur mit Mühe die Worte » SIE SIND … DURCHGEFALLEN « über die Lippen brachte.
    Er stieg aus und knallte die Tür zu. Ich war wie versteinert; der Traum von meiner motorisierten Unabhängigkeit war zerplatzt wie eine Seifenblase. Wieder redete ich mir ein, dass das ohnehin keine Rolle spielte. Um Pizza zu essen und sich alte Filme anzuschauen, braucht man schließlich keinen Führerschein.
    »Halb so wild«, erklärte ich meinem Vater auf dem Parkplatz. »Eigentlich ist es mir sogar relativ egal. Ich kann die Prüfung ja jederzeit wiederholen.«
    »Junge, du bist der einzige Sechzehnjährige, der mir je begegnet ist, dem es am Arsch vorbeigeht, dass er durch die Führerscheinprüfung gerasselt ist. Was sagt mir das?«
    »Dass ich vernünftig bin?«
    »Im Gegenteil«, sagte er und schüttelte mitleidig den Kopf.
    Meinen Freunden verschwieg ich vorerst, dass ich bei der Prüfung durchgefallen war; dazu war die Wunde noch zu frisch.
    Als ich am darauffolgenden Freitag neben Aaron saß und wir vor Beginn der ersten Stunde unsere Englischhausaufgaben voneinander abschrieben, fiel mit einem Mal ein Schatten auf meinen Stuhl. Ich blickte auf und sah, dass ein Junge namens Eduardo vor mir stand. Ich konnte an einer Hand abzählen, wie oft Eduardo in diesem Leben das Wort an mich gerichtet hatte, trotzdem hatte er einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Er war groß und dick, mit zurückgekämmtem schwarzen Haar, das immer aussah, als ob er gerade einem Schwimmbecken entstiegen sei. Außerdem war er der einzige Junge in unserer Elften, der schon einen echten Schnäuzer hatte. Während wir anderen bestenfalls einen dünnen Flaum auf der Oberlippe spazieren trugen, sah Eduardos Rotzbremse aus wie eine Bürste, und ihr Anblick jagte mir eine Heidenangst ein. Sein Auftritt konnte eigentlich nur einen Grund haben.
    »Willst du meine Hausaufgaben abschreiben?«, fragte ich und hielt ihm einen Zettel hin.
    »Was. Quatsch, nee. Ich mach meine Hausaufgaben zu Hause. Das ist rassistisch, du Pfeife.«
    »Tut mir leid, ich wollte bloß …«
    »Kennst du meine Cousine Jenny?«, fiel Eduardo mir ins Wort.
    »Welche Jenny?«, fragte ich. An unserer Schule gab es jede Menge Jennys, und einen weiteren Fauxpas konnte und wollte ich mir nicht leisten.
    »Jenny Jimenez. Sie ist in deinem Rhetorikkurs, du Pfeife.«
    »Jenny Jimenez ist deine Cousine?« Ich war perplex. Jenny war nicht nur süß, sondern verfügte auch über keinerlei Gesichtsbehaarung.
    »Ich bin Mexikaner. Wir sind alle miteinander verwandt.«
    »Ha! Wer ist hier der Rassist …?« Ich verstummte, denn Eduardo verzog keine Miene. »Ja, die kenne ich. Die ist in Ordnung«, setzte ich

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