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Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Titel: Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Halpern
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während er den dritten Gang reinrammte.
    »Weißt du noch, wie du sechs oder sieben warst und wir Tante Naomi besucht haben? Wir waren in einem Schwimm bad mit lauter Sprungbrettern, und du wolltest unbedingt hinunterspringen, hast dich aber nicht getraut?«
    »Ja.«
    »Weißt du auch noch, was ich damals getan hab?«
    »Ja. Du hast mich auf das höchste Sprungbrett geschleppt, mich am Hosenbund gepackt und mich in hohem Bogen ins Wasser geworfen.«
    »Ich hab dich da runtergeschmissen wie ’nen Sack Kartoffeln«, sagte er kichernd und sah versonnen aus dem Fenster.
    »Was willst du mir damit sagen?«, fragte ich.
    »Danach warst du völlig aus dem Häuschen und bist von sämtlichen verfügbaren Brettern gesprungen. Wenn ich dir beibringe, wie man mit Schaltgetriebe fährt, schaffst du die Prüfung in einem Automatikwagen mit links, und wenn drei Arschlöcher im Laborkittel neben dir sitzen. Logisch, oder?«
    »Nein.«
    »Drauf geschissen«, sagte er.
    Wir fuhren auf den Parkplatz eines nahe gelegenen Elektronikmarktes, wo er den Schlüssel aus dem Zündschloss zog und wir die Plätze tauschten. Er erklärte mir kurz die Gänge und verbrachte die folgende Stunde damit, mir Zahlen zuzurufen, um mir beizubringen, wie man schaltete. »Dritter! Vierter! Sechster! Es gibt keinen Sechsten! Pass gefälligst auf! Zurück in den Dritten!« Ich ließ nicht einmal den Motor an.
    In den nächsten beiden Wochen ging mein Vater jeden Tag um sechs Uhr morgens zur Arbeit, damit er früher Feierabend machen und mir Fahrstunden geben konnte, bevor es dunkel wurde. Jede Stunde begann damit, dass er das Tagesmotto verkündete, wie z. B. »Ein Auto ist eine tödliche Waffe« oder »Mach dich lautstark bemerkbar«. Mein Lieblingsspruch aber war: »Deine Mutter verblutet.«
    Das sagte er eines schönen Nachmittags, als ich den Wagen aus der Einfahrt setzte. »Wenn die Kacke am Dampfen wäre und du in zehn Minuten am anderen Ende der Stadt sein müsstest, ohne dich strafbar zu machen, was … würdest … du … tun?«, setzte er hinzu und zog die Augenbrauen hoch.
    »Ich würde einfach den Notruf wählen.«
    »Gut. Das ist eine Möglichkeit. Und wenn du kein Telefon zur Hand hast?«
    »So etwas wird bei der Fahrprüfung aber nicht verlangt.«
    »Nein. Aber ich bringe dir ja auch nicht bei, wie man die Fahrprüfung besteht. Ich bringe dir das Fahren bei. Autofahren ist kein Waldspaziergang mit runtergelassener Hose. Und jetzt fährst du mich nach Clairemont. Du hast zehn Minuten Zeit. Und wehe, du kassierst ein Knöllchen.«
    »Aber bis nach Clairemont sind es zehn Meilen. Wie soll ich …?«
    »Der Countdown läuft. Drei, zwei, eins!«, brüllte er und sah auf seine Uhr.
    »Dad. Das ist nicht besonders hilfreich.«
    »Neun neunundfünfzig, neun achtundfünfzig, neun siebenundfünfzig, DIE UHR LÄUFT LOS LOS LOS LOS LOS LOS LOS LOS !«, schrie er, bis ich den Wagen zurücksetzte, den ersten Gang einlegte und mit Bleifuß die Straße entlangkachelte.
    Wir rasten durch die Vorstadtstraßen unseres Viertels und auf den 5-North-Freeway in Richtung Clairemont. Mit der pedantischen Genauigkeit des clownsgesichtigen, an den Rollstuhl gefesselten Psychopathen aus den Saw -Filmen erklärte mir mein Dad die Spielregeln: Da ich nicht schneller fahren durfte als erlaubt, sollte ich bei Gelb Gas geben und bei Rot entscheiden, ob ich so lange warten oder doch lieber wenden und eine andere Strecke nehmen wollte. In regelmäßigen Abständen rief mein Dad mir zu, wie viel Zeit mir noch blieb, und dachte sich ein neues imaginäres Szenario aus, das meine Eile rechtfertigte.
    »Noch sechs dreißig! Dein Freund hat Nierensteine und leidet unvorstellbare Schmerzen!«, brüllte er, während ich das Gaspedal durchtrat, um noch bei Gelb über die Ampel zu kommen.
    Ich spürte, wie mir der Schweiß auf die Stirn trat, und mein Herz raste.
    »Noch drei Minuten! Deine Frau hatte in einem üblen Viertel eine Autopanne und hat Angst, vergewaltigt zu werden!«
    »Hör auf! Du machst mich nur nervös«, brüllte ich zurück, während ich mich im Slalom der Abfahrt nach Clairemont näherte. Ich überholte einen Sattelschlepper und schaffte es mit Ach und Krach auf die Ausfahrspur. Jetzt musste ich nur noch auf die Balboa Avenue, den Hügel hinauf, und ich war am Ziel. Ich hatte noch etwa eine Minute Zeit. Auf halber Höhe des Hügels stand eine Ampel zwischen mir und dem Sieg, und im Moment zeigte sie Grün, aber ich war ja auch noch dreihundert Meter entfernt. Ich

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