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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Finsternis ballte sich über ihnen zusammen, mal heulend und brodelnd, mal mit gespenstischer Stille. Donner grollte über den Bergen. Blitze zuckten durch die Nacht und enthüllten einen Mahlstrom aus wirbelndem Laub, Nadeln und Zweigen, streifte verängstigte Gesichter, bauschige Gebirge aus krankem Purpur und nass glänzenden Stein.
    Ein gewaltiger Donnerschlag ließ die Erde erzittern. Susan schrie auf. Irgendwo krachte es ohrenbetäubend. Makah spürte, wie der Sturm unvermittelt eiskalt wurde, und dann sah er im Licht der Blitze, wie eine unsichtbare Macht an den brodelnden Wolken zog und sie zu einem Wirbel zusammenballte. Die Frau in seinen Armen verlor jede Beher r schung.
    „Bleib ruhig!“ , rief Makah gegen den Sturm an. „Sieh mich an! Susan, sieh mich an!“
    Wieder ein Kreischen. Markerschütternd grell. Sie riss sich los, sprang auf und rannte kopflos in die Finsternis hinaus. Ehe er begriff, was g e schah, war sie im Labyrinth der Felsen verschwunden.
    Makah stieß einen wüsten Fluch aus. Kaum stand er auf, wollte ihn die Gewalt des Sturmes wieder zu Boden drücken. Böen peitschten durch die Schluchten und Gänge. Nasses Laub klatschte in sein Gesicht. Ein Instinkt flüsterte ihm ein, dass er geradewegs in ein Unglück steuerte, doch er rannte weiter.
    „Susan? Wo zum Teufel steckst du?“
    Die Felsen endeten, der Wald ragte vor ihm auf. Äste dick wie Obe r schenkel flogen durch die Nacht. Wenn dieses hysterische Ding dort hinausgelaufen war, würde er sie vermutlich vom Boden aufkratzen können. Seine Vermutung endete in Gewissheit. Da vorn war sie. Ein helles Irrlicht inmitten wirbelnder, entfesselter Dunkelheit. Ve r dammt, er würde Ross den geldgeilen Hintern aufreißen, wenn er hier lebend rau s kam.
    „Susan! Ich bin hier. Komm da weg!“
    Die Frau taumelte weiter. Tiefer in den Wald hinein. Ein Ast verfehlte sie nur knapp.
    „Verflucht noch eins!“ Makah atmete tief ein, spannte sich an – und rannte. Der Wind packte ihn mit wütenden Fäusten und wollte ihn hinaufsaugen in den tosenden Strudel. Mal bewegte sich der Tornado in Richtung Berge, mal kam er auf ihn zu oder streifte das Felsenlabyrinth. Dieses verwünschte Ding war unberechenbar.
    Gerade, als er Susan erreicht hatte und sie zu Boden zog, kam der Strudel gefährlich nahe. Die Nacht verwandelte sich in ein geiferndes, jaulendes Ungeheuer und ließ ihm Hören und Sehen vergehen.
    „Dreh ab!“, zischte er. „Dreh verdammt noch mal ab, du Mistding.“
    Mit der wimmernden Susan im Arm suchte er Deckung unter einer Eiche. Etwas streifte ihn am Arm und riss sein Hemd auf. Schmerz spü r te er keinen, aber das Gefühl von etwas Heißem, Fließendem. Der To r nado kam unmittelbar auf sie zu. Sie mussten zu den Felsen. Hier zu bleiben bedeutete den sicheren Tod. Noch ein paar Sekunden, und der Wald würde ihnen praktisch um die Ohren fliegen.
    „Nein!“ Susan wehrte sich, als er sie auf die Beine zog. „Nein, nein, nein!“
    „Wir schaffen das! Vertrau mir.“
    Er hob die zappelnde Frau kurzerhand auf seine Arme und rannte. Herumwirbelnde Zweige zerkratzten sein Gesicht. Der Strudel war so nah, dass er kaum mehr gegen den Sog ankam. Er stürzte, rappelte sich wieder auf, packte Susan und lief weiter. Schritt für Schritt. Der Tornado warf ihn zur Seite, zwang ihn in die Knie, zog und zerrte immer heftiger. Die Schreie der Frau gingen im Brüllen der Elemente unter. Er musste weiter. Er mus s te es schaffen!
    Etwas traf ihn mit voller Wucht in den Rücken, gerade als er auf die Beine kam. Ihm blieb die Luft weg. Sengender Schmerz raste durch seine Nervenbahnen. Er spürte Hände, die über sein Gesicht tasteten. War es Susan? Er sah nur noch Strudel und Wirbel, Laub und Zweige und Fin s ternis. War das Blut, das aus seinem Mund tropfte? Ihm wurde schwarz vor Augen.
    „Oh Gott“, schrie eine Stimme direkt an seinem Ohr. „Oh Gott, oh Gott .“
    Sara …
    Nicht sterben, nur nicht sterben! Er musste sie wiedersehen. Er musste da sein, wenn sie kam. Worte hallten in der Dunkelheit wider, die ihn einhüllte.
    „Geht weg, ich bin Arzt … oh nein … auch das noch. Verdammt.“
    „Machen Sie was! Sonst kommen wir nie nach Hause.“
    „Zurück zu den Felsen! Schnell!“
    Ein Kreischen. Ein Krachen. Dann Stille.
     

Sara, 2011
     
    D
    er Radiowecker holte sie sanft aus dem Schlaf. Lana del Rey sang ihr melancholisches Video Games , bis sie von einer ernsten Stimme abgelöst wurde. Saras Gehirn regi s trierte nur rudimentär,

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