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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Makah ve r liebt ist. Aber dieses dumme Ding hatte nie den Mut, es ihm zu zeigen.“
     

     
    Sie war allein. In seinem Reich. Sara legte ihre Taschen ab und sah sich um. Es war still bis auf das Zischen des Windes unter dem Dach. Das Haus war kleiner, als sie erwartet hatte, doch trotz seiner Einfachheit berührte es etwas in ihr. Es gab nur einen Raum, der zugleich als Küche, Schlaf- und Wohnzimmer diente. Die Toilette befand sich, wie sie bereits gesehen hatte, außerhalb des Hauses in einem besseren Bretterverschlag. Ganz in der Nähe schlängelte sich ein Fluss vo r bei und lud ein , darin zu baden. Sie fragte sich, ob sich Makah dort wusch. Auf dem braunen Sofa lagen zerknüllte, dunkelrot und schwarz gemusterte Decken, die sie an jene aus ihren Visionen erinne r ten. Die Küchenschränke waren offenbar selbst zusammengezimmert, ebenso der Tisch, die Stühle und der Kle i derschrank. Ein Wapitifell hing an der Wand, daneben ein prächtiger Bogen samt Wolfspelzköcher und Pfeilen. Alles war rustikal und heim e lig. Die Decken, der Köcher, das Bild über dem Sofa, das genau jenen Canyon inmitten der Staked Plains zeigte, den sie auf dem Coverentwurf wiedererkannt hatte. Es fühlte sich seltsam an, zu wissen, dass sie ein Leben miteinander teilten. Dass sie sich kannten, ohne sich zu kennen.
    Sara trat zu dem schiefen Regal, in dem Bücher aufgestapelt waren. Michael Blakes Der Tanz des Kriegers . Coles Der Wind rief seinen Namen . Daneben das berühmte Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses .
    Saras Magen verkrampfte sich. Irgendwo dort draußen befand sich Noconas Grab. Vielleicht war auch aus seinem Herzen eine Birke g e wachsen. Er ruhte dort, wo die Jäger ferner Zeiten ruhten, unter den grasbewachsenen Hügeln der Antelope Hills. Manche Quellen behaupt e ten, er sei im Kampf um sein Dorf gefallen. Andere wussten zu beric h ten, dass er auf der Jagd umgekommen war. Niemand wusste Genaues. Noconas Ende blieb ein Rätsel. Man wusste nicht, wann er geboren worden war, und man wusste nicht, wann und wie er den Tod gefunden hatte.
    Ihr Herz wollte schwer werden, doch als sie an Makah dachte, verflog jede Trauer. Der Mann, den Naduah damals geliebt hatte, mochte seit L angem tot sein. Noconas Leben war verweht wie die Freiheit seines Volkes, wie die Zeltdörfer an den Ufern der Flüsse und die gewa l tigen Herden der Prärie. Aber hier und jetzt, in dieser Zeit und in diesem L e ben, passierte etwas Unglaubliches und Wunderbares. Eine Macht, die sie noch nicht verstand, führte sie wieder zusammen.
    Ein neues Leben tat sich vor ihnen auf, neues Glück, neue Pläne. Und vielleicht, ja vielleicht, endlich die Möglichkeit, in Frieden zusammen alt zu werden.
    Sara schwelgte in Dankbarkeit. All die Geschichten über Seelen, die zueinander gehörten, entsprachen der Wahrheit. Liebe überwand Zeit und Raum. Was gab es jetzt noch, das ihr Angst machen konnte?
    Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken. Sie öffnete und sah sich Isabella gegenüber. Das Gesicht der Frau war nassgeweint, ihre Augen rot. Sie zitterte am ganzen Körper.
    „Kann ich dir helfen?“ Aller Zorn war verflogen. Wie konnte sie dieser Frau das verübeln, was sie selbst empfand?
    „Ja, das kannst du.“ Isabellas Stimme war dünn wie gesprungenes Glas. „Indem du aus seinem Leben verschwindest.“
    Das letzte, was sie sah, war eine Eisenstange, die auf ihren Kopf zura s te. Den Schlag spürte sie nicht einmal. Dunkelheit schlug über ihr z u sammen. Unter ihren Händen und ihrer Wange fühlte sie die Holzdielen des Bodens, doch sie konnte sich nicht bewegen. Lange Zeit lag sie da. So erschien es ihr wenigstens. Der Geruch von Blut biss in ihre Nase. Die Sinne schwanden und kehrten zurück, doch niemals wich die Schwärze. Keinen Finger konnte sie rühren. Keinen Ton über die Li p pen bringen.
    Nach endlosem Nichts hob sie jemand hoch und presste sie an einen warmen Körper.
    „Großer Gott, Sara.“
    Makah. Seine wunderbare Stimme … ihr Trost im alten wie im neuen Leben. Bleib bei mir , wollte sie sagen, doch ihre Kraft reichte kaum aus, die Augen einen winzigen Spalt weit zu öffnen. Unerträgliche Schme r zen. Grelles Licht. Aber das Gesicht dahinter ließ sie alle Qual vergessen.
    Die Geschichte wiederholt e sich.
    Ja, so war es. Aber diesmal war es sie, die blutend in seinen Armen lag.
    „Bleib bei mir, Sara. Nicht einschlafen. Hörst du mich?“
    Sie lächelte. Es gelang ihr, die Hand zu heben und sie auf seine Wange zu

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