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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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malte seine haarsträubenden Schilderungen von metzelnden Inzuch t monstern und mensche n fleischversessenen Grizzlys mit ausholenden Gesten. Der steigende Alkoholkonsum sorgte parallel für steigende Lau t stärke, bis es Makah zu viel wurde. Unweit des Lagerplatzes setzte er sich unter einen Hickor y baum und schnupperte nach dem Wind. Er frischte auf, das elektrisierende Aroma der sich ste i gernden Energie prickelte auf seiner Zunge. Die mit dem Wind einzi e hende Kälte kroch durch Decke und Kleidung. Spannung knisterte in der Luft, Bäume ächzten und knirschten. Ein Blick auf sein Handy brachte Gewissheit – kein Em p fang.
    Verdammt, dieser raffgierige Idiot. Hier im Wald konnte ein Sturm tödlich enden. Er musste seine Schützlinge und die Pferde zwischen den Felsen in Sicherheit bringen. Viel Zeit blieb ihm nicht. Das, was sich da oben zusammenbraute, kam rasend schnell näher.
    Als er zurück zum Lagerplatz eilte, erfassten Sturmböen seine Decke und ließ en sie flattern. Fauchende Flammen spien Funken in die Nacht. Verdutzte Gesichter blickten zu ihm auf.
    „Es wird gleich ziemlich ungemütlich“, brachte er das Problem auf den Punkt. „Genaugenommen zieht ein Sturm auf, und der ist nicht von schlechten Eltern. Wir müssen zwischen die Felsen, sonst fliegen uns die Äste um die Ohren.“
    Dreizehn verunsicherte Städter sahen in den Himmel hinauf. Kein Stern, nur Schwärze. Die Wolken waren mit der heimlichen Schnelligkeit eines Raubtieres herangezogen. Kein gutes Zeichen. Unter den immer stärker werdenden Böen bogen sich die Bäume.
    Susan stieß ein Wimmern aus. „Wird es gefährlich?“
    „Nicht, wenn wir zwischen den Felsen bleiben. Folgt mir einfach.“
    Gehorsam rafften alle ihre Sachen zusammen, bildeten eine nervös t u schelnde Karawane und folgten ihm zu den Felsen. Erste Blitze zuckten über den Himmel und beleuchteten bauschige Gewitterwolken mit pu r purnem Licht. Makah spürte das Knistern der Energie in jeder Faser seines Körpers. Es war b esorgniserregend stark. Er erinnerte sich an gigantische Gewitter und Stürme, die damals über die Ebenen gerast waren. Wahre Monster, gierig nach Menschenleben. Mei s tens konnten sie ihnen entkommen, indem sie die Zugbahn der Unwe t ter vorhersahen und in Windeseile die Zelte ab - und an sicherer Stelle wieder aufbauten. Aber manchmal war die Wucht eines unberechenbaren Gewitters ung e mildert über das Dorf hergefallen und hatte ein Schlachtfeld der Verwü s tung zurückgelassen.
    „Es wird ein Tornado, fürchte ich.“ Er beschwerte Cezis Führstrick mit einem Stein und bedeutete den anderen, es ihm gleichzutun. „Bleibt einfach ruhig, okay? Solange wir hier bleiben, sind wir geschützt.“
    Verängstigte Gesichter schimmerten im Dunkel vor ihm. Manche set z ten sich zwischen den Felsen auf den Boden, andere kompensierten ihre Nervosität in kläglichen Witzeleien. Zwei der Männer täuschten Gela s senheit vor, doch Makah sah ihren Gesichtern an, dass sie sich von allen am meisten fürchteten. Jetzt, da sie zwischen den Felsen saßen, fühlte er sich einigermaßen sicher. Mit der Decke um die Schultern suchte er sich einen Platz etwas abseits der Gruppe, setzte sich auf den Boden und wartete. Geisterstimmen heulten und fauchten im Felsenlabyrinth, e r zählten von der Macht der Elemente und zeigten den Menschen, wie hilflos sie waren.
    Gerade als er die Augen schloss, tauchte Susan vor ihm auf. Makah wollte sie fortschicken, aber dann sah er den Ausdruck nackter Panik in ihrem Gesicht. Diese Frau fürchtete sich zu Tode.
    „Uns kann nichts passieren, Susan. Zwischen den Felsen sind wir s i cher.“
    „Du verstehst das nicht.“ Ehe er es sich versah, warf sie sich an ihn und schlang die Arme um seinen Hals. Heiße Tränen benetzten seinen Hals. „Mein Bruder starb bei einem Tornado. Er schaffte es nicht mehr in den Schutzkeller.“
    „Das tut mir leid.“ Makah strich über ihre Schulter. Susan begann noch losgelöster zu schluchzen. „Ich schwöre dir, dass wir hier sicher sind.“
    „Nirgendwo ist man sicher.“
    Insgeheim gab er ihr r echt . Entlud die Natur ihre geballte Kraft, boten selbst Schutzkeller und Felsen keine hundertprozentige Sicherheit. Vie l leicht sah sie die Bestätigung in seinen Augen, vielleicht war es der lo s brechende Orkan, doch Susans Tränen verwandelten sich in einen wa h ren Sturzbach. Makah hielt sie fest, murmelte beruhigende Floskeln, ohne darüber nachzudenken, was er eigentlich daherredete.

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