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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Die Prärie gibt uns alles, was wir brauchen. Wir jagen die Bisons und den Gabelbock, wir sammeln Früchte, Wurzeln und Beeren. So haben wir es immer getan. Unser Volk will frei sein. Warum sollten wir uns auf unserem eigenen Land einspe r ren lassen? Warum sollten wir in unseren Zelten verfaulen, während die Haarlippen uns Essen herbeischaffen, das wir nicht selbst gesammelt und gejagt haben? All das sagten wir ihnen, aber sie wollten nicht zuh ö ren. Der Weg des weißen Mannes ist nicht unser Weg. Er wird niemals unser Weg sein.“
    Der Alte verfiel in Schweigen. Nocona lauschte dem Rasen seines Herzens, dem Heulen des Windes in den kahlen Zweigen der Pappeln und seinem schnellen Atem. Das Blut auf seinem Hemd gefror. Er wol l te etwas sagen, doch seine Kehle war ausgetrocknet. Nach der Schlacht war es immer so. Das Denken fiel schwer. Manchmal so schwer, dass es sich anfühlte, als würde man nie wieder denken können.
    „De r Tag, an dem die Nunumu aufgeben, wird niemals kommen “, brac h te er zu seiner eigenen Überraschung hervor. „Wir sind gewarnt. Nie wi e der wird es den Haarlippen gelingen, uns zu überraschen.“
    „Du bist an ihrer Spitze geritten“, sprach der Greis. „Du hast sie in den Krieg geführt, als wäre es schon immer deine Aufgabe gewesen. Bald wirst du ihr Häuptling werden, Wa n derer. Sie werden dich lieben. Sie werden dich bewundern und die Worte von deinen Lippen saugen. Du wirst sie stark sein lassen, furchtlos und stolz. So, wie es sein soll. Führe dein Volk in seine Schlachten. Lasse dich nicht auf die falschen Honigreden der Gelben Haare ein, denn ihre Schwüre bedeuten nichts. Sie brechen sie so leichtfertig, wie sie sie aussprechen. Werde nicht schwach wie die Häuptlinge, die für Kaffee, Zucker und Dummheit s wasser zu jämmerlichen Bettlern und Verr ä tern werden. Bleibe stolz. Zeige ihnen, was es heißt, einer vom Volk zu sein.“
    Der Alte packte ihn bei den Schultern. Lange sahen sie einander an, blickten sich in die Augen und in die Seele und lasen darin. Schließlich, als der Penateka zurückwich und ohne ein weiteres Wort davonschlur f te, wurde es still in Nocona.
    Blass stieg sein Atem in den Himmel hinauf. Schnell dahinziehende Wolken jagten über eiskaltes Blau. Während seine Gedanken ebenso dahinzogen wie sie, tauchte Mahto neben ihm auf, auf einem geschec k ten Mustang thr o nend . Er sah jünger aus als am Tag zuvor, denn seine Tochter hatte ihm das graue Haar mit Schwarzerlensaft gefärbt. Jetzt, da seine mit Otterfell umwickelten Zöpfe wieder in sattem Schwarz glän z ten, hätte er ein Mann in den besten Jahren sein können. Sein Gesicht war ungewöhnlich glatt für sein Alter. Nur die beiden Furchen rechts und links neben dem Mund hatten sich tief eingekerbt, denn Mahto lächelte gern. Er lächelte wie ein spitzbübischer Junge. So auch jetzt auf dem Schlachtfeld und ungeachtet der tiefen, klaffenden Schnittwunde, die sich über seinen Unterarm zog.
    „Wie geht es Naduah? Hast du mit ihr gesprochen?“
    „Oh ja.“ Mahto grinste. „Sie ist irgendwo da vorn und macht aus g e standenen Kriegern kleinlaute Jungen. Diese Dummköpfe sind selbst schuld. Niemand sagt hässliche Dinge zu meiner Tochter.“
    „Welche Dinge?“
    „Dinge wie: Wenn jetzt schon Weiber in den Krieg ziehen, ist unser Volk nichts mehr wert.“
    Nocona knirschte mit dem Zähnen. „Wer hat das gesagt? Ich werde ihn zerhacken und an die Hu nd e verfüttern!“
    „Jemand, der es schon bitter bereut hat.“ Mahto warf den Kopf in den Nacken und lachte. „Deine Frau kämpfte wilder als eine Wölfin, die ihre Jungen verteidigt. Sei froh, dass du sie nicht gesehen hast, sonst hättest du fortan Angst, mit ihr zusammen in einem Zelt zu leben. Was auch immer, ich kann dir versprechen, dass keiner der Krieger mehr abfällig über sie reden wird. Dafür haben sie viel zu viel Angst um ihre besten Stücke.“
    Nocona grinste. Mahto war ein ganz besonderer Mann. Das Funkeln seiner Augen, das schelmische Strahlen seines Gesichts – kein Krieg und kein Schrecken schien daran rühren zu können.
    „Ich reite mit dir“, sagte er. „Warte auf mich. Ich hole meine Lanze und mein Pferd.“
    Nebel zog in seinem Kopf auf, als er auf das Schlachtfeld zurückkeh r te. Es dauerte seine Zeit, ehe er seine kostbarste Waffe gefunden und die mei s ten seiner Pfeile eingesammelt hatte.
    Als er schließlich auf Cetans Rücken zu Mahto zurückkehrte, nahm er nach kurzem Zögern einen Schluck aus der

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