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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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einen Hieb in den Nacken , ein langsamer durch ein Messer im Bauch . Einfach schießen, schlagen, st e chen. Nicht denken, nur käm p fen.
    Noconas Leidensmiene war unmöglich mit dem nötigen Ernst zu ertr a gen. Ganz gleich, wie kalt die Finger des Todes waren, die in ihrem N a cken lagen, der Anblick ihres Mannes brachte sie zum Lächeln . Da lag er, der stolze Lanzenträger, verdrehte die Augen wie eine kranke Eule und stöhnte in einem fort. Damals in ihrem alten Leben war es dem Sohn des Barbiers gelungen, aus der Vorratskammer des Pfaffen eine Likörflasche zu stehlen. Am Morgen nach dem gelungenen Coup hatte er gelitten wie ein Hund. Höllische Kopfschmerzen waren die Folge seines unkontro l lierten Genusses gewesen. Dazu Übelkeit, verknotete Eingeweide und die Unfähigkeit, helles Licht und Lärm zu ertragen.
    „Das geschieht dir ganz recht.“ Sie füllte einen Kessel mit Wasser, tat Stü c ke von Weidenrinde hinein und hing ihn über die Feuerstelle. „Mahto hat dich gewarnt. Ich koche dir etwas gegen die Schmerzen, aber der Tanz wird für dich heute Abend ausfallen müssen.“
    „Wird es noch schlimmer? Was habe ich da getrunken? Warum macht es das?“
    „Man nennt es Likör. Er schmeckt gut, aber er macht krank, wenn man zu viel davon trinkt.“
    Nocona rollte sich von einer Seite auf die andere. Sobald sein Blick das Feuer auch nur streifte, schlug er die Hände vor d ie Augen und zuckte zusammen. „Wozu ist er gut? Geben die Gelben Haare das ihren Fei n den? Ich hatte nicht einmal Visionen. Wozu soll es gut sein, wenn … das ist ohne … es ist nicht wie …“
    Er verlor den Faden. Seine Arme fielen schlaff zur Seite, sein Blick wurde glasig.
    „Alkohol verwandelt Männer in alberne Trottel. Dazu ist er gut.“
    „Wann hört es auf?“
    „Bald.“
    „Aber es hört doch auf?“
    Naduah legte noch ein paar Holzscheite ins Feuer. Sie war sich nicht sicher, ob es echte Kälte war, die sie fühlte. Oder der Nachhall dessen, was sie gesehen und erlebt hatte. „Wirst du jemals wieder solches Zeug anfassen?“
    „Nein. Nicht solange die Sonne im Osten auf- und im Westen unte r geht.“
    „Daran werde ich dich im Ernstfall erinnern.“
    Sie beugte sich über ihn, grub ihre Finger in sein Haar und küsste seine nach Salz schmeckenden Lippen. Beide waren sie blutverkrustet, durc h gefroren und bedeckt von abblätternder Farbe. Das, was ihr zuvor so unwirklich erschienen war, wurde zur Gewissheit. Sie hatten gesiegt. Die Schlacht war vorbei, die Feinde vernichtet. Sie hatten sich ein paar Jahre Frieden erkämpft, bevor neue Armeen anrücken würden.
    Viele waren gestorben. Aber sie lebte, ebenso wie Noc o na, Mahto und Makamnaya. Sie lag nach durch ge standener Schlacht am Feuer, küsste den Mann, den sie liebte, und würde in seinen Armen Fri e den finden.
    Vorsichtig zog sie die Adlerfedern aus Noconas Haaren, legte sie be i seite und machte sich an seinem Hemd zu schaffen. Obwohl er vor Qual ganz blass wurde, setzte er sich auf, um ihr die Arbeit zu e r leichtern. Das Leder war so klamm vor Blut, dass sie eine Weile ziehen und zerren musste, ehe sie das Hemd über seinen Kopf streifen konnte. Bis auf den kleinen Streifschuss an seiner Schläfe war er unverletzt. Mit den Spitzen ihrer Finger strich Naduah über jeden entblößten Zentim e ter seiner Haut. Sie sog den herben Geruch nach Leder, Blut und Schweiß ein, ließ ihre Zunge auf seiner Brust kreisen und spürte, wie der Hunger kam.
    „Mach es weg, mein Blauauge. Es wird schlimmer.“
    „Tabakrauch würde helfen.“ Ihre Lippen strichen über jene weiche L i nie, an der Hals und Kiefer ineinander übergingen. „Willst du deine Pfe i fe?“
    „Nein. Wenn ich rauche, werden meine Eingeweide bald hier auf den Fellen liegen.“
    „Dann musst du es aushalten.“ Sie streichelte seine Schultern und A r me, ertastete jede Wölbung seiner Muskeln, jede sich unter der Haut abzeichnende Ader und Sehne. Sein Leib kochte vor Hitze.
    „Du bist verletzt, mein Blauauge.“ Nocona tippte auf den Schnitt, der sich an ihrem Oberarm befand. Mit halb geschlossenen Augenlidern blinzelte er sie an, während sein Gesicht mit jedem Atemzug starrer wurde. Vielleicht vor Schmerz, vielleicht aber auch, weil ihre Finger über seine Oberschenkel glitten.
    „Egal. Ich spüre nicht s .“
    „Wir müssen die Wunde auswaschen.“
    „Müssen wir das?“
    „Ja, sonst fault dir der Arm ab.“
    „Das glaube ich nicht.“
    „Doch. Er fällt ab, und dann legen Maden

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