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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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ko n trollierten Instinkte ließen ihn den Arm packen, der vor ihm schwebte, und ehe sein Verstand begriff, was er tat, hatte er ihn hochgebogen und verdreht.
    „Lass mir den letzten Rest Leben, der noch in mir ist.“ Der alte Penateka keuchte schmerzerfüllt. „Ich wollte dich nicht erschrecken. Hört ihr Quohadis sonst nicht jeden Fußtritt eines Feindes, so weit , wie der A d ler an einem Tag fliegt?“
    Nocona ließ den Alten frei und senkte betroffen seinen Blick. Wie b e schämend, einem schwachen Greis Schmerzen zugefügt zu haben. „Ve r zeih mir.“
    Der Alte winkte ab. „Verzeih dir lieber selbst. Es war mein Fehler. Ich hätte bemerken müssen, dass deine Aufmerksamkeit sich auf andere Dinge richtet.“
    Keine zwei Schritte neben ihm strömte friedvoll der Fluss dahin, wie er es am Tag zuvor getan hatte und wie er es weiterhin tun würde, unb e rührt von allem, was an seinen Ufern geschah. Das Eis war dicker g e worden. Seine glänzenden Zungen streckten sich nach der tiefen Mitte des Stromes aus, um auch sie erstarren zu lassen.
    „Ich dachte über diese Tiere nach.“ Er drehte die Flasche in seinen Händen. „Weißt du etwas über sie? Existieren sie wirklich?“
    Der Alte betrachtete die Verzierungen, berührte sie und schüttelte schließlich den Kopf. „Nein, ich weiß nichts darüber. Ich weiß nur, dass es mir lieber wäre, diese Flasche nicht in deinen Händen zu sehen.“
    „Weil sie den Gelben Haare n gehört?“
    „Ja.“ Der Blick des Greises musterte ihn neugierig . „Bald wirst du e i ner der letzten, wahren Krieger sein . Du bist au f gewachsen, so wie ich aufgewachsen bin. Ich sehe den Stolz vergangener Tage in deinen A u gen. Ich sehe eine Stärke, die alle, die nach dir kommen, nicht mehr b e sitzen werden. Woher wusstet ihr, dass uns G e fahr droht?“
    Nocona fühlte sich beklommen. Die Worte des Alten lösten etwas in ihm aus, das er nicht benennen konnte. Er tastete nach seiner pochenden Schläfe und sah Blut auf seinen Fingern. Plötzlich sprudelten die Worte wie Wasser über seine Lippen. Während er das glänzende Rot auf seinen Fingern betrachtete, erzählte er dem Greis seine Geschichte. Er bericht e te von Naduah, von ihrem Bruder, von Kehala und all den Schicksalsw e gen, die sie beschritten hatten.
    Als er schließlich in Schweigen verfiel, beschlich ihn das Gefühl, einen ganzen Tag mit Erzählen verbracht zu haben, doch die Sonne war kaum zwei Handbreit gewandert. Noch immer durchsuchte man die Soldaten nach Dingen, die man als nützlich oder schön erachtete. Ein paar Kri e ger hatten sich um jemanden versammelt, der offenbar Schlimmes zu erzählen hatte, denn jeder, der ihm zuhörte, verschaffte seiner Wut mit ausholenden Gesten Raum. Weit entfernt zwischen den rauchenden Zeltgerippen sah er Naduah und Makamnaya, die miteinander redeten.
    „Was für eine wundersame Geschichte“, hörte er den Alten sagen. „Sie sagt mir, dass nichts ohne Sinn geschieht. Mein Stamm glaubte, so weit im Westen sicher zu sein. Vor zwei Monden bat uns eine Gruppe G elber Haare um Frieden. Sie führten Honigreden mit uns, brachten Plunder und buntes Zeug in unser Dorf, um die Seelen unserer Frauen und Ki n der zu vergiften. Sie erzählten vom großen Vater in Washington, der danach trachtet, Frieden zwischen dem roten und dem weißen Volk zu schließen. Sie sagten, man würde uns ein großes Gebiet zur Verf ü gung stellen, in dem wir gemeinsam mit den Kiowa Zuflucht finden würden. Sie sagten, dort würden wir Zeit und Ruhe haben, um uns auf den heil i gen Weg des weißen Mannes vorzubereiten. Man würde für uns Schulen bauen und unsere Kinder zu rechtschaffenen Dienern Gottes erziehen. Wir hätten auf dem abgesteckten Land sogar in alter Tradition siedeln dürfen. Man stelle sich diese Gnade vor. Auch versprachen die Gelben Haare feierlich, man würde uns Nahrung zur Verfügung stellen. Rin d fleisch, Getreide und Mehl. Soldaten wolle man in der Nähe postieren, natürlich nur, um für Ruhe und Schutz zu sorgen.“ Der Alte lachte, dass es ihn nur so schüttelte. „Oh ja, all das wollten sie uns geben. Aber wir fragten sie, wie sie uns Land schenken wollen, auf dem wir schon seit Tausenden von Generationen leben. Auf dem bereits die Großväter unserer Großväter jagten und das uns seit Beginn aller Zeiten ernährt hat. Wir sagten, dass wir unser Land lieben, so wie wir unsere Mutter lieben, und dass wir die Freiheit besitzen wollen, dorthin zu gehen, w o hin es uns beliebt.

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