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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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seltsamen Flasche. Die Wo r te des Alten rührten an sein Gewissen, aber was schadete es, ein wenig von der Medizin der Weißen zu kosten ? Natürlich unter aller gebotenen Vorsicht.
    Die Flüssigkeit, die seine Kehle hinabrann, brannte wie Feuer und war weich wie Öl. Sie schmeckte nach Kräutern und Brombeeren, Honig, Holz und zahllosen Dingen, die er nicht benennen konnte. Dummheit s wasser besaß das Aroma vergorener Bisonpisse, sagte man. Aber das hier war etwas ganz anderes. Es musste Medizin sein. Eine mächtige Medizin.
    Nocona achtete nicht auf Mahtos skeptische Blicke. Er nahm einen zweiten Schluck, der noch besser schmeckte als der vorherige. Ein G e schmacksgewitter tobte auf seiner Zunge und gab ihm tausend Rätsel auf.
    Eine Spur Salbei. Ja, vielleicht. Und Aroniabeeren. Aber warum Holz?
    Als er den sechsten Schluck nahm, tauchte Naduah vor ihm auf. Das Feuer in ihren Augen vereinte sich mit dem in seinem Magen und sicke r te tiefer, hinein in seine Lenden. Fassungslos sog er Naduahs Anblick in sich auf. Großer Geist, was für eine Frau! Und sie gehörte ihm. Allein ihm. Ihre sinnlichen Formen wurden von dem blutgetränkten Leder umschmeichelt. Ihr Lächeln war das Triumphieren einer siegreichen Kämpferin, die Glut in ihrem Blick sprach von ungezügelter Wildheit. Der Krieg rückte in weite Ferne. Er wollte nur noch eins. Allein mit ihr sein und sich in ihr verlieren. Oh ja, diese Vorstellung war so köstlich, dass sie ihm die Luft zum Atmen ab schnürte .
    Ein Knurren entkam seiner Kehle, als die Stelle zwischen seinen Schenkeln vor Lust regelrecht gekocht wurde.
    „Du solltest nichts mehr davon trinken.“ Mahto stieß ihn mit einem Ende seines Bogens in die Rippen. „In Flaschen wie diesen bewahrt man Dummheitswasser auf. Man riecht den Gestank schon von Weitem .“
    „Das ist kein Dummheitswasser.“ Nocona nahm einen weiteren Schluck. Hitze flutete seinen Körper. Samtig und pulsierend. Wie das Innere ihres Körpers. „Es ist Medizin.“
    „Medizin?“ Mahto schnaufte. „Oh ja, ich sehe es. Du schwankst hin und her wie ein altes Weib. Gib mir die Flasche. Sonst nehme ich dir meine Tochter weg!“
    „Nein.“
    Fordernd streckte er die Hand aus. „Gib sie mir! Sofort!“
    „Warum sollte ich?“
    Mahtos Blick wurde scharf. „Ich habe dir Naduah anvertraut. Meinen kostbarsten Schatz. Das kann ich gern wieder rückgängig machen, sollte sich herausstellen, dass ich mich in dir getäuscht habe.“
    Nocona gehorchte zerknirscht. Jedoch erst, nachdem er zwei weitere Schlucke genommen hatte. „Ich fühle mich gut. Es muss Medizin sein. Nichts kann schaden, was so köstlich schmeckt.“
    „Köstlich?“ Das war Naduahs Stimme. Warm wie ein Sommerwin d hauch. „So köstlich, dass du gleich vom Pferd fällst? Deine Stimme klingt, als hätte di r eine Schlange in die Zunge gebissen.“
    „Dummheitswasser vernebelt den Verstand.“ Mahto rieb sich den ve r letzten, blutverkrusteten Arm. „Wie es aussieht, reichen schon ein paar Schlu c ke, um diesen traurigen Zustand zu erreichen.“
    „Unsinn. Mir geht es gut.“
    Nocona schloss die Augen und konzentrierte seine Sinne auf Cetans sanfte Bewegungen. Der Zug aus Nunumu und Penateka bewegte sich lan g sam am Ufer des Flusses entlang. Ja, tatsächlich. Seine Zunge schien anzuschwellen und taub zu werden. Ihm wurde schwindlig, aber so erging es ihm oft nach besonders gefährlichen Jagden oder siegreichen Kämpfen. Dummheitswasser? Ach was. Bestimmt war es eine aus ta u send Krä u tern gebraute Medizin, so stark, dass sie seinen Körper leicht machte und seine Gedanken schwerelos. Er lächelte. Oder glaubte z u mindest, es zu tun. Sein Gesicht fühlte sich an wie zerfließe n der Honig. Die Stimmen um ihn herum entfernten sich. Obwohl er zwischen Mahto und Naduah ritt und ihr Gespräch deutlich hätte ve r stehen müssen, verwandelte es sich in ein leises, einschläferndes Murmeln. Wie sonde r bar. Eine starke Medizin, keine Frage.
     

Sara, 2011
     
    D
    ie Finsternis ließ sie nicht los. Durch laute, rauschende Bilder und Töne schimmerte eine andere Wirklichkeit hervor.
    Kopfschmerzen. Grelle Splitter wie Blitze in ihrem Kopf. Weiß brach durch das wirbelnde Schwarz, fügte sich zusammen und verdichtete sich zu einem Bild und einem Gefühl. Kühl, glatt, duftend. Reinweißer Stoff. Gerade Wände, seltsam kantig. Ein Käfig? Ein Kasten? Lichter schwe b ten über ihr wie Sterne in einem hellgelben Firmament. Sie erinnerte sich. Das hier war ihr

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