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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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trieb es u nbarmherzig an. Jenseits des Dorfes sti e ßen zwei weitere Männer zu ihm.
    „Sie wollen sehen, wie sie sterben“, flüsterte Kehala. „Sie sehen zu, wie man sie hinrichtet. Und dann werden sie die and eren rufen. Es wird Krieg geben .“
    Naduah nahm das zitternde Mädchen in ihre Arme. Quanah saß im Gras saß, kaute auf einem Halm und schien unberührt von allem, was ihn umgab. Seine großen, grauen Augen blickten so unschuldig , dass es ihr das Herz zerriss.
    Sie sah Mahto vor sich. Sah, wie er lächelte, wie seine Augen funkelten und seine Lippen sich zu diesem unnachahmlichen, verschmitzten L ä cheln hoben. Sie sah seine Hände, die Pfeilspitzen schärften und Kn o chenflöten schnitzten. Behutsam und sanft.
    Sie sah, wie er ein kleines, verängstigtes Mädchen auf seinen Mustang hob. Und wie er am Ufer eines Flusses einen Bären und einen Hirsch in den Schlamm zeichnete.
    „Mahto“, raunte er und deutete auf das zottige Tier. „Mein Name ist Mahto.“
    Zuletzt sah Naduah das Lächeln, das das Gesicht ihres Vaters erhellt hatte, als er Quanah in seine Arme schloss. Schmerzlich und glücklich in gleichem Maße, als wäre ihm klar gewesen, dass er den Jungen niemals aufwachsen sehen würde.
    „Alles wird gut“, flüsterte sie Kehala zu. „Vertrau mir. Alles wird gut.“
    Die Lüge kam so leicht über ihre Lippen.
     

     
    Die Hitze flirrte über dem Fluss. Das verbliebene Wasser floss so schwach dahin wie das Blut in Naduahs Adern. Pappeln raschelten im Glutwind, ausgedörrt wie das Gras auf den Hügeln. Moskitoschwärme summten.
    Wanapin lag zusammengerollt neben ihr und schlief, Siyo zupfte am braunen Gras. Sie sahen aus wie Geister. Verloren in einer hitzeflirre n den Zwischenwelt.
    Naduah hörte den Mann, noch ehe sie ihn sah. Von We i tem war das trockene Schlagen der Hufe auf dem ausgedörrten Boden zu hören. Während die anderen Krieger weiter gen Westen ritten, kam er zu ihr hinüber. Ein flüchtiger Gast in ihrer selbst gewählten Einsamkeit.
    Seit Tagen hatte sie kaum mehr geschlafen, weil sie bereit sein wollte, schnell zu fliehen, falls die Soldaten zurückkamen. Alle waren weiterg e reist, zum Dorf der Kotsoteka, die mehrere Tagesreisen flussabwärts le b ten und sie aufnehmen würden. Nur sie war zurückgeblieben. Bei den Ru i nen am Fluss. Sie vermisste Quanah, den sie in Kehalas und Petas Obhut gelassen hatte, und sehnte sich nach Nocona.
    Für ihn war sie hier. Damit er inmitten des Todes Hoffnung fand und nicht glaubte, alle hätten ihn verlassen.
    „Was machst du hier?“ Der Mann glitt von seinem schweißbedeckten Pferd und blickte auf sie herab. Trauer verschleierte seine Augen. Viele Tage und Nächte hatte er gegen die Tränen gekämpft.
    „Ich will hier sein, wenn mein Mann zurückkehrt.“
    „Und dein Sohn? Warum ist er nicht bei dir?“
    „Allein kann ich schneller fliehen, wenn die Gelben Haare zurüc k kommen. Quanah ist sicher. Es geht ihm gut.“ Sie nahm allen Mut z u sammen, suchte den Blick des Kriegers und stellte die Frage, deren An t wort sie nicht hören wollte. „Was ist passiert?“
    Der Mann straffte sich und nahm eine stolze Pose ein, doch die Mat t heit seines Körpers und der leere Blick seiner Augen straften diese Geste Lügen. „Sie starben mit dem Totenlied auf den Lippen. Sie gingen au f recht und ohne Angst in das Land der Großen Jäger.“
    Naduah schloss die Augen. Sie hatte es gespürt. An jenem Morgen vor sieben Tagen. Mahto war tot. Ihr Vater war in der anderen Welt, vereint mit Huka. Seine Stimme war verloren, und es gab nichts mehr, das sie für ihn tun konnte.
    „Erzähle es mir. Wie sind sie gestorben?“
    „Man band sie im Morgengrauen an Pfähle, die sie mitten im Dorf aufgestellt hatten. Die Gelben Haare redeten viel, wie sie es immer tun. Sie redeten, bis die Soldaten mit ihren Gewehren kamen. Ein Mann fragte nach dir, er rief laut deinen Namen, doch keiner aus unseren Re i hen verriet dich, selbst dann nicht, als man anbot, jeden mit der Freiheit zu belohnen, der ihnen den Weg zu dir zeigen würde.“
    Die Erkenntnis fühlte sich blass und taub an, wie das Schneiden eines Messers in erfrorene Haut. Noch immer suchten sie nach ihr, noch i m mer hatten sie nicht aufgegeben. Die Krieger hatten ihr Leben für sie gegeben. Jeder, selbst Icabu, war lieber gestorben, als sie zu verraten. Waren alle anderen Gefühle betäubt von Trauer und Hitze, strahlte die Liebe zu ihrem Volk doch stärker denn je.
    „Starb mein Vater mit

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