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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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möge friedlich enden, nicht erhört worden waren. Es war ein Kriegspfeil ihres Stammes. Ein Pfeil, wie ihn die Lanzenträger benutzten.
    Der General brüllte, der Kiowa übersetzte. Zuerst hatte sie geglaubt, in dem Alten einen Verbündeten zu haben, doch jetzt begriff sie, dass der Übersetzer nicht auf ihrer Seite stand. Sprach der Häuptling, übersetzte der Kiowa seine langen Erklärungen in knappen Wörtern, die den Gen e ral zusehends in Rage versetzten. Wut loderte auf, und je wütender die Männer redeten, umso mehr verstand Naduah.
    Man beschuldigte den Stamm, ein Fort an der östlichen Siedlungsgre n ze niedergebrannt, die Pferde gestohlen und sämtliche Bewohner niede r gemetzelt zu haben. Als Beweise nahm man den roten Pfeil, den man aus einer toten Frau gezogen hatte, sowie die Hufabdrücke unbeschlagener Pferde.
    Der Häuptling versicherte, keiner seiner Krieger sei im letzten Mond gen Osten zu einem Raubzug aufgebrochen. Sie waren ausgerückt, um ihr Dorf zu verteidigen , a ber sie waren nach Süden geritten und hatten im Kampf Mann gegen Mann getötet, kein Fort niederg e brannt.
    Der alte Kiowa übersetzte, absichtlich oder unabsichtlich bruchstüc k haft und verfälschend.
    „Er weiß nicht, was seine jungen Männer tun. Hat keine Kontrolle über sie. Er weiß nichts von einem Fort und nennt die Worte Lügen.“
    Naduahs Gedanken überschlugen sich. Sie musste eingreifen und ve r suchen, das Unheil abzuwenden. Aber was, wenn sie dadurch Quanah in Gefahr brachte? Was, wenn man sie als Weiße erkennen und für eine Geisel halten würde? Man würde sie und Quanah gefangen nehmen und in eine Welt verschleppen, die nicht mehr die ihre war.
    Nein, s ie durfte keine Enttarnung riskieren. Aber die Missverständnisse schaukelten sich auf und waren dabei, eine Katastrophe auszulösen. Großer Geist! Wo war Huka? Mit ihren braunen Augen und der dunklen Haut würde man sie kaum als Weiße erkennen, und ihre Mutter kannte die Sprache der Gelben Haare genauso gut wie sie.
    Naduah sah, wie der General ausspuckte, herumfuhr und zurück zu der auf dem Hang wartenden Armee marschierte. Seine Begleiter folgten ihm in gebührendem Abstand.
    Stille senkte sich über das Dorf. Männer, Frauen und Kinder, selbst die Pferde und Hunde schienen in atemlose Starre zu fallen.
    Sie schlug das Fell zurück und kroch aus dem Zelt. Vom Fluss her kam endlich ihre Mutter angerannt, mit wehendem Haar und bis zur Taille nassem Hirschlederkleid. An beiden Schultern hingen prall gefüllte Ledertaschen.
    Huka kam nicht weit. Die Hölle brach über das Dorf herein. Schüsse krachten, Kanonen donnerten. Mehrere Menschen brachen zusammen. Zwei Lanzenträger, drei Frauen, der Häuptling und Huka. Mitten im Lauf fiel ihr Körper in sich zusammen wie der einer tödlich getroffenen Antilope. Sie rollte herum und blieb auf dem Rücken liegen, die Arme ausgestreckt wie im Winter, wenn sie Adler in den Schnee malte.
    Mahtos Schrei gellte durch das Krachen der Schüsse. Er legte einen Pfeil auf die Sehne und tötete den blonden Burschen. Momente zogen sich wie Ewigkeiten dahin, jede Bewegung lief ab wie im Traum. U n wirklich, unfassbar. Plötzlich rannte Naduah los, Quanah fest an sich gedrückt , rannte mit ihrem eigenen Keuchen und Herzklopfen in den Ohren, fiel neben ihrer Mutter auf die Knie und tastete über den lebl o sen Körper.
    Zu spät … zu spät …
    Quanah begann zu weinen.
    Noch mehr Schüsse , die Naduahs Ohren zerfetzten . Gellende Schreie. Mehrere Zelte wurden von Kanonenkugeln zerrissen. Soldaten feuerten ihre Gewehre auf die Mustangs ab, um eine schnelle Flucht unmöglich zu machen. Das ma r kerschütternde Kreischen der getroffenen Tiere vermischte sich mit menschlichen Klagelauten .
    „Lauf, kleines Feuer!“, hörte sie Mahto wie von fern schreien. „Ve r schwinde!“
    Er verschoss einen Pfeil nach dem anderen. Nie hatte sie so viel Schmerz in seinem Gesicht gesehen. Es war nicht mehr das Antlitz ihres Vaters. Der Mann, der sie als Kind gerettet und sie bis zu diesem Tag in Liebe umsorgt hatte, war einem blindwütigen Dämon gewichen. Er schoss seine letzten beiden Pfeile ab, dann fuhr er herum, rannte auf Naduah zu und wurde keine fünf Schritte von ihr entfernt in die Schu l ter getroffen.
    Naduah sah ihn stürzen. Blut durchtränkte sein Hemd. Es war kaum von der Farbe zu unterscheiden. „Lauf endlich!“, keuchte er. „Bringt euch in S i cherheit.“
    Soldaten fielen über ihn her, fesselten seine Arme hinter dem

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