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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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tiefe Fassungslosigkeit. Jemand wie er, ein Nomade frei wie der Wind, eingepfercht in einem Hinterzimmer, hilflos der Gefahr ausgeliefert, entdeckt und hingerichtet zu werden.
    Naduah weinte, als er ihr von seinem Traum erzählte, und sie schütte l te ungläubig den Kopf, als ihr klar wurde, wem Nocona sein Leben ve r dankte. Einer Siedlerfamilie.
    „Nachdem ich wieder gesund war“, schloss er, „brachte ich Jacob zu einem Fluss. Ich zeigte ihm, wo es viele gelbe Flusssteine gibt. Genug, um ihm und seiner Familie ein gutes Leben zu ermöglichen.“
    Etwas Seltsames geschah in ihrem Herzen. Die Abscheu, den sie sonst ausschließlich für ihr altes Volk empfunden hatte, wurde blass und durchscheinend. Sie erinnerte sich wieder daran, dass auch die Weißen hofften und bangten, dass sie Träume hegten und Mitleid kannten. Vie l leicht w ü rde für Susannah, Jacob und Clara alles gut werden. Sie hoffte es aus tiefstem Herzen, denn bis zum Ende ihres Daseins würde sie ihnen dankbar sein.
    „Siyo s Fohlen ist tot“, flüsterte sie. „Quanah hätte auf ihm reiten le r nen sollen. Auf ihrem Fohlen und auf keinem sonst.“
    „ Das tut mir leid. “ Er nickte zu dem Boot hinüber, das in einiger En t fernung an einer Pappel festgezurrt lag. „ Aber sein Kanu ist unve r sehrt. Und es ist noch schöner als in meiner Erinnerung.“
    Naduah musterte es . Ja, es war noch immer prachtvoll, a uch wenn die sengende Sonne d en Farben die Leuchtkraft genommen hatte. Seh n süchtig schien es sich des Wassers zu erinnern, in dem es vor wen i gen Tagen noch gelegen hatte. Jetzt verdorrte rissiger Schlamm unter seinem Kiel, doch hinter der trockenen Hitze der Luft roch Nad u ah bereits den fruchtbaren Hauch herannahenden Regens. Der Himmel war nicht mehr weiß, sondern von blassem Blau, und über den Horizont zogen ferne Wolken, noch leicht und fedrig, aber bald würden sie wachsen und schwer von Regen werden.
    „Nocona“, sagte sie zu ihm. „Wenn der nächste Sommer kommt, wirst du erneut Vater.“
    Zunächst schien er nicht zu begreifen, was ihre Worte bedeuteten. Sein Blick verwandelte sich nur langsam. War zuerst ratlos, dann ungläubig und schließlich funkelnd vor Lebendigkeit. Seine Trauer verflog wie aufgeschreckte Vögel. Er lachte, schloss sie in seine Arme, küsste sie und scheute sich nicht, die Tränen zu zeigen, die ihm in die Augen tr a ten.
    „Du trägst ein Kind in dir? Ich werde wieder Vater?“
    „Ja. Quanah bekommt einen Bruder.“
    „Oder eine Schwester, wenn es die Geister so wollen.“
    Sie schmiegte sich an seine Brust und verlor sich im Schlag des He r zens, den sie viel zu lange nicht mehr gehört hatte. Das Streicheln des Windes hieß sie im wiedergewonnenen Leben willkommen.
    „Alles wird wieder gut werden“, sagte sie. „Wir gehen dorthin, wo uns niemand findet. Wir gehen weit weg. Und alle, die vorausgegangen sind, werden auf uns warten. An den Feuern, die nie verlöschen.“
    „Die Staked Plains“, antwortete er. „Dorthin wagt sich kein G elbes Haar. Ich kenne eine Schlucht. Wenn wir auf ihrem Grund unser Lager aufschlagen, wird keiner uns finden. Für die Weißen gibt es in den Staked Plains nur den Tod.“
     

Makah, 2011
     
    M
    akah erwachte mit leeren Armen. Sara hatte es irgen d wie geschafft, sich aus seiner Umarmung h in auszuwinden , ohne dass er geweckt worden war. Ihre Abwese n heit tat körperlich weh. Doch nicht nur das. Der Schatten des Vergangenen legte sich wie ein frostiges Eisenband um seinen M a gen. Er verstand, warum er damals diese Familie hatte beschützen wo l len, und doch wünschte er sich, nie fortgegangen zu sein. Sein eigen Fleisch und Blut war wichtiger als alles andere. Dieser Egoi s mus war natürlich und im Wesen eines jeden Säugetiers eingespeichert. Die eigene Familie über alles. Zumindest sollte es so sein.
    Damals hatte er Naduah und Quanah dummerweise in Sicherheit g e wähnt. Nocona war nicht er und besaß nicht das Wissen der G e schichtsbücher, die einem im Nachhinein klar machten, dass niemand sicher gewesen war, zu keiner Zeit.
    „Sara? Wo bist du?“
    Nichts. Er durchsuchte das Haus, fand keine Spur von ihr und rannte nach draußen. Cezi buckelte wiehernd durch seinen Korral, Sara war nirgendwo zu sehen. In kurzer Abfolge huschten Theorien und Befürc h tungen durch seine n Kopf .
    Isabella, die es geschafft hatte, zu fliehen. Jemand anderes, der schuldig war, und zurückkehrte, um sein Missg e schick auszugleichen. Sara, die einen Ausritt

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