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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Siche r heit bringen.“
    „Ich komme zurück, mein Blauauge.“ Noconas Daumen fuhr über i h re Lippen. Sie schmeckte salzige Tränen. Wut gärte in ihrem Inneren, von wilder Verzweiflung geschürt . „Das schwöre ich dir.“
    „Du hast es mir schon zu oft geschworen. Aber ich lasse dich gehen. Du bist ein Krieger. Der Kampf ist dein Leben.“ Sie sah zu Quanah hinüber, der in stolzer Manier herbeigeritten kam. Bei seinem Anblick krampfte sich ihr Herz zusammen. „Und er wird das Leben unseres Sohnes sein. Was soll ich dagegen tun?“
    „Es tut mir so leid.“
    Sie lehnte ihre Stirn gegen seine. Lautlos und heiß liefen Tränen über ihre Wangen.
    „Ich weiß“, flüsterte sie. „Ich weiß.“
     

Teil drei
     
    Durch die Zeit
     
     
     
    „Frieden wird in die Herzen der Menschen kommen,
    wenn sie ihre Einheit mit dem Universum erkennen.“
     
    Black Elk
     
     
     
    Nocona, 1855
     
    S
    ieben Jahre.
    Sieben verlorene Jahre.
    Jahre, in denen er seiner Familie fern gewesen war. Jahre, die er in wachsender Sehnsucht und in Strömen aus Blut ve r bracht hatte, zunehmend verzweifelt und voller Wut. Zahllose Kämpfe, Raubzüge und Schlachten hatten die Jahre mit sich gebracht. Ein Pfad aus Gewalt und Zorn war durch das Land gezogen worden. Die Aussage dieser Unternehmung war klar gewesen, und sie hatte sich in den Herzen ihrer Feinde eing e nistet: Wir werden uns wehren bis zum letzten Blutstropfen.
    Oh ja, sie hatten d ie Haarlippen das Fürchten gelehrt. Sie waren sie g reich gewesen, viele Male, hatten ihre Gefallenen in den Prärien und Sümpfen begraben, Niederlagen eingesteckt, Gefangene befreit und den gewaltigen, unter der brennenden Sonne funkelnden Golf von Mexiko erblickt.
    Sieben Jahre war er fort gewesen. Die Zeit hatte sich endlos angefühlt und war zugleich verflogen wie der Sturmwind über den Hügeln. Er hatte seine Krieger geführt, ihren Mut geschürt, getötet, gekämpft, g e plündert und Feuer gelegt, um selbst die Erinnerung an seine Feinde ins Vergessen eingehen zu lassen. Zweitausend gestohlene Pferde gehörten ihnen, sie besaßen nun Gewehre und glichen ihre militärische Unterl e genheit mit den hässlichen Donnerstäben aus. Es genügte nicht mehr, meisterliche Überraschungsangriffe zu vollführen und den heimlichen Kampf zu führen, der für die Nunumu typisch war. Ohne Voraussicht, ohne Planung, lediglich darauf ausgerichtet, schnell und effektiv zu sein. Die Zeit der spontanen, kleinen Kriegertrupps war vorbei. Sie mochten ihnen in der Vergangenheit zu einem weithin gefürchteten Ruf verholfen haben, doch als Antwort auf den Vernichtungsfeldzug der Haarlippen taugten sie nichts. Sie waren erfolgreich gewesen als gewaltige, vereinte, strategisch arbeitende Armee. Doch der nächste Gegenschlag würde nicht lange auf sich warten lassen.
    Nocona würgte an bitterem Zorn. Er war ein reicher Mann geworden. Sein Ruhm lebte in vielen Geschichten, die überall auf den endlosen Weiten der Ebenen erzählt wurden. An vielen Feuern wurde er besungen und hinterließ seine Spuren in der Ewigkeit. Er war ein Kriegshäuptling geworden, der viele hundert Pferde sein Eigen nannte.
    Doch alles, was er sich wünschte, war Frieden. Der Gedanke, noch einmal fortgehen zu müssen, Naduah noch einmal jahrelang fern zu sein, war unerträglich.
    Während Quanah im Gebüsch nach Spuren suchte, lehnte sich Nocona gegen einen Baumstamm und ließ seinen müden Blick schwe i fen. Der Wind erzählte in den Wipfeln der Bäume, berichtete ihm vom Fluss der Zeit und dem Schicksal der Vergänglichkeit. Als er zu seiner Familie zurückgekehrt war, vor wenigen Tagen, in der tiefsten Hitze des So m mers, waren sieben Jahre zu Nichts zerschmolzen. Naduah war noch schöner geworden, Quanah zu einem starken Habwüchsigen he r ang e wachsen, dessen Eifer keine Grenzen kannte. Der Junge hatte von seiner Mutter alles gelernt, was nötig war. Wie gern hätte er selbst diese Aufgabe übernommen, doch es war noch nicht zu spät. Wenn der Fri e den andauerte, konnte er mit Quanah und Pecan viele Jagdausflüge u n ternehmen. Er konnte den Jungen helfen, ihre Fähigkeiten zu perfekti o nieren, und ihnen auf dem Weg vom Halbwüchsigen zum Krieger be i stehen.
    So, wie es als Vater seine Aufgabe war.
    Was er bei Quanah verpasst hatte, würde er bei Pecan wiedergut machen. Das Talent seines jüngsten Sohnes war, was Prügeleien betraf, praktisch nicht vorhanden, aber auf dem Pferderücken machte er dem Volk der Nunumu alle Ehre.

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