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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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stehen und reckte seine magere Brust. „Siehst du? Ich bin schon genauso stark und hart wie sie. Asa wird das bald erkennen.“
    „Such dir lieber eine Frau aus dem Nachbarstamm.“
    Nocona seufzte. Der Stolz quoll seinem Sohn schier aus den Ohren heraus. Es war der unschuldige, ahnungslose Stolz eines kleinen Jungen, der vom Krieg träumte und nicht begriff, was es bedeutete, inmitten eines Schlachtfeldes aus Leichen und Sterbenden zu stehen.
    „Ich werde unsere Feinde vertreiben, wie du sie vertrieben hast “, setzte Quanah hinzu, wobei er mit seinen dürren Armen herumwedelte. „ Sie werden mich fürchten, wie sie dich fürchten. Ich werde der Nachtscha t ten sein. Der Schrecken ihrer du n kelsten Träume. Ich werde sie …“
    „Schschsch!“ Nocona legte einen Finger auf seinen Mund. „Sieh nach vorn, großer Jäger.“
    Quanah fuhr herum. Sein Körper, obwohl noch der eines Kindes, ließ bereits den Mann erkennen. Sich anspannende Sehnen und Muskeln verwandelten ihn in eine Statue geballter Entschlossenheit und Kraft. Die Leidenschaft des Jägers funkelte in Quanahs Augen, als er den ho h len Baum sah, der sich altersschwach zur Seite neigte und den Einblick in eine Erdhöhle freigab.
    „Wir müssen ihn ausräuchern, Vater. Das Loch ist tief.“
    „Dann geh und suche Äste. Mach alles so, wie ich es dir beigebracht habe.“
    Quanah gehorchte. Er lauschte, witterte und prüfte den Wind, wurde für atemlose Momente eins mit seiner Umgebung und las ihre Zeichen. Dann huschte er davon, flink und leise wie ein Wiesel, sammelte trock e ne und feuchte Zweige, Laub und Nadeln, legte alles vor den Eingang der Erdhöhle und zog den Flintstein aus seinem Beutel. Schon bald sti e gen helle Rauchfahnen auf, wurden vom Wind erfasst und in den Schlund der Höhle getrieben.
    Quanah trat zurück, legte einen Pfeil auf die Sehne und spannte seinen Bogen. Nocona schwoll die Brust vor tief gehendem Stolz. Noch war sein Sohn ein Opfer der kindlichen Dummheit, aber er spürte es bereits. Das in sich ruhende, geduldige Wissen, das einen wahren Krieger au s machte, weit mehr als Stärke und Mut. Naduah und er hatten Quanah alles gezeigt, was er wissen musste. Jetzt musste er ihm vertrauen. Nocona zog das Messer heraus und hielt es wurfbereit, doch d er Junge unte r brach ihn mit einer wütenden Geste.
    „Ich schaffe das allein! Hör auf.“
    „Wie du willst.“
    Nocona steckte die Waffe widerwillig zurück, hielt jedoch weiterhin den Griff umklammert, um es im Notfall blitzschnell werfen zu können. Hätte er doch nur seinen Bogen. Ein Schuss dieser mächtigen Waffe durchschlug selbst den harten Schädel eines ausgewachsenen Bären. Wenn die Geister wirklich mit Quanah geredet und ihm eine erfolgreiche Jagd versprochen hatten, musste das Brechen seines Bogens etwas and e res bedeuten. Sein Herzschlag und Atem verlangsamten sich. In der Erdhöhle begann es zu rumoren. Das wütende Grollen des Bären ließ die Erde zittern.
    Jetzt würde sich zeigen, wie gut Naduah und er als Lehrer waren. Und wie gut Quanah als Schüler.
    Die Ruhe des Jungen war unerschütterlich. Er stand da, aufrecht und stolz. Geiferndes Brüllen löste das Grollen ab. Tief und urtü m lich. Es passte nicht zu den Spuren des Tieres, das sie verfolgt hatten. Was sich dort an die Oberfläche wühlte, musste größer sein als der Braunbär, den sie verfolgten. Quanah hatte die Spuren falsch gelesen, und sein Vertra u en in den Jungen war so groß gewesen, dass er sich nicht von der Ric h tigkeit seiner Einschätzung überzeugt hatte.
    „Komm da weg! Sofort.“
    Quanah rührte sich nicht. Seine Miene wurde noch grimmiger und entschlossener.
    „Das ist nicht der Bär, den wir verfolgen. Deine Pfeile werden nicht reichen.“
    Der Junge wandte sich langsam zu ihm um. Zorn blitzte in seinen A u gen. „Ich habe die Spuren richtig gelesen.“
    „Nein. Dort drinnen ist der falsche Bär. Komm sofort her. Wir mü s sen verschwinden.“
    „Ich bin hier, um mich zu beweisen. Und ich werde mich …“
    Die Erdhöhle explodierte. Ein gewaltiger Körper schoss he r vor, zottig und brüllend, schnell wie ein Berglöwe, gewaltig wie ein Pferd. Quanahs Pfeil sauste davon und traf das riesige Haupt des Griz z lys. Für das Tier kaum mehr als ein Wespenstachel. Ein spöttisches Schütteln, und das Geschoss flog zur Seite.
    Der Junge taumelte und ging zu Boden. Kreischende Vögel stoben auf. Nocona warf das Messer und traf die Stelle, unter der das Herz lag, doch die Klinge

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