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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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drang kaum tief genug ein, um den dicken Pelz und die Fettschicht darunter zu durchstechen.
    Er warf die Arme hoch, rannte auf den Bären zu und schrie so laut, dass seine Kehle schmerzte . Der Grizzly hielt verwirrt inne. Mit abfäll i ger Verwunderung beobachtete er seinen Gegner, musterte seine w e delnden Arme und die wilden Grimassen. Ein kurzes Zögern, aber genug. Vie l leicht.
    Nocona packte den schreckensstarren Quanah, hob ihn auf seine A r me und rannte. Es war zwecklos, vor einem Grizzly wegzulaufen, aber er musste den Jungen in Sicherheit bringen. Alles andere entschied das Schic k sal. Lautstark polterte der Bär durch das Dickicht. Nocona hielt auf den nächsten Baum zu. Als er ihn erreicht hatte, warf er Quanah wie einen Hasen in die Höhe und betete darum, dass die Kräfte seinen Sohn nicht verließen.
    „Halt dich fest!“
    Mit der Behändigkeit eines Eichhörnchens packte Quanah den Ast, zog sich hinauf und kletterte höher. Zwei Meter, drei Meter, vier Meter. Sein Bogen rutschte ihm von der Schulter und fiel zu Boden, doch er war in Sicherheit. Für einen Moment war die E r leichterung stärker als jedes andere Gefühl.
    „Bleib oben!“ , rief Nocona. „Egal was passiert. Bleib oben!“
    Der Bär hatte ihn erreicht. Er wirbelte herum, spürte die Pranke haa r scharf an sich vorbeizischen und streifte mit seinem Körper das zottige Fell. Blitzschnell packte er den Griff des Messers, zog es heraus und stach erneut zu. In den Nacken, zwischen die Wirbel. So tief er konnte. Die Klinge drang durch gewaltige Muskelstränge. Es war nicht tief g e nug, längst nicht tief genug. Der Grizzly brüllte und fuhr mit einem so wilden Ruck herum, dass Nocona zur Seite gestoßen wurde. Sein In s tinkt funktionierte tadellos, brachte ihn schnell wieder ins Gleichgewicht und sorgte dafür, dass er sich der zuschlagenden Pranke mit einem akr o batischen Sprung entzog. Erde und Gras flogen zerfetzt durch die Luft. Ihm blieb keine Zeit, nachzudenken. Der Bär ragte über ihm auf, ein lebendes, atmendes Gebirge aus Fell und Muskeln. Nocona warf sich kurzerhand zwischen die Hinterbeine des Tieres, keinen Atemzug später zerfetzten dolchlange Klauen die Luft, wo sich eben noch sein Kopf befunden hatte. Er griff nach unten, zog die Steinklinge hervor, die sich in einer kleinen Lederscheide an seiner rechten Wade befand, und schloss fest seine Finger darum. Eine lächerliche Waffe, gerade gut g e nug, um Schmerzen zu bereiten. Aber w enn die Geister ihm wohlges innt w a r en , würde es reichen.
    Als der Grizzly zurücktaumelte wie ein ungeschickter Tänzer, um z u schlagen zu können, zog Nocona ihm die Klinge über die Unterseite seiner Tatze. Der Ballen klaffte auf, das Tier brüllte seine Wut hinaus. Wi e der stach er zu, diesmal in den Unterkiefer. Tief und mit aller Kraft. Blut rann über sein Gesicht. Heiß und stinkend..
    Nicht genug. Längst nicht genug. Er rollte zur Seite, noch ehe der Grizzly zur Besinnung gekommen war, sprang auf und brachte sich mit ein paar taumelnden Schritten außer Reichweite der Pranken. Quanah sprang wild gestikulierend auf seinem Ast hin und her.
    „Mein Bogen!“, schrie er. „Wirf mir den Bogen hinauf.“
    Nocona hielt schwer atmend inne. Die Waffe seines Sohnes lag am Fuß des Baumes, doch er machte keine Anstalten, sie ihm zu geben. Der Rausch überwältigte ihn. Vertraut …und doch anders. So hatte er sich schon einmal gefühlt. Damals, als er die Trapper getötet hatte. Einen nach dem anderen. Kalt wie ein Blizzard, gnadenlos und erfüllt von einer Gier nach Blut, die ihm das Gefühl vermittelte, alles in dieser Welt b e stünde aus rohem, hassenswertem, triefendem Fleisch.
    Der Bär rannte auf ihn zu. L angsam, als dehn t e sich jeder Herzschlag zu e i ner Ewigkeit in die Länge. Der Himmel sank auf ihn herab. Die Welt pulsierte, als wäre sie der Brustkorb eines gewaltigen, atmenden Wesens. Alles wurde zu einer Einheit, nichts spielte mehr eine Rolle. Es gab kein Denken mehr und kein Fühlen. Er stand im Schatten eines Berges aus Fell und Fleisch. Geifer tropfte auf ihn nieder, Pranken mit Krallen, so lang wie seine Hand, schlugen auf ihn ein. Er duckte sich so langsam, wie ein Felsen wandert. Drehte sich weg von den zuschlage n den Klauen, zog das Messer aus dem Fleisch des Grizzlys und stieß sie nieder, als das Tier auf alle v iere niedersank und seine Enttä u schung hinausbrüll te . Tief in den Schädel hinein. Ein Knacken und Kni r schen durchdrang die pu l sende

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