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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Makahs He i mat aber stöhnte unter einer nie gekannten Kältewelle. Sara liebte die Sonne, und doch sehnte sie sich nach der kargen Weite der Great Plains, wo es nur den Wind, das Gras und ihre frei atmende Seele gab. Dort war sie zum ersten Mal zu Hause gewesen. Die wenigen Stunden, die sie vom Flug trennten, erschienen ihr wie eine Ewigkeit.
    „Lady“, schnarrte der Fahrer. „Verraten Sie mir eins?“
    „Nein.“
    „Hat es wehgetan, als Sie vom Himmel auf die Erde gefallen sind?“
    „Wie überragend einfallsreich.“
    „Wenn Sie kein Engel sind, müssen Sie jeden Tag literweise Butte r milch trinken.“
    Sie grinste, schloss die Augen und stellte sich vor, auf einem braun g e scheckten Pferd zu sitzen. Sie spürte den Wind in ihrem Haar und die raue Mähne, die gegen ihre Arme geweht wurde. Das Stakkato der Hufe erfüllte ihre Wahrnehmung. Sinnfreies Geplapper verlor sich im Ra u schen des Grases. Der Sog trug sie davon. Schnell und sanft. Und sie folgte ihm mühelos.
     

Cynthia, 1836
     
    W
    as hätte nur ihr Vater dazu gesagt?
    Sie saß vor einem Mann, der nichts weiter trug als e i nen Schurz aus Leder und einen Gürtel, an dem zwei Beutel und ein Messer hingen. Sie trug indianische Kleidung und saß auf einem Mustang. Sie lebte, wä h rend er tot war.
    Alles war so seltsam und unwirklich. Damals, als ihre kleine Schwester an den Pocken gestorben war, hatte Cynthia vor Schmerz kaum denken können. Genau wie im letzten Winter, als Silas den Hund ihrer Mutter in einem Anfall von Wut erschlagen und ihr damit das letzte Überbleibsel aus einem besseren Leben genommen hatte.
    Aber jetzt … was fühlte sie jetzt? Was hätte sie fühlen müssen? Es war, als wäre n der Überfall, das Feuer und die Toten nur Einbildung gewesen, ausgelöscht von der Verwirrung eines Traumes, dessen Schönheit nicht in ihr Leben passte. Doch das Ungeheuer lauerte im Schatten. Bald wü r de es über sie herfallen.
    Lerchen schwangen sich in den wolkenlosen Himmel, Sommerwind streichelte ihr Gesicht. Sie saß auf einem Pferd, das auf den Horizont zujagte, und wünschte sich, niemals zurückzukehren. Rückkehr bedeut e te, sich zu erinnern. Aber hier draußen war Vergessen. Ihre G e danken flogen wie die Vögel höher und höher und ließen alles Schlechte auf der Erde zurück.
    Wie gut sich das Leder auf ihrer Haut anfühlte, fast wie der teure Samt ihrer Mutter. Das Hemd reichte ihr im Stehen bis zu den Knien und war an den Seiten geschlitzt, sodass sie gut auf dem Pferd sitzen konnte, und zwar wie ein Mann. Mit einem Bein auf jeder Seite. Ihre Unterwäsche bestand aus demselben Leder, wobei es nicht mehr war als ein Stück desselben, das um ihren Unterleib gewickelt und verknotet war.
    Alle Geschichten, die sich um die Wilden drehten, sprachen von der Hölle auf Erden. Aber gab es in der Hölle bunte Zelte, spielende Kinder und Frauen, die ihr magische Steine schenkten? Ihre Finger umfassten die Moqui Marbles, streichelten sie, spürten Wärme und Trost.
    Der Pa s tor … die Decken … die Krankheit …
    Wer war böse und wer gut? Gedanken kamen. Erinnerungen, furch t bar wie zähnefletschende Ungehe u er. Nein! Nie wieder. Mutter war im Himmel, wo es niemanden gab, der sie schlug. Aber John … wie erging es John? Wenn ihr Bruder doch nur hier wäre. Der Gedanke, er könnte irgendwo allein mit seiner Trauer sein, schnürte ihr die Luft ab.
    „Konikpa kte shni yelo“, sagte der Mann hinter ihr. „Čiksuye shni yelo.“
    Diese Worte … genau diese Worte hatte der Junge zu ihr gesagt, bevor der Schuss alles zerstört hatte. Der Mann hielt sie mit einem Arm u m fangen, während der Zügel um seine freie Hand geschlungen war. Ein Halfter besaß der Mustang nicht, lediglich ein Seil aus Gras, das sich um seinen Unterkiefer schlang. Auch gab es kein Gebiss, weshalb das Maul des Tieres weich war wie Samt. Cynthia nahm ihre magischen Steine in eine Hand zusammen und streichelte den braunweißen Hals des Pferdes, fuhr durch seine Mähne und betete zum lieben Gott, er möge ihr verze i hen und sie vergessen lassen. Seit sie sich erinnern konnte, war es ihr Wunsch gewesen, wie ihr Bruder oder ihr Vater über die Prärie zu reiten, und jetzt, nachdem sie alles verloren hatte, wurde dieser Wunsch erfüllt. Gottes Wege waren seltsam, aber man sagte, keinen gehe man ohne Grund.
    „Können wir schneller reiten?“ Sie war überrascht von ihrem Mut. „Bitte?“
    „Ma K ȟ ahin? “
    Der Mann blickte auf sie hinab und lächelte. In

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