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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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allein da, weil ich hoffte, dass du zu mir kommen würdest. Und am Tag darauf, als die Hitze unerträglich war und wir beide im Fluss badeten, weißt du noch? Du bist mit den Mädchen stromabwärts geschwommen, ich und die anderen Jungen stromau f wärts. Irgendwann kamst du zu uns geschlichen und hast dich hinter einem Mesquitstrauch versteckt.“
    Ihr entfloh ein Keuchen. Sie wollte sterben vor Scham, hier und jetzt. Auf der Stelle. Wie ein dummes Waldhuhn hatte sie sich hinter einen Busch gehockt und g eglotzt. Im Geiste spielte sie die Möglichkeit durch, sich von der nächstbesten Klapperschlange totbeißen zu lassen. Was für eine Schmach, dass er ihr Versteckspiel entdeckt hatte .
    „Warum bin ich allein zurückgeblieben?“ , bohrte er weiter. „Warum bin ich den Jungen nicht ins Lager gefolgt?“
    Sie blieb stumm, zog das Fell bis über die Nase hoch und flehte die Erde an, sie zu verschlingen.
    „Ich wollte mit dir reden. Deshalb. Ich dachte, dass du hervorkommen würdest, wenn wir allein wären. Stattdessen hast du dich davongeschl i chen und bist mir den Rest des Tages aus dem Weg gega n gen.“
    „Warum hast du mich nie angesprochen? Warum hast du nie mit mir geredet?“
    „Warum hast du es nicht getan?“
    „Ich weiß es nicht. Es war … ich hatte … “ Das Wort Angst lag ihr auf den Lippen, doch sie würgte es hinunter. Niemand sollte wissen, dass sie Angst hatte. Am allerwenigsten Nocona. „Ich war nicht sicher, ob du meine Nähe dulden würdest.“
    „Du hast mir das Leben gerettet. Wir sind vereint, Naduah. Wie kön n te ich deine Nähe nicht wollen?“
    Er nahm sie bei den Schultern und fing ihren Blick ein. Seine Berü h rung, seine Nähe, seine Augen. Sie glaubte, den Verstand zu verlieren.
    „Schon gut“, raunte er. „Du hattest Angst. Genau wie ich.“
    Sein Lächeln rieb ihre Mauer aus Trotz und Scham bis auf die Grun d festen ab. Die Distanz zwischen ihnen schmolz dahin. Er kam näher, immer näher. Warmer Atem strich über ihre Lippen .
    Der trällernde Schrei einer Eule zerriss die Stille. Sie zuckte zusammen. War das nicht der Jagdruf der Quohadis? Das Zeichen für den Au f bruch? Die Antwort aus zahllosen Kehlen bestätigte ihren Verdacht. Sie hätte am liebsten laut aufgestöhnt. Ausgerechnet jetzt, wo ein Kuss so nah gewesen war.
    Nocona schüttelte sich, als wäre er aus einem Traum aufgewacht. Er nahm die Hände von ihren Schultern, zog den Umhang vom Ast und reichte ihn ihr . „Die Jagd beginnt. Komm, begleite mich.“
    Sie glaubte , ihren Ohren nicht zu trauen. Er wollte, dass sie an seiner Seite ging. Hier und heute, wo das gesamte Dorf ihr Beisammensein sehen würde. Noconas grauer Hengst graste unter einem Walnussbaum. Als er ihn am Zügel nahm, schmiegte das Tier den Kopf zutraulich an seine Brust.
    Sie schritt neben ihm her, den nassen Pelz unter einen Arm geklemmt. W ürdevoll für jeden, der sie nur flüchtig anblickte, nervös wie ein kleines Mä d chen für alle, die einen zweiten Blick riskierten. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als er ihre Hand umfasste, leicht und schwerelos, doch mit eindeutiger Botschaft. Blicke bohrten sich wie Eissplitter in ihren N a cken. Getuschel und Geflüster erhob sich. Längst war das g e samte Dorf auf den Beinen. Die Jäger bemalten ihre Pferde, prüften ihre Waffen, verabschi e deten sich von Frau und Kind. Jeder Anwesende, so erschien es, bedachte Nocona und sie mit erstaunten, überraschten oder verärge r ten Bl i cken.
    „Mögen die Bisons ewig wiederkehren.“ Es war der Spruch, den die Zurückbleibenden den Jägern mitgaben. Die Worte, mit denen Liebende sich verabschiedeten. Und diesmal schenkte sie ihren Segen jenem Mann, den sie seit ihrer Kindheit liebte. „Mögen sie die Erde bis zum Horizont bedecken und der Staub ihrer Hufe den Himmel verdunkeln. Ich flehe den Großen Geist an, dass er dich gesund zu mir zurückbringt.“
    Nocona schwang sich auf Cetans Rücken und lächelte ihr zu. Peta tauchte auf, mit einem prachtvollen Köcher aus Wolfspelz und einem Bogen beladen . Beides reichte sie ihrem Sohn, während der Schmerz einer Mutter in ihren A u gen brannte, die nicht wusste, ob sie ihr eigen Fleisch und Blut lebend wiedersehen würde.
    „Ich werde an dich denken, Naduah“, sagte Nocona. „Ich denke i m mer an dich.“
    Sie wollte diese Worte erwidern, wollte ihm sagen, was seit Jahren in ihrem Herzen brannte, doch die Männer drückten ihren Pferden die Hacken in die Flanken und stürmten davon.

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