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Nocturna - Die Nacht der gestohlenen Schatten

Titel: Nocturna - Die Nacht der gestohlenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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ein Teil von ihr immer noch, sie zu akzeptieren. Dann vergrub sie das Gesicht in der Hand und begann, lautlos zu weinen.

     
    Tigwid lehnte keuchend am Rand des Ganges und beobachtete, wie die Geisterherren gegen die Polizei ankämpften. Kairo, Laus, Fredo, Mart und Fuchspfennig richteten ihre Energiestöße auf verschiedene Schützen, doch es kamen immer mehr Blauröcke. Der einzige Grund, weshalb sie nicht alle schon festgenommen oder erschossen waren, war der, dass die Polizei von den vielen Verbrechern und Dieben abgelenkt wurde, die ebenfalls in den Kampf um den Untergrund verwickelt waren. Niemand wusste, wer zum TBK gehörte und wer nicht, sodass die Polizisten einfach jeden als mutmaßlichen Terroristen betrachteten.
    Neben Tigwid kauerten Zhang, Bonni und Emil, die wie er keine kampftauglichen Gaben besaßen. Die Angst stand ihnen deutlich ins Gesicht geschrieben. Tränen malten Spuren über Zhangs schmutzige Wangen.
    Plötzlich stieß Kairo einen Schrei aus und taumelte zu Boden: Eine Kugel hatte ihn im Oberschenkel getroffen. Tigwid und Zhang zerrten ihn rasch in Sicherheit.
    »Wir… müssen… weg hier!«, rief Fuchspfennig, schleuderte einen letzten Polizisten gegen die Wand und taumelte zu ihnen. Auch Mart, Laus und Fredo zogen sich einer nach dem anderen zurück. Zusammen flohen sie durch den Gang, bogen nach rechts ab, rannten gerade rechtzeitig in eine zweite Abzweigung, bevor die Kugeln eines Polizeitrupps sie durchsieben konnten.
    »Wo ist Erasmus?«, rief Zhang gegen den Lärm des Gefechts an.
    »Er wollte Loo in Sicherheit bringen - sie müssen in seinem Zimmer sein!«
    »Wie kommen wir dahin?«, schrie Laus verzweifelt.
    Fuchspfennig beschleunigte seine Schritte und rannte den anderen voran. »Ich kenne den Weg zur Geheimtür - mir nach!«

    Tigwid, der mit Mart zusammen Kairo stützte, rang nach Atem. Das Blut, das Kairo aus der Schusswunde quoll, tropfte ihm auf den Schuh. Wenn sie nicht schnell Collonta und den Grünen Ring fanden, waren sie alle verloren. Es war nicht schwer zu erkennen, dass die Dichter hinter dem Polizeiüberfall steckten. Wer auch immer vom Treuen Bund festgenommen wurde, würde gewiss nicht in einer Zelle landen, sondern in einem Blutbuch.
    Fuchspfennig führte sie geradewegs in eine Sackgasse. Kurz überkam Tigwid Panik - dann erkannte er im flackernden Licht der Lampe eine geheime Tür in der Wand. Sie war halb geöffnet.
    Sie schleppten sich das letzte Stück darauf zu und Kairo biss die Zähne zusammen. Fuchspfennig schob das Regal zur Seite und sie stürzten fast gleichzeitig ins Zimmer.
    Alles, was dann geschah, kam Tigwid vor wie in Zeitlupe. Eigentlich dauerte es nur Sekunden, bis er das erschrockene Luftschnappen hörte, den Kopf hob und Apolonia hinter dem Schreibtisch entdeckte; doch sein Gehirn verarbeitete diese Informationen mit lähmender Langsamkeit.
    Die anderen konnten schneller handeln. Ehe Tigwid recht begriff, dass Apolonia in Collontas geheimem Arbeitszimmer stand, hatten Fredo, Fuchspfennig und Zhang ihre Kräfte auf sie losgelassen. Mit einem Aufschrei wurde sie gegen die Bücherregale geschleudert und fiel zu Boden. Schon waren Fredo und Zhang über ihr, zerrten sie hoch und verdrehten ihr die Arme. Blut rann ihr aus der Nase, ihr Haar hing ihr strähnig ins Gesicht und rauchte an den Spitzen.
    »Wo sind Erasmus und Loo?!« Apolonia wäre hingefallen, hätte Fredo sie nicht gepackt.
    »Was tun wir jetzt mit ihr?«, fragte Laus ängstlich.
    »Erasmus und Loo sind nicht da, das heißt, wir müssen uns selbst um unsere Flucht kümmern«, erwiderte Fuchspfennig,
der bereits die Kisten mit dem Dynamit unter dem Schreibtisch hervorgeholt hatte und Mart und Emil zwei davon reichte. »Die Dichterin können wir umbringen oder einsperren, mitnehmen können wir sie nicht.«
    Fredo hielt Apolonia so grob vor sich, dass nicht schwer zu erkennen war, welche Option er bevorzugte.
    »Ich sage, wir bringen sie in einen Bunker. Wenn wir hier rauskommen, können wir sie als Druckmittel gegen die Dichter verwenden«, schlug Zhang vor. »Und wenn wir nicht rauskommen, Pech für sie. Wir werden dafür sorgen, dass niemand außer uns sie je finden wird.«
    »Dann ist das also klar.« Fuchspfennig nahm die letzte Kiste Dynamit und ging auf die Tür zu. »Beeilen wir uns.«
    Tigwid stand reglos neben dem Regal, als die anderen den Raum verließen. Als Fredo Apolonia an ihm vorbeistieß, schien es, als husche ein Lächeln über ihr Gesicht.
    »Jetzt … bin ich nicht

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