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Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Titel: Nocturne City 01 - Schattenwoelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Waterfront-Viertel festgenommen worden. Ich öffnete das Handschuhfach und zog eine Karte von Nocturne City raus, die über und über mit dicken Markerlinien und Notizen bedeckt war. Die unterschiedlich farbigen Linien markierten die Territorien verschiedener Gangs und Mafiaclans sowie die Einflussgebiete der Werwolfrudel. An dieser Karte arbeitete ich bereits, seitdem ich eine Uniform trug.
    Das Waterfront-Viertel war mit einer dicken, schwarzen Linie umrandet – es war Werwolfgebiet! Normalerweise führten die Rudel ihre Territorien mit harter Hand und duldeten keine Fremdlinge. Wenn Dmitri also in Waterfront dealte, bedeutete das entweder, dass er zu dem dort ansässigen Rudel gehörte, oder, dass er ein unglaublicher Süßholzraspler war. So oder so würde er dort bekannt sein.
    Ich verstaute die Karte wieder im Handschuhfach, zögerte eine kurze Sekunde, warf dann aber doch den Motor an und bog an der nächsten Abzweigung rechts auf den Leavenworth Boulevard ein – es war der schnellste Weg nach Waterfront und zu Dmitri Sandovsky.
    Umso weiter ich den Leavenworth Boulevard hinunterfuhr, desto mehr veränderte sich das Stadtbild. Statt verfallenden Ladenfassaden säumten nun umgebaute Reihenhäuser in ebenfalls bemitleidenswertem Zustand die Straße, und statt der Bettler schlurften erschöpfte Clubgänger die Bürgersteige entlang. Die Straße fiel erst ab, stieg dann aber wieder bergauf. An ihrem höchsten Punkt stand der Mond über der Siren Bay. Nachts konnte man die Frachtkräne und Container nicht sehen – die Millionen Lichter der Hochhäuser am Westufer der Bay lenkten die gesamte Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Wenn der Wind günstig stand, konnte man sogar erfolgreich den sauren Geruch des schmutzigen Hafenwassers ignorieren, der in Waterfront den Sauerstoff in der Luft zu verdrängen schien.
    Vor vielen Jahren hatte es einen Wendepunkt in der Geschichte der Stadt gegeben, als die Holz- und Edelmetallgeschäfte im Hafen Waterfront zu einer der prestigeträchtigsten Wohngegenden von Nocturne City gemacht hatten. Über Nacht hatten Millionäre dort Apartments, Hotels und Luxusvillen aus Holz hochziehen lassen. Die meisten dieser Gebäude waren dann entweder während der Hex Riots verbrannt oder von der Stadt für baufällig erklärt und abgerissen worden, als die wohlbetuchte Gesellschaft die Nachbarschaft nach den Riots räumte und die Werwölfe sich breitmachten.
    Für die meisten Menschen besaß Waterfront einen tödlichen Glamour. Es war für sie eine Art Miniaturausgabe von Dodge City mitten in Nocturnes ohnehin schon wild wucherndem Großstadtdschungel. Kurzum ein Viertel, wo jeder durchschnittliche Gangster unter Garantie jemanden findet, der noch schlimmer ist als er selbst. Während meiner Dienstzeit hatte ich Unmengen von Vorstadt-Tölpeln erlebt, die nach Waterfront zum Feiern gingen und das Viertel am nächsten Morgen als ausgeraubte, verprügelte oder in Leichensäcken verpackte Abenteuertouristen verließen. Immer wieder hatte ich die Aussagen von Rotz und Wasser heulenden Highschool-Tussis aufnehmen müssen, die sich nach ihrem Abschlussball noch ein bisschen in den Slums bei den wilden Typen vergnügen wollten und dann eine böse Überraschung erlebt hatten. In diesen Momenten hätte ich jedem einzelnen Werwolf der Gegend eigenhändig eine verpassen können. In ihren Augen mochte ich nur eine minderwertige Insoli sein, aber sie waren einfach nur ausgemachte Vollidioten.
    Ich parkte den Fairlane vor einem Wohnhaus, in dem ein Apartment vor den Hex Riots wahrscheinlich eine halbe Million Dollar gekostet hätte. Jetzt war das Gebäude unbewohnt und glich einem baufälligen besetzten Haus, das noch nicht mal mehr die beiden Penner betreten wollten, die auf der ramponierten Marmortreppe schliefen. Es verströmte einen solchen Gestank, dass es mich fast vom Bürgersteig fegte.
    Als ich vor dem Gebäude stand, dämmerte es mir, dass ich mich auf einer aussichtslosen Mission befand. Sandovskys letzte Verhaftung in dieser Gegend war fast ein Jahr her. Ein Typ seines Schlages würde sich nicht irgendwo niederlassen, sondern rastlos weiterziehen und nur schwer auffindbar sein. Er lebte wahrscheinlich auf der Straße und schlief nur in den Betten von Frauen, die er für eine Nacht besuchte. In meinem alten Leben waren solche Typen genau mein Kaliber gewesen – und wenn man sich so einen angelte, gab es meistens Motorräder, Knarren und Haftbefehle gratis dazu.
    Ich ging die Straße

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