Nocturne City 01 - Schattenwoelfe
gerade sagen, was ich für dich tun kann.“
Sein Gesicht schien durch sein übermäßiges Grinsen fast zu zerspringen. Freu dich nur, Sandovsky. Das wird die glücklichste Nacht deines Lebens.
„Hübsche, mir würde es viel besser gefallen, dass du mir sagst, was ich mit dir anstellen soll.“
Oh, er war verdammt gut. Ich hätte wetten können, dass sein Schlafzimmerblick und diese Reibeisenstimme allein schon ausreichten, um den meisten Girls in Nocturne City einen feuchten Slip zu bescheren. Bei mir wirkte es jedenfalls …
Konzentration, Luna. Sexualmörder in zwölf Uhr! Nicht gerade jemand, den du auch nur im Entferntesten attraktiv finden solltest. Außerdem ist es an der Zeit, hier bald zu verschwinden, bevor seine Kumpel wittern, was du wirklich bist.
Ich kicherte etwas und schob meine Hand auf seinen Oberschenkel. Hart und muskulös – als würde ich über Stahl streichen.
„Sollen wir vielleicht irgendwohin gehen?“
Dmitri nahm einen lässigen Schluck aus seiner Flasche und meinte: „Du kannst mir auch hier drinnen dreckige Sachen erzählen.“
Verdammt noch mal!
Ich beugte mich zu ihm hinüber, sodass meine Lippen fast die seinen berührten, und flüsterte: „Erst führe ich dich zum Bett, drück dich in die Kissen, setze mich breitbeinig auf dich und dann …“, ich löste die Handschellen von meinem Gürtel und ließ sie vor Sandovskys Gesicht hin und her baumeln, „… nehme ich dich fest, fessel dich und bring dich aufs Revier.“
Sandovsky fielen fast die Augen aus dem Gesicht. „Was, zum Teufel, soll das werden?“, schrie er mich an.
„Dmitri Sandovsky, ich nehme Sie fest wegen Mordes an Lilia Desko“, antwortete ich schroff. „Umdrehen und Hände auf die Theke.“
Ich wollte gerade meinen Spruch loswerden, dass er die Aussage verweigern könne, als er begann, mich auszulachen. Er lachte so heftig, dass das Bier in seiner Hand aus der Flasche schäumte.
„Süße, das ist wirklich eine großartige Nummer, aber ich glaube, du hast den Bogen etwas überspannt. Du bist kein Cop. Du bist nur eine erbärmliche Insoli. Und wenn du ein Cop wärst, würdest du in dieser Bar hier ganz schön in der Scheiße sitzen.“
„Pass mal auf, Süßer“, sagte ich und knallte dabei kraftvoll meine Dienstmarke auf den Tresen, um den Schock zu überspielen, dass er mich als Insoli enttarnt hatte, „das ist keine Fantasie. Ich bin ein Cop, und der Einzige, der hier wirklich in der Scheiße sitzt, sind Sie.“ Plötzlich schoss mir das schwarze Loch, die grauenhafte Wunde in Lilias Hals durch den Kopf, und mein Ton wurde noch härter, weil vor mir der Mann stand, der ihr allem Anschein nach die Kehle herausgerissen hatte. „Hände auf die Theke. Sofort!“, fuhr ich ihn an.
Sandovsky schaute auf die Marke, dann auf mich, dann wieder auf die Marke.
„Lilia Desko sagen Sie?“, fragte er schließlich.
„Korrekt“, antwortete ich.
„Lilia ist tot?“
„Keine Ahnung, Sandovsky. Sollten Sie eigentlich besser wissen als ich, da Sie sie ja offenbar umgebracht haben.“
„Wann?“
„Hände hoch und Klappe halten“, blaffte ich ihn an. „Sie haben das Recht zu schweigen. Nutzen Sie es lieber.“
Ich hatte eigentlich erwartet, dass er wütend würde, mich anbrüllen oder eine Keilerei mit mir anfangen würde. Stattdessen begann er am ganzen Körper zu zittern, und im nächsten Moment schössen ihm Tränen in die Augen.
„Lilia ist tot“, stammelte er, als würde er dem Inhalt der Worte, die er da sagte, nicht glauben können.
„Ja, Mr Sandovsky, das ist sie“, antwortete ich und versuchte dabei, seinen Arm zu greifen, um ihm die Handschellen anzulegen. Doch im nächsten Moment schlug er wie wild um sich und wischte dabei eine ganze Batterie Bierflaschen vom Tresen. „Verdammt!“, schrie er und fiel auf die Knie. „Sie kann nicht tot sein!“
Wahre Trauer ist nur schwer zu spielen. Eigentlich ist es sogar absolut unmöglich, dass ein einen Meter fünfundneunzig großer Biker-Werwolf vor seinem gesamten Rudel schluchzend zusammenbricht, wenn nicht etwas außergewöhnlich Schreckliches passiert ist.
„Mr Sandovsky?“, fragte ich vorsichtig. „Ich muss Sie jetzt mitnehmen.“
Als er zu mir aufblickte, konnte ich sehen, wie es in seinem Hirn arbeitete – wie er seine Chancen abwog.
Dann stand er langsam auf und legte seine großen, narbigen Hände auf den Tresen. Ich griff mir seine Rechte und zog sie hinter seinen Rücken. Etwas brutaler als nötig, aber das mit der
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