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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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nachgrübeln, wie sie wohl sterben werden.
    Zugegeben, ganz so schlimm stand es noch nicht um mich, aber ich war definitiv paranoider, als ich es mir jemals hätte träumen lassen. Bei Dr. Merriman war ich wegen posttraumatischem Stress behandelt worden, aber sie hatte weder irgendeine Ahnung von den tatsächlichen Ereignissen, noch davon, wie Asmodeus mit mir geredet hatte, kurz bevor ich Duncan getötet und den Dämon befreit hatte. Im Endeffekt war ich diejenige, die dadurch einen schrecklichen uralten Dämon entfesselt hatte. Und ich war es auch, die jetzt damit leben musste, dabei jemanden getötet zu haben. Als Wölfin zwar, aber es war bei Weitem keine so glasklare Angelegenheit wie damals, als

ich in meinem ersten Jahr im Morddezernat dazu gezwungen gewesen war, einen Verdächtigen zu erschießen. Diesmal hatte ich der Wölfin freie Hand gelassen und getötet … und es war nicht das erste Mal gewesen.
    „ Was ist Ihrer Meinung nach der Grund dafür, dass Sie wieder und wieder an diesen Moment denken müssen?“, hatte mich Dr. Merriman gefragt, als sie mir gegenübersaß und langsam die Kappe ihres Füllfederhalters durch ihre Finger wandern ließ.
    Ich fixierte einen Punkt über ihrer linken Schulter und versuchte, die Titel der Bücher zu lesen, die sie in ihrem Wandregal angehäuft hatte, um Gott weiß wen zu beeindrucken. Merrimans Alltagsgeschäft bestand aus der Behandlung von normalen Polizisten, die wegen Selbstvorwürfen, weil sie im Dienst jemanden getötet hatten, wegen Suizidgedanken oder Scheidungen zu ihr kamen. Sie hatte keine Ahnung von Werwölfen, und bei unseren Sitzungen konnte ich jedes Mal den Schweiß ihrer Nervosität riechen, der die Bluse an ihrer Haut kleben ließ.
    „Fühlen Sie sich wegen dem schuldig, was mit Mr Duncan passiert ist?“
    „Ich? Schuldig? Auf keinen Fall“, schnaubte ich und setzte ein düsteres Lächeln auf, um ihr zu zeigen, was für ein harter Cop ich war. Merriman war zwar eine miese Seelenklempnerin, aber selbst sie durchschaute mein Theater.
    „Warum beschäftigen Sie sich dann immer wieder mit seinem Tod, Luna? Woher kommt dieser Zwang, sich immer wieder in derartige Situationen zu bringen, obwohl Sie wissen, wie gefährlich sie sind?“
    Und genau, wie sie es wahrscheinlich erwartet hatte, explodierte ich bei der Frage: „Was zum Geier soll ich darauf antworten, Dr. Merriman? Wollen Sie, dass ich jetzt tief seufze, auf meine Füße starre und zugebe, dass ich ein Adrenalinjunkie bin? Dass ich erst im Chaos richtig aufblühe und mich an den Bildern von Tod und Vernichtung, die ich mit mir hemmt rage, ergötze? Denken Sie vielleicht, ich weiß nicht, dass mein Verhalten selbstzerstörerisch ist?“
    Dr. Merriman lächelte nur und machte sich eifrig Notizen. Endlich. Nach drei Monaten voller Sitzungen, in denen ich nur Ausflüchte und stereotype Antworten geliefert hatte, wie es Cops nun einmal tun, wenn sie über Todesfälle während ihrer Arbeit reden müssen, hatte ich ihr nun ein paar brauchbare Brocken hingeworfen. „Wenn ich ehrlich sein soll, Luna, glaube ich, dass Sie erst zufrieden sein werden, wenn alles um Sie herum in Flammen aufgeht“, sagte sie abschließend.
    Ich verließ ihr Büro in der psychiatrischen Klinik von Cedar Hill. Die letzten beiden Sitzungen, die wir noch gehabt hätten, ließ ich ausfallen. Zu viele Leute hatten in der Vergangenheit schon in mein Innerstes geschaut, aber Dr. Merriman wollte ich auf keinen Fall gestatten, so lange in meinem Kopf herumzukramen, bis sie etwas fand, das sie mir dann vorhalten konnte.
    Nachdem ich mich die Treppe hinaufgeschleppt und bei jeder Stufe gegen unliebsame Erinnerungen angekämpft hatte, ging ich unter die Dusche und ließ mich so lange berieseln, bis die Haut an meinen Fingern schrumpelig wurde. Dann trocknete ich mich ab und streifte meine Schlafsachen über, die aus einer bequemen Jogginghose und einem abgewetzten Sweater bestanden. Ich schaltete die Lampe aus und blickte gedankenversunken auf das Mondlicht, das durch das Rankgitter vor dem Fenster ins Zimmer fiel. Erinnerungen an die goldenen Augen des Dämons und die Schreie von Alistair Duncan hielten mich noch eine Weile wach, und als ich dann endlich einschlief, wälzte ich mich in blutigen Träumen.
    Um Punkt vier Uhr morgens wachte ich mit dem sicheren Gefühl auf, dass gerade jemand das Haus betrat. Erst hörte ich das Klappen der Fliegenschutztür, dann, wie jemand vorsichtig die Haustür hinter sich zuzog und

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