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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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allein und ohne Hilfe darauf zu warten, dass sich die Wölfin in mir nach außen kehrte. Im Dienst war zumindest mein Kopf so sehr beschäftigt, dass sich meine Gedanken nicht andauernd um dieses Thema drehten.
    Im Vernehmungszimmer saß der Junkie mit Handschellen gefesselt an einem Tisch. Anscheinend döste er, denn sein Kopf war so weit nach vorn gesunken, dass sein Kinn auf der Brust auflag. Ich trat von hinten gegen sein Stuhlbein. „Aufwachen, Sie Spinner!“
    Neben seinem Körpergeruch kroch mir noch ein Parfüm in die Nase, das von der anderen Seite des Einwegspiegels kam und mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Stand Morgan etwa dort und beobachtete mich? Mit einem düsteren Lächeln trat ich an den Spiegel und zog den Vorhang zu, um die Pläne desjenigen auf der anderen Seite – wer auch immer es sein mochte – zu durchkreuzen. Dann wandte ich mich wieder dem Junkie zu.
    „Wie heißen Sie?“
    „Edward“, antwortete er mürrisch.
    „Hat man Sie über Ihre Rechte aufgeklärt, Edward?“
    Er ließ seine funkelnden braunen Augen über meinen gesamten Körper wandern, bis sein Blick schließlich mit einem breiten Grinsen an meinem Gesicht hängen blieb. „Schicker Haarschnitt, Officer.“
    Edward hatte wahrscheinlich geahnt, dass seine Provokation nicht ohne Antwort bleiben würde. Im Bruchteil einer Sekunde hatte ich mit meiner Hand seinen Kehlkopf umschlossen und schleifte ihn auf seinem Stuhl so schnell rückwärts, dass die schwarzen Stuhlbeine Abriebspuren auf dem Linoleum hinterließen. Als ich dann seinen Hinterkopf gegen die Wand rammte, knallten seine gelben Zähne beim Aufprall mit einem fiesen Geräusch aufeinander. Hin und wieder war es doch von Vorteil, ein Werwolf zu sein und über eine übermenschliche Körperkraft zu verfügen.
    „Hör mir mal zu, du drogenabhängiges Stück Dreck“, knurrte ich in sein Ohr. „Einen Polizisten anzugreifen ist ein schweres Verbrechen, und ich glaube kaum, dass der Richter deinen Junkiearsch in eine dieser komfortablen Entzugskliniken stecken wird.“
    Edward würgte und rang nach Luft, aber ich wusste, dass er nur simulierte, da mein Griff um seine Kehle nicht fest genug war, um ihm tatsächlich die Luftröhre zuzudrücken – auch wenn ich dazu nicht übel Lust gehabt hätte.
    „Wer ist dein toter Freund?“, fragte ich. „Sag es mir lieber jetzt, dann werde ich schauen, dass es die Staatsanwaltschaft bei einer minder schweren Straftat belässt.“ Das war natürlich nur leeres Gerede, da meine Beziehungen zum Büro des jetzigen Bezirksstaatsanwalts quasi nicht existent waren, nachdem ich seinen Vorgänger vor drei Monaten getötet hatte.
    „Sie können mir sowieso nicht helfen“, krächzte Edward. „Sie sind doch nichts weiter als eine dieser gebissenen Schlampen!“
    Dass er mich als Werwölfin erkannt hatte, überrumpelte mich vollkommen, und ich ließ ihn los. Er grinste erneut und ließ seine Augen nervös durch den Raum wandern. Als sie zur Ruhe kamen, hatte er den Kopf wieder gesenkt und fixierte seinen Schoß. „Er hat das Gift in seinen Venen gespürt …“, murmelte er plötzlich. „Er hat mit leeren Augen gesehen.“
    Ich unterdrückte einen Seufzer und fuhr mir mit der Hand über die Stirn. Das kryptische Gelaber eines Junkies war genau das, was ich in meiner ersten Vernehmung seit meiner Dienstpause überhaupt nicht brauchen konnte. „Was redest du da für ein Zeug, Mensch?“
    Sein Kinn ruhte wieder auf seinem Brustkorb, und er brabbelte vor sich hin. „Leere Augen … uns alle. Er sieht uns alle.“
    Großartig! Es lief wirklich prächtig. Mit etwas Glück würde er als Nächstes einen manischen Singsang anstimmen und wie der kleine Danny in Shining „REDRUM“ an die Wand kritzeln.
    „Er sieht uns alle!“, stöhnte Edward erneut. Als ich nach ihm griff, um ihn in eine Arrestzelle zu stecken, hob er den Kopf, und unsere Blicke trafen sich. „Sie sieht er auch, Detective“, sagte er in einem Ton, bei dem man hätte glauben können, er sei bei klarem Verstand.
    Ich packte seinen Arm und zog ihn von seinem Stuhl hoch. „Ja, sicher doch. Los jetzt, wir gehen!“
    Edward ließ sich zwar von mir bis zum Empfangstresen führen, weigerte sich aber, auch nur ein Wort mit Rick zu sprechen, als der seine Daten aufnehmen wollte. Unfähig, Edwards Wahnsinn weiter zu ertragen, übergab ich ihn an einen der umstehenden Polizisten und lehnte mich gegen den Metalldetektor. „Kann mir irgendjemand mal erklären, warum ich

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